Nach sechs Wochen Arbeitskampf und sechs erfolglosen Tarifverhandlungen versuchen wir und die Geschäftsführung der Neuen Halberg Guss (NHG) jetzt, die festgefahrenen Verhandlungen durch eine Schlichtung zu lösen. Der erste Termin ist am kommenden Montag. Moderieren wird das Verfahren der ehemalige Vizepräsident des Arbeitsgerichts Mannheim Lothar Jordan – ein erfahrener Schlichter.
Gestern hatten wir das Management aufgefordert, sich auf die Schlichtung – und den Schlichter Jordan – einzulassen und ihm bis heute 24 Uhr eine Frist gesetzt, sich dazu zu äußern. Schon im Laufe des heutigen Tages nahm die NHG-Geschäftsleitung den Vorschlag an. „Wir werden am kommenden Montagmorgen den Streik aussetzen – wie wir es gestern angeboten haben“, kündigte Jörg Köhlinger, der Leiter des IG Metall-Bezirks Mitte, an, in dessen Gebiet sich eines der zwei bestreikten Werke befindet: die Gießerei in Saarbrücken. Das andere Werk ist in Leipzig. Endgültig beendet wird der Arbeitskampf aber erst, wenn die Schlichtung ein Ergebnis gebracht hat und die Beschäftigten darüber abgestimmt haben.
„Die IG Metall geht mit der Schlichtung den Weg der Deeskalation“, sagt Olivier Höbel, Leiter des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen, zu dem die Gießerei in Leipzig gehört. Sie übernehme mit diesem Schritt Verantwortung, damit der Konflikt endlich gelöst wird. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Arbeitgeber Wort halten und konstruktiv mitarbeiten.“ Sie hätten eine soziale Verantwortung gegenüber den Menschen, die Angst haben, ihre Arbeitsplätze zu verlieren, betonten beide Bezirksleiter.
Die rund 2 200 Beschäftigten in Sachsen und dem Saarland kämpfen seit dem 14. Juni um einen Sozialtarifvertrag. Wir fordern für den Fall, dass Beschäftigte ihre Arbeitsplätze verlieren, Abfindungen, außerdem eine Transfergesellschaft für zwölf Monate, die sie qualifiziert und ihnen hilft, neue Stellen zu finden, und einen Treuhandfonds, um die Finanzierung der Leistungen für die Belegschaften zu sichern. NHG hat angekündigt, die Gießerei in Leipzig, in der rund 700 Menschen Zulieferteile für die Autoindustrie herstellen, zu schließen. In Saarbrücken sollen 300 der 1 500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Aber auch für die Beschäftigten, die nicht davon betroffen wären, gibt es nur eine Beschäftigungsgarantie für 2019. Bisher präsentierte das Management den Beschäftigten und der IG Metall kein Konzept, wie es in Zukunft weitergehen kann. Wir fordern das Unternehmen auf, Zukunftsperspektiven für beide Standorte zu entwickeln und die Arbeitsplätze in beiden Werken zu erhalten.