Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie
IG Metall-Vorstand empfiehlt Forderung

Bis zu 5,5 Prozent mehr Geld, eine Bildungsteilzeit und eine neue Altersteilzeit – diese Forderung empfiehlt der IG Metall-Vorstand den regionalen Tarifkommissionen für die Metall- und Elektrobranche.

11. November 201411. 11. 2014


Der Vorstand der IG Metall empfiehlt den regionalen Tarifkommissionen, bis zu 5,5 Prozent mehr Geld für eine Laufzeit von zwölf Monaten für die Tarifrunde 2015 in der Metall- und Elektroindustrie zu fordern. Zudem will die IG Metall die Tarifverträge zur Qualifizierung um eine Bildungsteilzeit ergänzen und eine neue Altersteilzeit tariflich regeln.

Mit einer Bildungsteilzeit will die IG Metall für die Beschäftigten einen zeitlichen und finanziellen Anspruch auf persönliche berufliche Weiterbildung erreichen. Denn für die IG Metall steht außer Frage, dass nur gut qualifizierte Mitarbeiter für den bevorstehenden industriellen Wandel gewappnet sind und für die Betriebe das benötigte Know-how sichern.

Ältere Beschäftigte wiederum brauchen bessere Bedingungen, um aus dem Berufsleben aussteigen zu können. Deshalb strebt die IG Metall als zweites qualitatives Forderungselement eine verbesserte Altersteilzeit an.

 

 

IG Metall will erfolgreiche Tarifpolitik fortsetzen

In den vergangenen Wochen und Monaten haben die Metallerinnen und Metaller in den Betrieben und gewerkschaftlichen Gremien intensiv darüber diskutiert, was und wie viel Geld die IG Metall in der Metall-Tarifrunde fordern soll. Am 7. November fassten die Tarifkommissionen für die Metall- und Elektroindustrie die Debattenergebnisse zusammen und übermittelten dem IG Metall-Vorstand ihre Empfehlungen. Darüber hat der Vorstand nun beraten. Er empfiehlt den Tarifkommissionen, bis zu 5,5 Prozent mehr Geld und eine neu zu regelnde Altersteilzeit zu fordern. Außerdem sollen die Tarifverträge zur Qualifizierung um eine Bildungsteilzeit ergänzt werden.

Die IG Metall hat in den letzten Jahren mit ihrer Tarifpolitik erfolgreich den verteilungsneutralen Spielraum ausgeschöpft und damit auch die Binnennachfrage stabilisiert. Dieser Spielraum setzt sich aus dem vorausgesagten Preisanstieg und dem Produktivitätszuwachs zusammen – also das, was die einzelnen Beschäftigten in einem Jahr mehr produzieren als im Jahr zuvor.

Bei der Geldforderung orientiert sich die IG Metall an einem verteilungsneutralen Spielraum von 3,5 Prozent. Dieser Spielraum definiert sich an der mittelfristigen Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent und eines zu erwarteten gesamtwirtschaftlichen Trendproduktivitätszuwachs von bis zu 1,5 Prozent. Darüber hinaus sollen die Beschäftigten durch die sogenannte Umverteilungskomponente fair am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden.

Der IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel bewertet die wirtschaftliche Situation der Betriebe als stabil. Die Erträge seien auf hohem Niveau und alle Prognosen stehen weiterhin auf Wachstum. Wetzel: „Die Forderung ist von den Unternehmen finanzierbar und sichert den Beschäftigten einen fairen und verdienten Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie ist für die Kräftigung der Binnennachfrage ebenfalls dringend geboten.“

Mit ihrem heute empfohlenen Forderungspaket will die IG Metall ihre gute Tarifpolitik fortsetzen sowie die gepflegte Tradition, sich nicht nur auf das Entgelt zu konzentrieren. Denn das Ziel ist das Gute Leben. Und dazu ist mehr als Geld nötig. „Neben Einkommensverbesserungen wollen wir für die Beschäftigten Voraussetzungen schaffen, damit sie den vor uns liegenden industriellen Umbruch besser bewältigen können“, erklärt der Erste IG Metall-Vorsitzende. Mehr Einkommen, Bildungsteilzeit und Altersteilzeit seien wichtige Bestandteile einer mittelfristig angelegten betriebs- und tarifpolitischen Ausrichtung der IG Metall, so Wetzel weiter.

 

 

Detlef Wetzel und Jörg Hofmann auf der Pressekonferenz am 11. November 2014
Detlef Wetzel und Jörg Hofmann auf der Pressekonferenz am 11. November 2014

 


Nur mit Bildung gut gerüstet für technischen Wandel

Mit einer geförderten Bildungsteilzeit will die IG Metall die Aufstiegschancen für junge Fachkräfte, An- und Ungelernte sowie langjährig Beschäftigte verbessern. Sie könnte analog zu den bekannten Blockmodellen in der Altersteilzeit gestaltet werden. Danach erwerben Arbeitnehmer in einer ersten aktiven Phase Zeit und Geld für eine zweite Phase, die sie für eine persönliche Weiterbildung nutzen.

Um für den rasanten technischen und technologischen Wandel gut gerüstet zu sein, plädiert der Zweite IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann für deutlich bessere Bedingungen bei der beruflichen Fortbildung. „Wir brauchen faire Teilhabechancen für Jede und Jeden in der Arbeitswelt von morgen“, sagt Hofmann. Das gelte vor allem für An- und Ungelernte, deren Potential ungenutzt bleibe.


Alternsgerechte Arbeitsgestaltung

Bei der Altersteilzeit will die IG Metall das bislang vorherrschende Modell im Block ergänzen. Ältere Arbeitnehmer sollen ihre Arbeitszeit stufenweise auf vier, drei oder nur zwei Arbeitstage pro Woche absenken können. Solche flexible Ausstiegsmöglichkeiten erachtet die IG Metall als notwendig. „Trotz älterer Belegschaften gibt es bis heute keine sichtbaren Fortschritte bei der alternsgerechten Arbeitsgestaltung“, konstatiert Jörg Hofmann. Außerdem will die IG Metall bessere Altersteilzeitbedingungen vor allem für die unteren Entgeltgruppen und für besonders belastete Beschäftigte erreichen.

Am 25. November befassen sich noch einmal die regionalen Tarifkommissionen mit der Empfehlung des Vorstandes und beschließen die Kündigung der Entgelt-Tarifverträge. Wenn sich die Kommissionen einig sind, wie viele Prozente es dann letztendlich sein sollen, beschließt der Vorstand am 27. November endgültig die Forderung. Die derzeitigen Entgelt-Tarifverträge enden am 31. Dezember 2014.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen