PRESSEMITTEILUNG
7 Prozent mehr Geld für Kaufkraft und Konjunktur

Vorstand empfiehlt Tarifforderung: Beschäftigte brauchen deutlich höhere Entgelte gegen dauerhaften Preisdruck +++ Attraktivitäts-Turbo für die duale Ausbildung und soziale Komponente für untere Einkommen +++ Demokratie- und Ehrenamts-Zeit: Arbeitgeber sollen Engagement Beschäftigter honorieren

17. Juni 202417. 6. 2024


Frankfurt am Main – Für die 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie fordert die IG Metall deutlich mehr Geld. Mit Blick auf ein anhaltend hohes Preisniveau empfiehlt der Vorstand der Gewerkschaft 7 Prozent höhere Entgelte für zwölf Monate. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 170 Euro überproportional angehoben werden. Eine soziale Komponente soll zudem Druck von unteren Entgeltgruppen in den Betrieben nehmen. Nach Befragungen von 318.000 Beschäftigten und engagierten Diskussionen hat der IG Metall-Vorstand den regionalen Tarifkommissionen dieses Forderungspaket vorgeschlagen. Begleitet werden sollen die Geldverhandlungen im Herbst von einer Debatte über das Thema Arbeitszeit.

Mehr Geld insbesondere für untere Einkommen und Jugend nötig

Die Forderung für deutlich mehr Geld begründet der IG Metall-Vorstand mit der wirtschaftlichen Lage der Branche. Tarif-Vorständin Nadine Boguslawski: „Die Unternehmen verfügen über ein komfortables Auftragspolster, die Beschäftigten müssen ranklotzen.“ Die Auftragsbücher seien derzeit über einen Monat länger als normal gefüllt. Auch wenn die Inflationsrate sinke, bleibe der Preissockel an den Kassen hoch. Boguslawski: „Die Einmalzahlungen der Arbeitgeber vom letzten Tarifabschluss hat die Inflation aufgefressen. Die Beschäftigten haben einen monatlichen Dauerausgleich und eine Anerkennung ihres Einsatzes verdient.“ Die Konjunktur brauche zudem eine stärkere Binnennachfrage als Stütze.

Im Tarifergebnis besonders berücksichtigt wissen möchte der IG Metall-Vorstand die unteren Einkommensgruppen in den Betrieben. Mit einer sozialen Komponente sollen die Entgelte dort bessergestellt werden.

Ein „Attraktivitäts-Turbo“ für die duale Ausbildung soll insbesondere für Auszubildende und Dual Studierende die gestiegenen Lebenshaltungskosten abfedern. Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall: „Mit diesem Attraktivitäts-Turbo bekommen die Unternehmen motivierten und mobilen Nachwuchs. Und die Auszubildenden können sich auf ihre Ausbildung konzentrieren und müssen nicht nebenher jobben – so wie es im Moment jeder dritte Azubi machen muss, um über die Runden zu kommen.“  

Realistischer Blick auf Betriebe und Beschäftigte

Verständnis zeigte IG Metall-Chefin Benner für die volatile Lage einzelner Unternehmen. Diese dürfte aber nicht über die Solidität der Branche insgesamt und die verbesserten Konjunkturprognosen hinwegtäuschen. „Unsere Tarifpolitik zeichnet Verlässlichkeit und Verantwortung aus.“ Mit ihren Forderungen beweise die IG Metall Augenmaß. „Unter der Lage einzelner Firmen dürfen aber nicht alle Beschäftigten der Branche leiden. Für uns zählen die Realitäten in den Betrieben und der Respekt gegenüber den Beschäftigten.“ Neben einer guten Tarifpolitik sei in Deutschland eine aktive Industriepolitik für die Zukunft des Standorts und für die Sicherung von Beschäftigung gefragt: „Da tun wir, was möglich ist. Aber Industriepolitik ist Aufgabe der Regierung.“

Kürzere Arbeitszeiten für gesellschaftliches Engagement

Als weiteres Thema der anstehenden Tarifrunde ruft die IG Metall die Verteilung der Arbeitszeiten auf. Angesichts der persönlichen Belastungen der Beschäftigten müssten die Arbeitgeber das Engagement mehr wertschätzen. Ein Instrument dafür könnten weitere bezahlte Freistellungen sein. Tarif-Vorständin Boguslawski: „Die Ausweitung der bestehenden Wahloption auch hin zu einer Demokratie- und Ehrenamtszeit oder eine Verbesserung der bestehenden Regelungen wäre ein wertvoller Beitrag der Unternehmen, gesellschaftliches Engagement aktiv zu unterstützen.“

Die endgültige Forderung für die Metall- und Elektroindustrie beschließt der IG Metall-Vorstand nach den regionalen Tarifkommissionen (21. Juni) am 9. Juli. Die Verhandlungen in den bezirklichen Tarifgebieten beginnen Mitte September. Der Entgelt-Tarifvertrag läuft am 30. September aus. Die Friedenspflicht endet mit dem 28. Oktober 2024. Tarif-Vorständin Boguslawski: „Wir gehen selbstbewusst und sachgerecht in die Tarifrunde 2024.“

 

Präsentation zur Forderungsempfehlung

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