Am 1. November treten die Branchenzuschläge für Leiharbeitsbeschäftigte in Kraft. Ein großer Tag für die IG Metall?
Der 1. November ist vor allen Dingen ein wichtiger Tag für viele Leiharbeitsbeschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie. Sie werden mit den Zuschlägen erheblich besser gestellt. Für die unteren Entgeltgruppen macht der Zuschlag immerhin fast 200 Euro brutto mehr pro Monat aus, für die oberen bis zu 414 Euro mehr. Durch die Zuschläge beträgt der Leiharbeiterlohn bei neun Monaten Einsatzdauer rund 80 bis 90 Prozent des vergleichbaren Lohns der Stammbeschäftigten. Das ist gutes Stück mehr Richtung Equal Pay und wir haben diesen Erfolg hart erkämpft, gemeinsam mit den Beschäftigten.
Der Zuschlag tritt nur in Kraft, wenn der oder die Leiharbeitsbeschäftigte schon sechs Wochen oder länger im Einsatzbetrieb ist. Wie viele Beschäftigte werden das überhaupt sein?
Es werden fast alle Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie den Zuschlag erhalten. Wir rechnen mit rund 200 000. Es zeigt sich, was wir schon immer gesagt haben: Das Gros der Leiharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie ist nicht nur für kurze Phasen im Betrieb eingesetzt, sondern voll in die Arbeitsabläufe integriert. Und hat den Zuschlag deshalb mehr als verdient.
Was ist von den Wehklagen der Entleiher zu halten, dass die Kosten steigen und deshalb zum Beispiel weniger Ungelernte eine Chance auf einen Job hätten oder Standorte verlagert würden?
Standortentscheidungen mit angeblich zu hohen Kosten für Leihbeschäftigte begründen zu wollen, ist völlig abwegig. Das zeigt die offensichtliche Unkenntnis über die Komplexität von Faktoren für Standortentscheidungen. Das Kosten-Argument soll offenbar nur als Erpressungspotential dienen. Das gilt auch für Ungelernte. Bei den Einsatzdauern in der Metall- und Elektroindustrie kann man außerdem kaum von „ungelernt“ sprechen.
Die Branchenzuschläge stellen sicher, dass Leiharbeitnehmer, die in einem Betrieb die gleiche Arbeit verrichten wie die Stammbelegschaft, endlich auch fair bezahlt werden. Wer Leiharbeit aus Flexibilitätsgründen einsetzt, also etwa um Auftragsspitzen abzufangen, der wird auch kein Problem mit den Zuschlägen haben.
Wann kommt die nächste Stufe?
Im Dezember. Dann gibt es den Zuschlag von 20 Prozent. Und damit sind wir noch ein Stück näher an Equal Pay. Diese Forderung an die Politik bleibt im Übrigen bestehen. Deshalb machen wir beim Thema Leiharbeit auch weiter Druck. Wir brauchen nach wie vor eine Regelung zu Equal Pay, die Wiedereinführung des Synchronisationsverbots und eine Begrenzung der Verleihdauer.
Wann sind die anderen Branchen dran?
Wir sind aktuell in Verhandlungen für die Holz- und Kunststoffindustrie und für die Textil- und Bekleidungsindustrie. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch hier eine gute Vereinbarung erreichen.