Effizienter werden und die Erneuerbaren Energien ausbauen
Offshore – Chance für die Küstenregion

Windräder und Solarzellen statt Atom- oder Kohlekraftwerken – seit über einem Jahr ist die Energiewende in Deutschland beschlossene Sache. Trotzdem ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien ins Stocken geraten. Dabei könnten Offshore-Windparks einen großen Anteil am Gelingen der Energiewende ...

14. Januar 201314. 1. 2013


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Nach der japanischen Atomkatastrophe vor fast zwei Jahren läutete Deutschland den Kurswechsel ein: Weg von der Atomkraft, hin zu den Erneuerbaren Energien. Doch was ist seither passiert? Bis 2020 müssten 2 000 Windkraftwerke in Nord- und Ostsee stehen, damit die Regierung ihre Ziele erreicht. Bis jetzt sind es etwas mehr als 50 Windräder. Rein rechnerisch müsste fast jeden Tag ein Windrad dazukommen. Das ist so gut wie nicht zu schaffen, denn die Verzögerungen durch den verpatzten Start der Energiewende sind zu groß. Die Regierung und die Wirtschaft müssen daher alles daran setzen, damit der Ausbau der Offshore-Windenergie vorangeht.


Früher Schiffe, nun Komponenten für Offshore

An der Küste stehen eine ganze Reihe von Firmen bereit, darunter auch einige Werften. Dort werden heute unter anderem Rotoren für die Windkraft und Motoren für Offshore-Anlagen hergestellt. Doch der Prozess gerät immer mehr in Stocken. Wichtige Probleme sind nicht gelöst. Erste Unternehmen gehen in die Insolvenz – jüngstes Beispiel sind die SIAG Nordseewerke in Emden und die Hamburger SIETAS-Werft. SIETAS baut Spezialschiffe, mit denen Windparks errichtet werden sollen. Das erste Schiff ist bald fertig. Doch dem Energiekonzern EnBW, der den Windpark baut, fehlen verbindliche Zusagen von der Politik. Unklar ist, wann der Windpark ans Netz angeschlossen werden kann und zu welchen Bedingungen. Daher hat EnBW den Bau der Offshore-Anlage fürs Erste gestoppt. Und das bedeutet auch, dass der Auftrag für das zweite Spezialschiff vom Auftraggeber, einem niederländischen Wasserbauunternehmen, erst einmal nicht unterschrieben wurde.


Auch die 700 Beschäftigten der SIAG Nordseewerke wissen nicht, wie es im neuen Jahr weiter geht. Zwar gibt es zurzeit Gespräche mit einem möglichen Investor, doch dieser will zwei Drittel der rund 750 Jobs streichen. Bei dem Emder Unternehmen werden Fundamente, so genannte Tripods, für die Windräder auf See gebaut. Dass die Werft überhaupt in diese fast ausweglose Situation geraten ist, liegt daran, dass die schwarz-gelbe Landesregierung in Niedersachsen dem Betrieb eine Landesbürgschaft verweigert hat.


Die Unternehmen brauchen Planungs- und Investitionssicherheit. Einer der Hauptproblempunkte dabei ist die Netzanbindung. Wie kommt der Strom, der auf der See produziert wird, an die Küste und von dort in die Regionen, in denen er benötigt wird. Die IG Metall fordert, dass der Netzanschluss für die geplanten Offshore-Windparks durch die Bundesregierung endlich garantiert werden muss. Dazu gehört ein tragfähiges Konzept, um die Offshore-Windparks an das Stromnetz anzubinden und den Ausbau der Netzinfrastruktur sicherzustellen. Ein erster Schritt dazu ist, zu klären, was gebraucht wird und in welchem Zeitrahmen es zur Verfügung stehen muss.

Neben der Netzanbindung gibt es weitere Probleme zu lösen. Es beginnt damit, dass die Windparks in einer Wassertiefe von 40 und tiefer errichtet werden sollen. Neben rechtlichen Voraussetzungen müssen hier auch die Fragen der Arbeitssicherheit und der Qualifizierung der Fachkräfte beantwortet werden.


Besser statt billiger – richtige Antwort auf die Billigkonkurrenz

Die Windenergiebranche spielt bei der Energiewende eine tragende Rolle. Sie bietet in Deutschland etwa 100 000 Menschen Arbeit – direkt bei den Windanlagen-Herstellern sowie bei Zulieferer- und Serviceunternehmen. Die Beschäftigten sind stolz, dass sie zur Energiewende beitragen können. Doch leider mangelt es oftmals an guten Arbeitsbedingungen. Diese fordern IG Metall und Beschäftigte schon seit langem ebenso wie Tarifverträge. Doch die sind gerade für Windanlagenhersteller oftmals tabu. Beispielsweise Repower. Nach sieben Verhandlungsrunden um die Anerkennung des Tarifvertrages der Metall- und Elektroindustrie, hat das Unternehmen die Verhandlung abgebrochen. Die Verhandlungen sollen zwar fortgesetzt werden, doch der Ausgang ist ungewiss.

Besser statt billiger – das fordert die IG Metall für Jobs und Arbeitsbedingungen. Doch dieses Motto sollten die Firmen auch bei der Herstellung der Komponenten für die Windkraftanlagen beherzigen. Gerade die Erfahrungen, die in der Solarbranche mit der Billigkonkurrenz aus Südostasien gemacht wurden, zeigen, dass Politik und Unternehmen auf intelligente Kooperation und Innovation setzen sollten, statt auf einen ruinösen Dumpingwettlauf. „Besser statt billiger“ ist nicht nur ein Schlagwort, sondern die Antwort auf die wachsende Konkurrenz auf dem Weltmarkt.

Der geplante Ausbau der Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee ist aus Sicht der IG Metall eine große Chance – nicht nur für die strukturschwache norddeutsche Küstenregion. Die deutsche Küste könnte zur Musterregion der Energiepolitik für andere Industrienationen werden. Offshore-Parks könnten einen Großteil der künftigen Stromversorgung liefern. Deutschland würde unabhängiger von fossilen Energieträgern. Tausende neue Arbeitsplätze bei Windanlagenherstellern, Zulieferern, Werften und in der Wartung könnten entstehen, beispielsweise durch die

  • Planung von Offshore-Windparks (für Ingenieure, Geologen)
  • Konstruktion und den Bau der Offshore-Windanlagen und Komponenten (für Ingenieure, Metall- und Elektroberufe, Mechaniker)
  • Errichtung der Offshore-Windparks und Netzanschlüsse (für Stahlbau-, Metall- und Elektroberufe, Berufe für Spezialschiffbau, Starkstrom und Leitungstechniker)
  • Serviceleistungen für Offshore-Windparks (für Metall- und Elektroberufe, Leittechnik und Servicepersonal)
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