Die Tarifverhandlungen für die Kfz-Branche sind angelaufen. Die IG Metall fordert für ihre Mitglieder in den Autohäusern und Kfz-Werkstätten ein Plus von 5,5 Prozent für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen sollen überproportional steigen. Hinzu kommen weitere regionale Forderungen, wie etwa Verdienstsicherung für ältere Arbeitnehmer, Übernahme der Ausgelernten oder bessere Berechnungsgrundlagen für Verkäufer.
Die Verhandlungen starteten Mitte April in Niederhausen für die hessischen Kfz-Beschäftigten. Danach folgten die ersten Runden in Niedersachsen und Osnabrück, Bayern, im Rheinland und zuletzt in Baden-Württemberg am 27. April. Bis Mitte Mai werden in allen Bundesländern die Verhandlungen anlaufen.
Bislang keine Ergebnisse
Bei den Verhandlungsstarts konnte die IG Metall mit guten Daten und Argumenten für ihre Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld punkten: Die Autohäuser und Werkstätten sind gut bis sehr gut ausgelastet, die Verkaufszahlen bei Neu- und Gebrauchswagen sind weiterhin auf einem guten Niveau. Die allgemeine wirtschaftliche Situation des Kraftfahrzeuggewerbes ist positiv. Die Neuzulassungen lagen sowohl in 2014 als auch im aktuell laufenden Jahr über den Vorjahreswerten.
Zwar bestätigten die Kfz-Arbeitgeber die positive wirtschaftliche Entwicklung, sahen sich aber dennoch nicht veranlasst, dieser ein entsprechendes Tarifangebot folgen zu lassen. Im Gegenteil – ob in Hessen, Niedersachsen oder in Baden-Württemberg: Je nach Tarifgebiet lagen ihre Angebote bei Null oder bis zu 1,7 Prozent – jeweils auf ein Jahr bezogen. In Bayern blieben sie sogar ein Angebot komplett schuldig. Solche unzureichenden Angebote lehnt die IG Metall als indiskutabel ab und fordert die Arbeitgeber auf, in den nächsten Verhandlungsrunden noch mal ordentlich nachzubessern.
Chaos bei den Verbandsstrukturen der Arbeitgeber
Zusätzlich erschwert werden die Verhandlungen durch die unterschiedlichen regionalen Strukturen auf der Arbeitgeberseite: Immer weniger Betriebe sind Mitglied in einer tarifbindenden Tarifgemeinschaft oder Kfz-Innung, wie etwa im Norden und Osten. In Niedersachsen dagegen gibt es gleich zwei konkurrierende Kfz-Unternehmerverbände und in Nordrhein-Westfalen verhandelt die Innung gar nicht mit der IG Metall. Nur die Niederlassungen der Autohersteller haben dort einen Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband Metall NRW, Fachgruppe Kfz-Dienstleistungen. Den haben die Beschäftigten in der letzten Tarifrunde mit Warnstreiks erkämpft.
Anfang Mai stehen die nächsten Tarifverhandlungen an. In den meisten Bundesländern enden die Tarifverträge am 30. April, im Tarifgebiet Küste am 31. Mai 2015. Danach endet auch die Friedenspflicht und Warnstreiks sind möglich.