Frauen in Führungspositionen
Immer mehr Frauen in Führungspositionen

Frauen in Führungspositionen sind noch immer die Ausnahme in Deutschland. Sogar bei der IG Metall. Aber wir arbeiten daran, das zu ändern. Mit zunehmendem Erfolg. Sissi Banos, Expertin für Gleichstellung bei der IG Metall, erklärt, wie das gehen soll.

14. Juni 201014. 6. 2010


„Frauen in Führungspositionen“ ist in vielen Unternehmen und Organisationen ein Thema. Die IG Metall hat nun einen Bericht über die Fakten innerhalb der Organisation herausgebracht. Wie lautet das Fazit des Berichts?
Mit diesem Bericht – einer empirischen Befragung von Frauen und Männern in unseren Organisation – wollten wir förderliche und hemmende Faktoren für den Frauenanteil in hauptamtlichen Führungspositionen insbesondere in unseren Verwaltungsstellen ermitteln. Die wichtigsten Ergebnisse waren:

  • Es hat sich bereits viel getan in unserer Organisation: Galten Frauen früher im politischen Bereich und mehr noch in leitenden Positionen in der IG Metall als Exotinnen, so wird dies heute zunehmend als Normalität empfunden. Im politischen Bereich liegt der Frauenanteil bei fast 26 Prozent (zum Vergleich Mitgliederanteil Frauen: 17,7 Prozent). Fast jede sechste Führungsposition in der IG Metall ist weiblich besetzt.
  • Großer Nachholbedarf besteht allerdings noch in den Verwaltungsstellen, also dort wo die IG Metall unmittelbar nach außen, in Betrieben und Region wirksam und sichtbar wird. In unseren 163 Verwaltungsstellen gibt es gerade mal sieben weibliche Erste Bevollmächtigte. Auch der Anteil von Gewerkschaftssekretärinnen ist dort geringer als auf den anderen Ebenen, als zum Beispiel in der Vorstandsverwaltung hier in Frankfurt. Dies lässt sich nicht nur dadurch erklären, dass wir bei den Beschäftigten in den Betrieben im Zuständigkeitsbereich der IG Metall einen eher geringen Frauenanteil haben (20 Prozent).
  • Bei unserer qualitativen Befragung kam heraus, dass verschiedenste Faktoren dafür eine Rolle spielen: Sie reichen von teilweise unterschiedlichen Karrierebildern und -strategien von Männern und Frauen bis hin zu Rollenzuschreibungen, die trotz aller positiven Veränderungen nach wie vor wirken, und beispielsweise mit dazu beitragen, dass wichtige Potenziale wie Kolleginnen in Betriebsräten oder Jugend- und Auszubildendenvertretungen noch weniger gezielt als Männer für eine hauptamtliche Tätigkeit in der IG Metall angesprochen werden.
  • Als weiterer hemmender Faktor wird die Frage der Arbeits- und Lebensqualität bei der Tätigkeit als Hauptamtliche oder Bevollmächtigte gesehen. Die Frage der Work-Life-Balance und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird zunehmend jedoch auch von Männern und besonders von Jüngeren thematisiert, und dies nicht nur wegen der Familienplanung – dass Männer in Elternzeit gehen, wird inzwischen auch bei uns, der IG Metall mehr und mehr zum Standard – sondern auch generell im Sinne „guter Arbeit“. Im Rahmen des Projektes wurde viel diskutiert und auch Gute-Praxis-Beispiele benannt, wie dies trotz der hohen Belastungen besser gehen kann.


Viele Unternehmen habeb Quoten eingeführt, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Macht die IG Metall das auch?
Wir haben ja bei der IG Metall schon länger die Mindestquote laut Satzung für Frauen (bezogen auf ihren Mitgliederanteil) für alle Gremien. Das hat sich gut bewährt und wir liegen in allen Gremien zum Teil weit über dem Mitgliederanteil. Für die hauptamtlichen Führungspositionen hat sich der Vorstand für Zielzahlen mit mittel- und langfristigen Zielkorridoren entschieden. Konkret heißt das: Für einen durchschnittlichen Frauenanteil von 30 Prozent bei den politischen Sekretären, der bis zum Jahr 2014 erreicht werden soll, und bei den hauptamtlichen Führungspositionen bis zum Jahr 2019, das heißt mit den übernächsten Organisationswahlen 2016 bis 2019. Um dies zu erreichen sind die einzelnen Ebenen aufgefordert, jetzt zu beginnen, konkrete Planungsschritte zu entwickeln und darüber jährlich Bericht zu erstatten. Die Befragungen im Rahmen des Projektes ergaben eine ganz Reihe von Vorschlägen – beginnend bei der Integration des Themas in die ganz normale Personalentwicklungsplanung als Aufgabe für alle bis hin zu speziellen flankierenden Maßnahmen – die hierfür genutzt werden können.

Warum ist das Thema Frauen in Führungspositionen so wichtig? Ein Gegenargument zu Quoten könnte doch sein, dass so nicht mehr nach Leistung, sondern nach Geschlecht ausgewählt wird.
Die weitere Erhöhung des Frauenanteiles – insbesondere bei den Bevollmächtigten und im politischen Bereich der Verwaltungsstellen – wurde von allen Beteiligten an unserem Projekt wie auch dem Vorstand als wichtiger Beitrag gesehen, um das Image der IG Metall als „moderne“ vielfältige Organisation sowie die Anschlussfähigkeit an die Betriebe auch angesichts gewandelter Beschäftigtenstrukturen zu verbessern. Außerdem geht es uns um Authenzität: Dass wir damit für die Betriebe ein Signal geben und als gutes Beispiel vorangehen. Es geht nicht um die Frage Geschlecht oder Kompetenz beziehungsweise Leistung sondern darum zu überlegen, wie man zielorientiert die Situation verbessern kann. Ein Problem ist doch auch, dass nach außen sichtbare weibliche Vorbilder fehlen. Auch wenn in der IG Metall Frauen in verantwortlichen Positionen schon gut vertreten sind. Wenn es aber nur wenige Beispiele von Frauen als örtliche Gewerkschaftssekretärinnen oder Erste Bevollmächtigte gibt, dann kommen Frauen auch weitaus weniger auf die Idee, dass das eine Berufsperspektive für sie sein könnte.

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