PRESSEMITTEILUNG
Maschinenbau-Umfrage: Trotz Wachstum fehlen Investitionen und eine zukunftsweisende Personalpolitik

Betriebsräte im Maschinen- und Anlagenbau blicken laut Befragung optimistisch in das Jahr 2023, Auftragseingänge stabilisieren sich auf +++ Personalpolitische Fehlentscheidungen und fehlende Investitionen gefährden Zukunft der Branche

7. März 20237. 3. 2023


Frankfurt am Main – Im Maschinen- und Anlagenbau sind wieder positive wirtschaftliche Zeiten angebrochen, auch wenn weiterhin Lieferkettenprobleme bestehen. Die Auftragslage ist aktuell und mit Blick auf die nächsten zwölf Monate sehr gut. Allerdings gefährden fehlende Ausbildungsplätze, ungenutzte Beschäftigtenpotentiale und unzureichende Investitionsausgaben, die nicht dem wirtschaftlichen Wachstum entsprechen, die Zukunftsaussichten. Auch Produktionsverlagerungen und kostenoptimierende Maßnahmen sind weiter auf der Tagesordnung. Damit gefährden die Betriebe die Zukunft der Branche am Industriestandort Deutschland. Das ist das Ergebnis des „Trendmelder 2023“, einer branchenweiten Betriebsrätebefragung der IG Metall.

„Der Maschinen- und Anlagenbau steht wirtschaftlich wieder gut da. Dieses Wachstum führt bei den Beschäftigten allerdings zu enormem Arbeitsdruck, ohne dass in den Betrieben personalpolitisch gegengesteuert wird“, fasst Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandmitglied der IG Metall, die zentralen Ergebnisse der Befragung zusammen. Es brauche endlich eine angemessene Personalpolitik. „Der Maschinen- und Anlagenbau muss angesichts des Fachkräftebedarfs mehr ausbilden und die Auszubildenden in unbefristete Arbeitsverhältnisse übernehmen.“ Dies müsse mit einer qualifizierten Personalplanung verbunden werden, die Weiterbildung für alle ermögliche sowie mit mehr Investitionen in den Industriestandort Deutschland, betont Lemb, der in seiner Funktion unter anderem die Branchenarbeit im Maschinen- und Anlagenbau verantwortet.

Auftragseingänge stabilisieren sich auf hohem Niveau

67 Prozent der befragten Betriebsräte bewerteten in der Befragung die aktuelle Auftragslage als sehr gut oder eher gut. 37 Prozent rechnen zudem in den kommenden zwölf Monaten mit weiter steigenden Auftragseingängen, 39 Prozent gehen von gleichbleibenden Auftragseingängen aus. 12 Prozent erwarten sinkende Auftragseingänge. Aufgrund der weiterhin bestehende Probleme mit der Materialversorgung bewerten nur 46 Prozent die Gewinne als sehr gut oder eher gut. 28 Prozent rechnen mit einer Steigerung der Gewinne in den kommenden zwölf Monaten, 42 Prozent gehen von einem gleichbleibenden und 14 Prozent von einem sinkenden Niveau aus. Für die Beschäftigten bedeutet die unsichere Lieferkettensituation angesichts des Fachkräftebedarfs, dass in 73 Prozent der Betriebe Mehrarbeit stattfindet und somit eine hohe Arbeitsbelastung besteht.

Fachkräftebedarf verschärft sich weiter

44 Prozent der Befragten rechnen mit steigenden Stammbelegschaften in den nächsten zwölf Monaten. Bei den Befristeten gehen 9 Prozent und bei den Leiharbeitenden 17 Prozent von einer Steigerung aus. Die Anzahl an Auszubildenden verharrt auf niedrigem Niveau. Obwohl 75 Prozent angeben, schwierig Fachkräfte zu finden, bieten nur 23 Prozent mehr Ausbildungsplätze an. Eine qualifizierte Personalplanung fehlt weiterhin in 81 Prozent der Betriebe. Zugleich nutzen die Betriebe bestehende Beschäftigungspotentiale nicht. Nur in jedem zehnten Betrieb sind die Voraussetzungen gegeben, dass Frauen einen gewerblichen Beruf erlernen. Und nur 14 Prozent der Betriebe ermöglichen Bewerbenden mit niedrigem und keinem Schulabschluss eine Ausbildung. „Die Betriebe verschärften durch eigene Fehlentscheidungen ihren Fachkräftebedarf“, warnt Wolfgang Lemb. Zugleich müsse die Branche mit unter 20 Prozent Frauenanteil attraktiver für Frauen werden. Auch in den Geschäftsführungen brauche es mehr weibliche Vorbilder. So geben 90 Prozent der Befragten an, dass der Frauenanteil in der Geschäftsführung zwischen 0 und 25 Prozent liegt.

Aufholjagd bei den Investitionen bleibt aus

Die erwartete Entwicklung von Investitionen und Investitionen in Forschung und Entwicklung hat sich im Vergleich zu 2022 wieder verschlechtert. 18 Prozent der Betriebe planen, die Investitionen zu steigern. Bei 64 Prozent der Betriebe verharren sie auf einem Niveau, bei dem nur 37 Prozent der Befragten die Investitionslage als sehr gut oder eher gut bezeichnen. Wolfgang Lemb: „Um stabile Zukunftsaussichten der Betriebe am Standort Deutschland zu gewährleisten sind dringend mehr Investitionen erforderlich."

Politik muss Anreize setzen

Um die Arbeitsplätze in Deutschlands beschäftigungsstärkster Branche zu sichern, muss nach Überzeugung der IG Metall auch die Politik den Industriestandort Deutschland und ihre Betriebsräte stärker unterstützen. So ist das für die Branche zentrale Service-Geschäft durch die Fachkräftesituation und politische Rahmenbedingungen gefährdet. 59 Prozent der Befragten glauben, dass verbesserte gesetzliche Regelungen den Fachkräftebedarf im Service mindestens zum Teil entspannen könnten. Wolfgang Lemb: „Es braucht weniger Bürokratie zu Reiseaufwendungen und Versteuerung von Auswärtstätigkeiten. Diese schreckt Beschäftigte ab, im Service tätig zu sein.“

Der Trendmelder ist eine seit 2017 jährlich im Frühjahr von der IG Metall durchgeführte Befragung von Betriebsrätinnen und Betriebsräten im Maschinen- und Anlagenbau. Er erfasst ihren Blick auf die Branche. In diesem Jahr wurde er um Fragen zur Fachkräftesituation ergänzt. An der aktuellen Befragung nahmen mehr als 510 Betriebsräte vom 16. Januar bis 10. Februar 2023 teil.

 

Trendmelder 2023: Zukunft ist durch fehlende Ausbildung in Gefahr

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