PRESSEMITTEILUNG
Betriebsrätebefragung: Wirtschaftliche Lage gut, Fachkräftemangel immer größeres Problem

70 Prozent bewerten wirtschaftliche Aussichten als gut oder sehr gut. +++ Fachkräftemangel ist in vielen Branchen der Industrie angekommen +++ Jörg Hofmann: „Länger und mehr arbeiten ist keine angemessene Antwort auf den Fachkräftemangel.“

20. April 202320. 4. 2023


Frankfurt – Der Fachkräftemangel stellt immer mehr Betriebe im Organisationsbereich der IG Metall vor große Probleme. Das Handwerk klagt schon lange über fehlende Fach- und Arbeitskräfte, inzwischen ist das Problem auch in vielen Industriebranchen angekommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung von mehr als 2.500 IG Metall-Betriebsräten.

Mit mehr als 83 Prozent der befragten Betriebsräte bestätigt eine deutliche Mehrheit, dass es zumindest teilweise schwierig ist, genügend geeignete Fach- bzw. Arbeitskräfte zu gewinnen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) berichtet sogar von großen Problemen in ihrem Bereich. Besonders dringlich ist die Situation im Handwerk: Hier schätzt die Hälfte der Befragten das Problem als groß ein. In anderen Branchen wie Maschinenbau, Fahrzeugbau oder Elektrotechnik sind es jeweils rund ein Drittel.

„Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist in der Breite der Industrie angekommen und betrifft – mit Abstufungen – inzwischen jede Branche. Es ist höchste Zeit, dass sich die Arbeitgeber auf diese neue Normalität einstellen und mit geeigneten Instrumenten darauf reagieren“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Länger und mehr arbeiten sei jedenfalls keine angemessene Antwort auf diese Herausforderung. Vielmehr gehe es darum, sich bei Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten stärker auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einzustellen, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. „Als IG Metall werden wir uns weiterhin für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen, das heißt auch für höhere Löhne und für Arbeitszeiten, die zum Leben passen“, so Jörg Hofmann.

Tatsächlich hatten 45 Prozent der Befragten als Ursachen für den Fachkräftemangel im Vergleich wenig attraktive Entgelte und Arbeitsbedingungen angegeben. Auch hier sticht wieder das Handwerk heraus. Das überrascht nicht: Starke körperliche Belastung, mangelnde Tarifbindung und wenig gesellschaftliche Anerkennung gehören seit langem zu den Aspekten, die die Arbeitsbedingungen im Handwerk negativ beeinflussen.  Häufig genannt werden als Ursachen außerdem zu wenig Ausbildung (31 Prozent) und unzureichende Weiterbildungsmöglichkeiten (26 Prozent).

Um dem Fachkräftemangel wirksam entgegenzutreten ist aus Sicht der IG Metall auch die Politik gefordert: Es braucht eine bessere Kinderbetreuung, um die Erwerbstätigkeit insbesondere bei Frauen zu erhöhen, bessere Integrations- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeitslose und eine faire Fachkräfteeinwanderung.

Während die Fachkräftesituation branchenübergreifend als schwierig eingeschätzt wird, ist die Sicht auf die wirtschaftliche Lage des Betriebs überwiegend positiv. 70 Prozent der Betriebe bewerten die Aussichten für das kommende Halbjahr als gut oder sehr gut. Im Herbst 2022 waren dies noch 63 Prozent.

Gut drei Viertel der Betriebe berichten von derzeit unverändert guten oder sehr guten Zahlen in Bezug auf Auslastung (76 Prozent), Auftragsbestand (81 Prozent) und Auftragseingänge (74 Prozent). Ähnliches gilt für die Umsätze (73Prozent), während sich die Situation bei Gewinnen und Investitionen eher gemischt darstellt. Nur für 2 Prozent der Betriebe im Organisationsbereich der IG Metall besteht laut der Befragung ein hohes bis akutes Insolvenzrisiko für die nächsten drei Monate.

Insgesamt hat sich der vorsichtige Optimismus der vergangenen Monate also weiter gefestigt, die wirtschaftliche Situation wird auch im Ausblick als gut eingeschätzt. Während die deutsche Industrie und die Branchen der IG Metall durchaus vor großen Unsicherheiten und Herausforderungen stehen, dominiert in den Betrieben alles in allem doch die Zuversicht.

Die IG Metall hatte vom 20. März bis 6. April 2023 bundesweit Arbeitnehmervertretungen aus 2.508 Betrieben befragt. Diese Betriebe repräsentieren ein Beschäftigungsvolumen von insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten. Rund 70 Prozent der Betriebe sind dem Bereich Metall und Elektro zuzuordnen.

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