Gleich ist noch lange nicht gleich. Alle Jahre wieder wird anlässlich des 8. März, dem Internationalen Frauentag, auf die Defizite bei der Gleichstellung von Frauen und Männern hingewiesen. Sind die Forderungen überholt? Schön wär`s. Chancengleichheit, Entgeltgerechtigkeit und familienfreundliche Arbeitsbedingungen – das sind fromme Wünsche, die sich bisher für die meisten Frauen nicht erfüllt haben. Tatsächlich geht es beim Thema Gleichstellung im Schneckentempo voran.
Frauen werden schlechter bezahlt als Männer – im Durchschnitt 23 Prozent. Deutschland hat damit europaweit den größten Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern. Obwohl die Frauen meist mit höheren Bildungsabschlüssen und besseren Noten ins Berufsleben starten, stehen ihnen nicht alle Wege offen. Und oft haben sie Jobs, die wenig Perspektiven bieten.
Schon Berufsanfängerinnen verdienen weniger ...
Es beginnt schon beim Start ins Arbeitsleben. Bereits Berufsanfängerinnen bekommen weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Der Unterschied vergrößert sich, je älter die Frauen werden.Selbst bei Vollzeit verdienen Frauen weniger als Männer. In der Metall- und Elektroindustrie liegt das jedoch nicht an der Tarifpolitik der IG Metall. Denn diese unterscheidet nicht nach Geschlechtern. Dafür hat die IG Metall gesorgt und erkämpft, dass diskriminierende Regelungen aus den Tarifverträgen entfernt wurden.
Frauen werden häufig zu niedrig – also tarifwidrig – eingruppiert oder kommen bei übertariflichen Zulagen zu kurz. Dazu kommt, dass die Entgeltunterschiede von Branche zu Branche und von Beruf zu Beruf variieren. So gehen Mädchen häufig in Bereiche oder Berufe, in denen generell niedrigere Entgelte gezahlt werden: In der Textil- und Bekleidungsindustrie oder im Dienstleistungsbereich. Dagegen ist der Unterschied in Ingenieurberufen geringer. Dort liegt der Gender Pay Gap, das ist der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern, bei 17 Prozent.
... und später kommt der Karriereknick
Ob 17 oder 23 Prozent – eine solche Differenz ist nicht fair. Doch die größte Blockade bei der Gleichstellung von Frauen und Männern sind die fehlenden Kinderkrippen- und Kindergartenplätze, kaum Qualifizierungsmöglichkeiten während der Elternzeit, Hindernisse beim Wechsel von Teil- auf Vollzeit und häufig familienfeindliche Arbeitsbedingungen. Wen wundert es, dass Frauen nach der Babypause ganz aus der Arbeitswelt verschwinden, im Beruf kürzer treten oder sogar nur einen Minijob annehmen. Gerade in diesem Lebensabschnitt werden normalerweise wichtige Qualifikationen erworben und Karrieren in Angriff genommen. Für viele junge Frauen folgt hier jedoch der Karriereknick.
Aufsteigen im Betrieb – das ist kein Spaziergang, sondern ein steiniger Weg. Qualifizierung ist dabei sehr wichtig. Doch gerade in größeren Unternehmen nehmen weniger Frauen an betrieblicher Weiterbildung teil als Männer. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass es den Frauen wegen der Doppelbelastung im Job und zu Hause nicht möglich ist, sich weiterzubilden. Wen wundert es, dass Frauen auf dem Weg nach oben stecken bleiben. Auf den Vorstandsetagen der DAX-Unternehmen bleiben die Männer meist ganz unter sich. Frauen sind hier überwiegend als Assistentin oder Sekretärin zu finden. Um das zu verändern, braucht es eine verbindliche Frauenquote und keine freiwillige Selbstverpflichtung.
Wie geht es besser?
Die IG Metall setzt sich dafür ein, dass
- bei gleichwertiger Arbeit die Frauen auch gleich bezahlt werden,
- ein Entgeltgleichheitsgesetz verabschiedet und angewendet wird,
- die Qualifizierungsmöglichkeiten während der Elternzeit verbessert werden,
- nach der Elternzeit die Rückkehr auf einen gleichwertigen Arbeitsplatz möglich wird,
- der Wechsel zwischen Teil- und Vollzeit erleichtert wird,
- die Betreuungsangebote für Kinder ausgebaut werden,
- eine verbindliche Frauenquote für Führungsposten eingeführt wird.