Pressemitteilung Nr. 25/2018
IG Metall: Handwerk muss für junge Menschen attraktiv werden

Damit sich die nächste Generation junger Beschäftigter im Handwerk gut aufgehoben fühlt, müssen viele Betriebe umdenken.

16. März 201816. 3. 2018


Frankfurt am Main – Damit sich die nächste Generation junger Beschäftigter im Handwerk gut aufgehoben fühlt, müssen viele Betriebe umdenken. „Junge Menschen im Handwerk sind engagiert, qualifiziert und innovativ, sie wollen gute Arbeitsbedingungen und mitbestimmt arbeiten“, sagte Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, auf der Bundeshandwerkskonferenz der Gewerkschaft am Freitag in Frankfurt. Die Konferenz steht unter dem Motto: „Das Handwerk von morgen gestalten wir.“

Viele Handwerksbetriebe können Fachkräfte nicht halten. Rund ein Drittel der Gesellen und Gesellinnen in den Metall- und Elektrohandwerken wandert in die Industrie ab, rund 30 Prozent gehen in andere Branchen. „Mit guten Arbeitsbedingungen, Tariflöhnen und mehr Mitbestimmung werden Handwerksbetriebe für junge Menschen interessant“, sagte Kutzner. Die anstehenden Betriebsratswahlen seien eine gute Gelegenheit, sich als attraktiver Arbeitgeber mit Betriebsrat zu präsentieren und mit Tarifbindung und guten Arbeitsbedingungen bei jungen Fachkräften zu punkten.

Die schwach ausgeprägte Tarifbindung – nur 30 Prozent der Beschäftigten fallen darunter – ist einer der Gründe für das geringere Entgeltniveau im Handwerk. Ein Vollzeitbeschäftigter verdient im Schnitt 3.217 Euro und damit 1.000 Euro weniger als im Durchschnitt der anderen Branchen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung der Ökonominnen Katarzyna Haverkamp und Kaja Fredriksen von der Universität Göttingen. Neben der geringen Tarifbindung sind nach Ansicht der beiden Wissenschaftlerinnen auch das niedrigere Qualifikationsniveau und die kleinbetrieblichen Strukturen im Handwerk für diese Entgeltlücke mit verantwortlich.

Mit starken Innungen und Innungsverbänden, die auch wieder Tarifverträge schließen, lasse sich das Lohnniveau anheben, sagte Kutzner. In den vergangenen Jahren haben sich viele Innungen und Verbände für Tarifverträge für nicht mehr zuständig erklärt. Die IG Metall fordert von der neuen Bundesregierung, die Handwerksordnung zu ändern, um die Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften und Innungen wieder zu stärken. „Der Ball liegt jetzt im Feld der Politik. Es ist ihre Aufgabe, Gestaltungswillen zu zeigen“, sagte Kutzner.

Die Politik ist nach Ansicht der IG Metall auch bei der EU-Dienstleistungskarte gefordert. „Die EU-Dienstleistungskarte birgt die Gefahr, dass Meisterbrief und Qualitätsstandards auf der Strecke bleiben“, kritisierte Kutzner. „Tariflöhne und Sozialstandards würden unterlaufen, Scheinselbstständigkeit würde sprunghaft zunehmen.“ Mit dieser Karte sollen nach dem Willen der EU- Kommission Handwerksleistungen leichter grenzüberschreitend erbracht werden können. Sie beruht auf dem Herkunftslandprinzip. Das heißt: Dienstleister unterliegen dann den Regelungen ihres Herkunftslandes, auch wenn sie in einem anderen EU-Mitgliedsstaat arbeiten. Die IG Metall fordert von der Bundesregierung, sich dafür einzusetzen, dass das Herkunftslandprinzip nicht angewendet wird. Am 22. März wird sich der Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments mit der Dienstleistungskarte befassen.

Auf der Bundeshandwerkskonferenz der IG Metall diskutieren Thorsten Schäfer-Gümbel, stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, und Ralf Kutzner mit Betriebsräten, Mitgliedern der handwerklichen Selbstverwaltung und Vertrauensleuten über die Perspektiven der Branche. Zudem geht es um die Frage, wie junge Menschen für das Handwerk und die IG Metall gewonnen werden können.

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