... und dem Verhandlungsgeschick von Betriebsrat und IG Metall.
300 Beschäftigte arbeiten im Lager- und Verteilzentrum von Schaeffler in Schweinfurt. Sie beliefern weltweit Kunden mit Wälzlagern aller Bauarten. Schon seit Jahren arbeitet das Management des Konzerns an einem neuen Logistikkonzept. 200 Millionen Euro will Schaeffler in den nächsten Jahren insgesamt in den Ausbau des europäischen Distributionsnetzwerks investieren, um Kunden schneller und zuverlässiger beliefern zu können. An sich nichts Schlechtes, finden auch Belegschaftsvertreter und Beschäftigte und unterstützen diese notwendige Zielsetzung.
Aber: Im Zuge dessen stand der Standort des neuen Europäischen Distributionszentrum (EDZ) Mitte ebenso zur Disposition, wie auch, ob die Schaeffler AG den Logistikbereich komplett ausgliedert.
„Eine Ausgliederung war für uns nicht akzeptabel. Darüber hinaus wollten wir, dass das neue Logistikzentrum in Schweinfurt, mindestens aber in der Region, bleibt“, sagt Barbara Resch, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Schweinfurt. „Es gab einen starken Mitgliederzuwachs, weil die Leute gemerkt haben, wir tun etwas für sie“, so Resch weiter. Ob im Aufsichtsrat, in den Tarifverhandlungen oder mit betrieblichen Aktionen vor Ort: Gemeinsam haben sich Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall in die unternehmerischen Entscheidungen zu den Arbeitsbedingungen und dem zukünftigen Standort eingemischt. Eine Delegation von Schaeffler-Beschäftigten überreichte zum Beispiel öffentlichkeitswirksam Unterschriften der Schweinfurter Rathausspitze, mit denen sie sich für den Standort stark machten.
Die Ausgliederung konnte verhindert werden, die Standortverlagerung nicht – das neue EDZ wird jedoch in der Region gebaut, im etwa 40 Kilometer von Schweinfurt entfernten Kitzingen. Rund 250 Arbeitsplätze sind hier vorgesehen. Das heutige Lager- und Verteilzentrum in Schweinfurt soll zukünftig als Versorgungslager mit rund 80 Beschäftigten genutzt werden.
Unabhängig von der Standortentscheidung wurden die tariflichen Bedingungen verhandelt. In einem Eckpunktepapier konnten sich Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall im Aufsichtsrat vorab darauf einigen, dass das neue Logistikzentrum von Schaeffler als Eigenbetrieb unter Anwendung des Flächentarifvertrags der bayerischen Metall- und Elektroindustrie geführt wird. Ein großer Erfolg, denn der Speditionstarif ist deutlich niedriger angesetzt.
„Darüber hinaus haben wir mit Schaeffler einen Ergänzungstarifvertrag geschlossen“, so Barbara Resch. Dieser läuft für mindestens fünf Jahre. Er sieht eine durchschnittliche Leistungszulage von zehn Prozent vor. Für die besonderen Anforderungen des Logistikzentrums wurde eine erweiterte flexible Betriebsnutzungszeit von sechs Tagen in der Woche vereinbart. Beschäftigte, die ab 2018 ins neue Distributionszentrum nach Kitzingen wechseln, erhalten einen Besitzstandsausgleich in Form einer Einmalzahlung und Fahrtkosten. Außerdem wird Leiharbeitnehmern, die 2014 im Lager- und Verteilzentrum beschäftigt waren, nach der maximalen Verleihdauer von 48 Monaten die Übernahme in die Stammbelegschaft zugesagt.