PRESSEMITTEILUNG
Energiekrise: IG Metall fordert schnelleren Ausbau der Wasserstoffwirtschaft

Jürgen Kerner: "Wasserstoff muss viel früher in deutlich größeren Mengen als gedacht zur Verfügung stehen" +++ Zweite Wasserstofftagung in Berlin

27. Oktober 202227. 10. 2022


Berlin – Angesichts der aktuellen Energiekrise fordert die IG Metall die Bundesregierung auf, die Kapazitätsziele für die Herstellung von grünem Wasserstoff deutlich zu erhöhen. „Wir müssen schneller auf Wasserstoff umsteigen“, so Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, anlässlich der zweiten Wasserstofftagung der Gewerkschaft in Berlin. „Seit dem russischen Angriffskrieg ist die sicher geglaubte Versorgung mit günstigem Gas schlagartig weggebrochen. Wir müssen darum schneller auf Erneuerbare umsteigen als geplant. Die Bundesregierung muss die nationale Wasserstoffstrategie jetzt anpassen, um die Energiesicherheit für den notwendigen klimagerechten Umbau unserer Industrie zu gewährleisten.“

Bis zum Jahr 2030 sollen in Deutschland Erzeugungsanlagen für grünen Wasserstoff (Elektrolysekapazitäten) von bis zu 10 Gigawatt entstehen. So ist es im Koalitionsvertrag festgelegt. Die IG Metall fordert nun eine Erhöhung dieser Kapazitätsziele auf 15 Gigawatt im gleichen Zeitraum. Dies ist notwendig, damit die ökologische Transformation der Industrie nicht ins Stocken gerät, ist die Gewerkschaft überzeugt.

Um die Klimaziele einhalten zu können, muss zum Beispiel Stahl – wie auch andere Erzeugnisse der Grundstoffindustrie – künftig im Direktreduktionsverfahren hergestellt werden: mit Wasserstoff und übergangsweise mit Gas. Doch diese Gasbrücke wird nun immer wackeliger, argumentiert die IG Metall. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zu einer Gasmangellage und entsprechender Verteuerung geführt, sodass Gas als Überganstechnologie faktisch ausfällt. Daraus folgt: „Wasserstoff muss viel früher in deutlich größeren Mengen als gedacht zur Verfügung stehen“, sagte Kerner.

Betroffen ist dabei nicht nur die Grundstoffindustrie, betonte Kerner: „Auch die Mobilitätsbranche mit ihren Nutzfahrzeugen, die Bahnindustrie, sowie Luft- und Schifffahrt sind auf Wasserstoff als Speichermedium und Antrieb angewiesen. Die benötigte Infrastruktur können unsere Maschinen- und Anlagenbauer liefern, sie haben das nötige Knowhow. So sichern wir auch die nationale Wertschöpfungskette und die nötige Infrastruktur.“

Die Bundesregierung müsse jetzt nicht nur die Kapazitätsziele erhöhen, sondern auch den Rahmen schaffen, damit diese Ziele erreicht werden können. Dazu gehört insbesondere ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien, schnellere Genehmigungsverfahren und ein zügiger Ausbau der Infrastruktur zum Transport von grünem Wasserstoff.

Die IG Metall hatte rund 100 Betriebsratsmitglieder zu Ihrer Wasserstofftagung nach Berlin eingeladen, um gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verbänden und Wissenschaft über die Auswirkungen der Energiekrise auf den Wasserstoffhochlauf zu diskutieren. Die Tagung fand im Rahmen der Wasserstoffinitiative der IG Metall statt, mit der sie das Thema im Sinne guter und zukunftsfähiger Arbeitsplätze auf politischer und betrieblicher Ebene vorantreiben will.

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