Digitale Pressemappe zur Pressemitteilung Nr. 40/2018
IG Metall: Transformation muss sozialen Fortschritt für alle bringen

Arbeitgeber werden aufgefordert, ihre Strategie offenzulegen +++ Ökologie, soziale Gerechtigkeit und Beschäftigung sind vereinbarte Zielgrößen +++ Forderung nach Recht auf Bildung und Weiterbildung – mehr Mitbestimmung für Betriebsräte +++ Digitale Infrastruktur muss öffentliches Gut werden

30. Oktober 201830. 10. 2018


Bonn – Die technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. „Aus technischem Fortschritt muss auch sozialer Fortschritt werden. Dazu braucht es eine Balance zwischen Ökologie, Innovation und Beschäftigung“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, auf dem Transformationskongress seiner Gewerkschaft am 30. Oktober in Bonn. An der zweitägigen Veranstaltung nehmen über 600 Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall teil.

Eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sieht Hofmann in einer Polarisierung zwischen Beschäftigten mit einfachen Routinetätigkeiten und Beschäftigten mit hohen Anforderungen an ihre Kreativität. Hofmann fordert eine Wende in der Arbeitsmarktpolitik mit einem Rechtsanspruch auf Bildung und Weiterbildung.


Klein- und Mittelständler vielfach noch unberührt

Auf dem Kongress werden Beispiele und Projekte aus Betrieben vorgestellt, an denen deutlich wird, wie der Wandel schon heute gestaltet wird, zum Beispiel bei den Themen Qualifizierung oder Schutz von Beschäftigtendaten.

Besonders Klein- und Mittelbetriebe hätten sich allerdings vielfach noch gar nicht mit der Nutzung neuer digitaler Technologien beschäftigt, sagte Rudolf Luz, Leiter des Funktionsbereichs Betriebspolitik beim IG Metall Vorstand. Luz: „Nur wenige haben erkannt, dass die Digitalisierung ein wichtiger Teil ihres Geschäftsmodells ist.“ Und Hofmann ergänzte: „Eigentum verpflichtet. Das heißt auch, an die Zukunft des Betriebes und der Beschäftigten zu denken. Wer heute noch keine Idee hat, wie es morgen weitergeht, spielt mit den Beschäftigten und ihrer Zukunft.“


Arbeitgeber müssen Strategien offenlegen

Um Klarheit über den wirtschaftlichen und technologischen Wandel zu schaffen, will die IG Metall bundesweit einen Transformationsatlas erstellen. Darin werden in den Betrieben Informationen zu Strategie, Investitionen, Innovationen und zur Qualifikation der Beschäftigten ermittelt. Der Atlas soll eine Bestandsaufnahme liefern, aus der hervorgeht, wie gut Betriebe auf den digitalen und ökologischen Umbruch vorbereitet sind. Dazu müssen die Arbeitgeber ihre Strategien offenlegen.

Die Transformation stellt auch die Tarifpolitik vor neue Aufgaben. Hofmann regte an, Regelungen zum Schutz vor den Folgen der Digitalisierung zu vereinbaren. Das könnten tarifliche Regelungen zur Personalentwicklung sein oder eine vom Arbeit-geber finanzierte berufliche Neuorientierung, wenn eine Weiterbeschäftigung im Betrieb nicht möglich ist. „Eine Geschichte des Gelingens hin zu einer ökologisch und sozial gerechten Wirtschaft und Gesellschaft ist bisher nicht erkennbar“, monierte Hofmann. Er fordert eine Industriepolitik, die diese Ziele nicht aus den Augen verliert. Sichere Arbeitsplätze, eine gesunde Umwelt, bezahlbare Mobilität und Energie seien keine Gegensätze.


Digitale Infrastruktur muss öffenliches Gut werden

Wenn die Transformation im Interesse der Beschäftigten erfolgreich sein soll, müssten Wertschöpfungsketten für die Zukunft hierzulande gesichert werden. Erforderlich sei dazu ein massiver Ausbau öffentlicher Investitionen in Bildung, aber auch in Infrastruktur.

Dies betreffe auch die digitale Infrastruktur. Hofmann: „Der Zugang zum Netz ist eine für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Miteinander wesentliche Voraussetzung. Daher muss die digitale Infrastruktur ein öffentliches Gut werden.“ Hofmann verwies weiter auf die große Abhängigkeit der europäischen Industrie von den Cloud-Giganten Google, Facebook und Co. „Wenn wir wollen, dass die Digitalprofite in gute Arbeit hier investiert werden, dann braucht es europäische Alternativen, die nicht nach den Gesetzen des Profits, sondern nach den Regeln allgemeiner Zugangsrechte, Transparenz und Datensicherheit organisiert sind.“

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