Unbefristeter Streik bei Neue Halberg Guss dauert an
Kampf für den Erhalt der Arbeitsplätze

Seit inzwischen 23 Tagen befinden sich die über 2200 Beschäftigten der beiden Werke des Autozulieferers Neue Halberg Guss (NHG) in Leipzig und Saarbrücken in einem unbefristeten Streik. Sie kämpfen um ihre Arbeitsplätze. Jetzt ist die Geschäftsleitung bereit zu verhandeln.


„Die Beschäftigten haben ein Recht auf sichere Arbeit und Perspektiven für die Zukunft“, erklärte Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, gestern in Frankfurt. „Es muss akzeptable Lösungen für beide Werke geben. Es geht schließlich um die soziale Existenz vieler Beschäftigter und ihrer Familien.“

An Solidarität mangelt es den Streikenden nicht. Familien standen mit ihnen am Tor. Es kamen Bürgermeister und Landesminister, Kolleginnen und Kollegen von Porsche, von Volkswagen, dem größten Kunden der beiden bestreikten NHG-Gießereien, und aus anderen Werken, um den Streikenden zu sagen, dass sie sich mit ihnen solidarisieren. Schüler besuchten sie mit ihrer Lehrerin. Eine Frau hat ihnen eine Kiste mit Speiseeis gebracht, „damit Ihr durchhaltet“.

 


Die Streikenden kämpfen weiter um ihre Arbeitsplätze. Foto: Wolfgang Zeyen


Firmengeld für Sicherheit

Die Streikenden in Saarbrücken und Leipzig haben schon seit 14. Juni durchgehalten. Sie kämpfen um einen Sozialtarifvertrag. Die IG Metall fordert eine Qualifizierungsgesellschaft und einen Treuhandfonds, den die NHG finanzieren soll. Aus dem Fonds sollen, wenn Arbeitsplätze verloren gehen, Leistungen für Beschäftigte bezahlt werden, zum Beispiel Abfindungen oder Hilfen zur Vermittlung in neue Stellen. Am 13. Juni hatte die IG Metall mit dem Management erfolglos verhandelt und danach an beiden Standorten Urabstimmungen eingeleitet. In Leipzig hatten mehr als 98 Prozent, in Saarbrücken 94 Prozent für Arbeitskampf votiert. Am 12. Juli will die Geschäftsleitung wieder über einen Tarifvertrag verhandeln.


Arbeitsplätze haben Priorität

„Wir kämpfen für den Erhalt aller Arbeitsplätze und des Werks“, sagt Bernd Kruppa, der Geschäftsführer der IG Metall in Leipzig. „Das hat für uns oberste Priorität.“ Die NHG hat angekündigt, die Gießerei in Leipzig Ende 2019 zu schließen. Damit würden 750 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren. In Saarbrücken sollen 300 Stellen abgebaut werden. Doch auch die Perspektiven der anderen 1 200 Beschäftigten in Saarbrücken, wo Motorblöcke hergestellt werden, sind alles andere als sicher. Denn der Gießerei an der Saar drohen die wichtigsten Kunden verloren zu gehen: Volkswagen und Daimler, deren Bestellungen 65 bis 70 Prozent des Auftragsvolumens ausmachen. Sie schauen sich nach anderen Zulieferern um, nachdem NHG durch Lieferboykotts höhere Preise erpresst hat. Die Auftragsvolumina, die nach dem Abzug der beiden Hauptkunden übrigbleiben, würden nicht ausreichen, um die Produktion (wirtschaftlich) weiterzuführen.


„Hast du Prevent im Haus...“

„...geht dir bald die Arbeit aus“ und „Keine Laster für Hastor“ stand auf Transparenten, die die Leipziger Streikenden am 23. Juni, bei einer „Sommerparade der Werktätigen“ durch die Stadt trugen. Die Probleme bei der Neuen Halberg Guss eskalierten, nachdem das Unternehmen Prevent der Familie Hastor die Gießereien im Januar übernahm. Die Investorenfamilie hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Autozulieferfirmen aufgekauft. Wolfgang Lemb kritisierte die Investorenfamilie scharf. „Mit Lieferboykotts setzt sie ihre Kunden, vor allem VW, unter Druck, um immense Preiserhöhungen durchzudrücken, und schöpft die Gewinne dann ab. Übrig bleiben Betriebe, die nicht mehr lebensfähig sind, und die Beschäftigten stehen vor dem Aus. Einen solches Geschäftsmodell muss bekämpft werden.“

Dem Streit um Preise und Auftragsvolumina sind bereits mehr als 360 Beschäftigte der Preventtöchter Car Trim und ES Automobil Guss in Sachsen zum Opfer gefallen. Ihnen wurde gekündigt. Das soll sich nicht bei den beiden NHG-Werken wiederholen. Darum kämpfen die Beschäftigten mit dem stärksten Mittel, dass sie einsetzen können, dem unbefristeten Streik.


Unterstützen Sie die Streikenden mit Ihrer Unterschrift unter eine Petition an die Geschäftsführung der Neue Halberg Guss GmbH.

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