PRESSEMITTEILUNG
IG Metall-Umfrage: Betriebe verschleppen Zukunftsfragen – Investitionsschub dringend nötig

Investitionen: Jeder zweite Betrieb investiert zu wenig am Standort +++ Transformation: Nur knapp die Hälfte (48 %) hat eine Geschäftsstrategie +++ Benner: „Beschäftigte brauchen jetzt Sicherheit und Perspektiven. Unser Land braucht beherzte Investitionen.“

27. März 202427. 3. 2024


Frankfurt am Main – Unternehmen investieren in Deutschland zu wenig in die Zukunft. Das ist das Ergebnis einer aktuellen IG Metall-Umfrage unter Betriebsräten von 2.596 Firmen. Demnach investiert die Hälfte der Unternehmen (50 %) tendenziell zu wenig in die Standorte. In 20 Prozent der Fälle beklagen Betriebsräte sogar „deutlich zu wenig“ Investitionen. Die Umfrage repräsentiert Betriebe aus allen Branchen der IG Metall mit insgesamt über 1,48 Millionen Beschäftigten.

Das Risiko für Verlagerungen steigt: Statt die gegenwärtigen Herausforderungen aktiv anzugehen, stellen Unternehmen vermehrt Standorte und Beschäftigung in Frage. 31 Prozent der Betriebsräte sehen ein „hohes“ oder „eher hohes“ Verlagerungsrisiko von Beschäftigung ins Ausland – vier Prozent mehr als bei einer Befragung im Herbst 2023. Im Bereich des Fahrzeugbaus sehen 59 Prozent das Risiko „hoch“ oder „eher hoch“.

Mit Blick auf die Anforderungen der Energie- und Mobilitätswende sowie der Digitalisierung sehen die Betriebsräte derzeit in 36 Prozent der Betriebe zumindest teilweise einen Anpassungsbedarf des bisherigen Geschäftsfelds. Dabei braucht es eine klare strategische Zukunftsausrichtung der Unternehmen. Doch eine Transformationsstrategie lässt nur weniger als die Hälfte (48 %) der betroffenen Betriebe erkennen.

Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, sagte: „Unsere Umfrageergebnisse zeigen Licht und Schatten. Einige Unternehmen stehen sehr robust da, teilweise mit Rekord-Dividenden. Investieren im Inland, muss das Gebot der Stunde lauten. Die Beschäftigten brauchen Sicherheit und Perspektiven.“

Auch die jüngsten Haushaltskürzungen der Bundesregierung stehen in Konflikt zu einer angemessenen Planungssicherheit in der Transformation. Jeder siebte Betrieb (14 %) beklagt dadurch negative Auswirkungen auf den Standort, im Handwerk sogar jeder dritte (34 %). Zwar sorgte die Ampel im letzten Jahr auch für Entlastungen beim Strompreis für produzierende Unternehmen, jedoch bewertet knapp die Hälfte (47 %) der von den erhöhten Energiepreisen betroffenen Unternehmen diese Maßnahmen als nicht ausreichend. In der Stahlbranche sind es sogar mehr als zwei Drittel der befragten Betriebe (68 %).

Die Betriebsrätebefragung bestätigt zudem eine nochmalige Eintrübung der Konjunktur, die aber schwächer ausfällt als zuvor im Jahresverlauf 2023: Schätzten Betriebsräte im Herbst 2023 zu 54 Prozent die Aussichten in den Betrieben für die nächsten Monate noch gut und sehr gut, sind es jetzt noch 51 Prozent. Zuletzt fiel insbesondere der Konsum als Stütze der Konjunktur aus. Benner: „Wer der Rezessionsgefahr effektiv entgegenwirken möchte, braucht dieses Jahr wieder deutlich steigende Reallöhne.“

Weiter treibt die Betriebsräte die Sorge um knappe Fach- und Arbeitskräfte um. 82 Prozent der befragten Betriebe berichten aktuell zumindest von teilweisen Schwierigkeiten bei der betrieblichen Fachkräftesicherung. Trotzdem geht die Auszubildendenzahl bei 30 Prozent der Betriebe zurück und nur bei 14 Prozent der Betriebe steigt sie an. Benner: „Es ist Bewegung auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Wichtig ist jetzt, dass Unternehmen in die Weiterbildung von Beschäftigten investieren: für den eigenen Betrieb, für neue Geschäftsfelder oder für einen benachbarten Betrieb in der Region. Warum nicht über den eigenen Tellerrand hinausdenken?“ Dazu müssten auch die Betriebe die neuen Fördermöglichkeiten zur Qualifizierung ab 1. April nutzen.

Von der Politik fordert Christiane Benner verlässliche Rahmenbedingungen: „Die Politik muss sich klar zum Industriestandort bekennen. Die Regierung muss jetzt die richtigen Weichen stellen, um Deindustrialisierung zu vermeiden. Statt Schuldenbremse und Sparpaketen brauchen wir eine aktive Industriepolitik mit ambitionierten öffentlichen Investitionen, auch in Infrastruktur und Bildung.“  Für mehr private Zukunftsinvestitionen in den deutschen Betrieben fordert die IG Metall zudem gezielte und zugleich konditionierte Förderungen, die Investitionsanreize mit Beschäftigungssicherung, Standortgarantien, Tarifbindung und den Kriterien guter Arbeit verknüpfen.

 

Redaktionelle Hinweise: Die Befragungsergebnisse finden Sie im PDF.
Befragungszeitraum: 19. Februar bis 8. März 2024
Beteiligte Betriebe: 2596 (1,48 Millionen Beschäftigte)
Branchen: alle Branchen der IG Metall, darunter 72 % Metall-/Elektroindustrie und 11 % Handwerk

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