PRESSEMITTEILUNG
Ausbildungsstudie: Industrie-Unternehmen gefährden ihre Zukunft

Betriebe geben weniger Azubis eine Chance +++ 2019 wurden 10.000 mehr junge Menschen in IG Metall-Berufen ausgebildet +++ Urban: „Gefährlicher Mix aus blockierter Industriepolitik und fehlender Weitsicht der Unternehmen“

13. Februar 202513. 2. 2025


Frankfurt am Main – Die mangelhaften Investitionen von Unternehmen und Politik in die Zukunft der Industrie in Deutschland bekommen insbesondere junge Menschen zu spüren: 2024 konnten insgesamt 2500 junge Menschen weniger einen Ausbildungsvertrag unterschreiben als im Vorjahr. Branchenübergreifend und bundesweit gab es 2024 erstmals wieder mehr unversorgte Jugendliche, die sich suchend an die Arbeitsagenturen gewendet haben, als offene Ausbildungsstellen.

In den für sie wichtigen Berufen verzeichnet die Industriegewerkschaft sogar 3600 weniger neue Auszubildende. Zum Vergleich: 2019 erhielten 10.000 mehr junge Menschen einen Ausbildungsvertrag als heute. Das ergibt die Studie „Ausbildungsbilanz 2024“ der IG Metall.

Geringe oder gar keine Ausbildung ist „wirtschaftlicher Suizid“

IG Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban warnt vor einer negativen Entwicklung: „Wir erleben einen gefährlichen Mix aus blockierter Industriepolitik und fehlender strategischer Weitsicht in den Unternehmen. Der Ausbildungsmarkt verharrt auf niedrigem Niveau. Unternehmen investieren hier zu wenig in sich selbst und zu wenig in die Fachkräfte der Zukunft. Wenn Unternehmen weniger junge Menschen oder gar niemanden ausbilden, ist das wirtschaftlicher Suizid. Und sie berauben die Jugendlichen ihrer beruflichen Perspektiven. Eine mangelhafte Industriepolitik provoziert zudem eine frustrierte junge Generation.“

Deutlich abgenommen hat im beruflichen Bereich der IG Metall die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in den IT-Berufen (minus 1600) und der Kaufleute und Logistik (minus 2500), Metall- und Elektroberufe sowie Konstruktionsberufe stagnierten. Positive Entwicklungen gibt es weiterhin in Handwerksberufen (+ 612).

Unternehmen brauchen Produkt- und Personalstrategie

Urban: „Die Unternehmen müssen endliche eine aktive Produkt- und Personalstrategie entwickeln. Das muss die Politik durch eine aktive Industriepolitik für den Standort begleiten.“ Der IG Metall-Vorstand fordert von der nächsten Bundesregierung, einen garantierten Zugang zu einer vollqualifizierenden beruflichen Erstausbildung für Jugendliche.

Die IG Metall kritisiert dabei ein zu geringes Engagement der allermeisten Unternehmen: Nur noch 19 Prozent aller Betriebe bilden Nachwuchs aus, vier Fünftel also nicht. Gleichzeitig sinkt in den Betrieben die Zahl der Auszubildenden gemessen an der Gesamtzahl aller Beschäftigten: Aktuell kommen in den Branchen der IG Metall auf 100 Beschäftigte in ausbildenden Betrieben nur noch gut 4 Azubis. 2019 waren es noch 5 Azubis je 100 Beschäftigten.

 

Hinweis: Die „Ausbildungsbilanz 2024“ der IG Metall finden Sie zum Download hier.

Pressemitteilungen abonnieren