Rund elf Prozent aller Beschäftigten in Deutschland, die in Betrieben mit zehn und mehr Mitarbeitern arbeiteten, verdienten im Jahr 2010 weniger als 8,50 Euro je Stunde. In Ostdeutschland war es sogar jeder zweite Beschäftigte. Die meisten dieser Menschen waren geringfügig entlohnt, also Minijobber oder 400-Euro-Jobber. Rund ein Drittel derjenigen, die weniger als 8,50 Euro erhalten, also dem geforderten Mindestlohn des DGB, waren Vollzeitbeschäftigte. 21 Prozent waren Teilzeitbeschäftigte.
Frauen in Teilzeit häufiger betroffen
Überwiegend Frauen (60 Prozent gegenüber 40 Prozent Männer) arbeiten für wenige als 8,50 Euro die Stunde. Betrachtet man ausschließlich Vollzeitbeschäftigte, waren es allerdings mehr Männer als Frauen, die unter diesem Stundenlohn lagen.
Die Geringverdiener setzten sich in Ost und West unterschiedlich zusammen: In Westdeutschland waren Minijobber die größte Gruppe. Das sind meist Frauen und Beschäftigte ohne Berufsausbildung. Die größte Gruppe in Ostdeutschland waren Vollzeitbeschäftigte. Das sind meist Männer und Beschäftigte mit Berufsausbildung.
Leiharbeiter von Niedriglohn stark betroffen
Die meisten Beschäftigten mit einem Stundenverdienst unter 8,50 Euro arbeiteten im Verarbeitenden Gewerbe (14 Prozent). Jede oder jeder Zehnte vom Niedriglohn betroffene ist bei einer Leiharbeitsfirma beschäftigt. Diese Gruppe arbeitet überwiegend auf Vollzeitstellen.
Weitere Bereiche in denen die Anzahl der Niedriglöhner besonders hoch ist: Gebäudereinigung/Gebäudebetreuung (12 Prozent), der Einzelhandel (10 Prozent) sowie das Gastgewerbe (9 Prozent) – hier arbeiteten diese Beschäftigten meist in Minijobs.
Besser mit Tarif
Die Beschäftigten mit einem Stundenverdienst unter 8,50 Euro hatten meist einen privatwirtschaftlichen Arbeitgeber (93 Prozent), selten einen öffentlichen (7 Prozent). Die Mehrheit dieser Beschäftigten (68 Prozent) war bei nicht tarifgebundenen Arbeitgebern beschäftigt, 32 Prozent bei tarifgebundenen. Diese Zahlen zeigen wieder einmal, dass es in tarifgebundenen Unternehmen faire Löhne gibt.
Neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt überfällig
Stundenlöhne von denen kaum jemand leben kann sind ein weiterer Beleg dafür, dass eine Regulierung des Arbeitsmarktes überfällig ist. Mehr Regulierung bedeutet nicht weniger Wirtschaftswachstum, sondern mehr Sicherheit. Um die schlimmsten Auswüchse zu verhindern, fordert die IG Metall flächendeckende Mindestlöhne. Dann würden die Bezieher niedriger Einkommen mehr Geld erhalten und könnten von ihrem Einkommen leben. Das belebt zudem die Binnenkonjunktur und kostet den Steuerzahler keinen Cent.
Mindestlohn muss her
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes beweisen ein Mal mehr: Deutschland braucht einen Mindestlohn. Das Land hinkt dem europäischen Standard hinterher. Denn: 20 von 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union haben bereits Mindestlöhne. Die Erfahrungen in diesen Ländern zeigen:
- Mindestlöhne verhindern Lohnarmut. Mindestlöhne stellen sicher, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können und keine weitere Unterstützung vom Staat benötigen.
- Mindestlöhne sorgen vor. Niedriglöhne heute heißt Altersarmut morgen
- Mindestlöhne schaffen würdigere Arbeitsbedingungen. Existenz sichernde Einkommen sind ein Zeichen des Respekts für getane Arbeit.
- Mindestlöhne schaffen fairen Wettbewerb. Lohndumping ist ein unfairer Wettbewerbsvorteil zu Lasten der Arbeitnehmer.
- Mindestlöhne sorgen für Gerechtigkeit. Mindestlöhne stoppen die Abwärtsspirale der Löhne, unter der immer häufiger auch Beschäftigte mit Berufsausbildung oder Studium leiden.
- Mindestlöhne sorgen für Gleichberechtigung. Mindestlöhne befreien Frauen, die besonders von Niedriglöhnen betroffen sind, von Lohnarmut und Abhängigkeit.