Graveurin/Graveur – ein vielfältiger Beruf
Gestalter und Vollender

Oberflächen gestalten, Modelle fertigen, Werkstücke für den Druck vorbereiten, Maschinen programmieren: Die Aufgaben für Graveurinnen und Graveure sind vielfältig. Genau das reizt Lars Hoffmann.

29. November 201729. 11. 2017


Die erste Reaktion ist immer gleich, Lars Hoffmann kennt sie seit vielen Jahren: Erst ein ungläubiger Blick, dann die hochgezogenen Augenbrauen. Anschließend zwei, drei gemurmelte Sätze. Das ist ja interessant, ich dachte, den Beruf gibt es gar nicht mehr. Was genau macht man eigentlich als Graveur? Mit einem Messer Schriften und Zeichen in ein Messingschildchen einritzen?

Lars Hoffmann muss lachen, so sei das eben, sagt er, die Leute wissen wenig darüber, wie herausfordernd, wie schön sein Beruf ist. Kein Grund zu zürnen. „Wenn ich dann anfange zu erzählen, hören sie gebannt zu. Sie können gar nicht glauben, wie vielseitig der Beruf ist.“ Er selbst hat es ja auch nicht gewusst, damals, 1980, als er als Auszubildender zur Firma Bornemann in Wermelskirchen kam, in dem Betrieb, in dem er bis heute arbeitet. „Und ich habe noch immer Spaß an meinem Beruf“, sagt der 53-Jährige. „Ich lerne noch immer Neues.“

Das liegt an der großen Bandbreite der Aufgaben, die ein Graveur oder eine Graveurin zu erfüllen hat. Lars Hoffmann muss Oberflächen gestalten und veredeln, in Rohlingen etwa aus Stahl oder Blech Schriften, Linien, Flächen, Figuren und Ornamente gravieren, er muss Beschilderungen für den Hausgebrauch ebenso herstellen wie Modelle, Formen, Prototypen und fertige Werkstücke, die später im Werkzeugbau, in der Automobil- oder der Verpackungsindustrie eingesetzt werden.

Um diese Arbeiten ausführen zu können, braucht Lars Hoffmann eine Vielzahl unterschiedlicher Fähigkeiten, handwerklich-manuelle Fertigkeiten genauso wie Kompetenzen im Programmieren von computergesteuerten Maschinen.

 

Tiefe Kenntnisse

Als Graveur schleift, fräst, spant und poliert Lars Hoffmann einzelne Werkstücke; er fertigt selbstständig Stempel, Präge und Gravierwerkzeuge an, eine Arbeit, für die es viel Geschick braucht, naturwissenschaftliche Kenntnisse, dazu ein breites Wissen über verschiedene Materialien und wie sie am besten bearbeitet werden können und nicht zuletzt gestalterisches Talent. „Als ich mich als junger Mann im Betrieb vorgestellt habe, fragte mich der Ausbildungsleiter, ob ich räumliches Vorstellungsvermögen hätte und ob ich zeichnen könnte“, erzählt der Metaller. „Das reicht heute nicht mehr.“

Heute müssen Graveure nicht nur fit in Materialkunde sein, sich mit manuell ausgeführten Gravurtechniken auskennen. Sie müssen auch mit Lasertechnik und 3-D-Druck umgehen können. „Zu meinen Aufgaben gehört es, Werkstücke für den Laser- oder 3-D-Druck vorzubereiten“, sagt Lars Hoffmann.

„Unsere Auszubildenden müssen auch computergesteuerte Maschinen programmieren können.“ Die neuen Anforderungen, dazu eine wachsende Materialvielfalt sowie die Entwicklung neuer materialabtragender und materialaufbauender Verfahren haben zu einer Neuordnung der Ausbildung geführt. 2016 trat die modernisierte Berufsausbildung in Kraft. Die IG Metall entsante Lars Hoffmann als Bundessachverständigen in das Verfahren zur Erarbeitung dieser Bundesrechtsverordnung.

Die Ausbildung zum Graveur, zur Graveurin dauert drei Jahre. Auszubildende erhalten nach Tarif im ersten Jahr 730 Euro, im zweiten 760 Euro und im dritten Jahr 810 Euro. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 36 Stunden und es gibt 30 Tage Urlaub im Jahr. Ausgebildete Graveure verdienen im Schnitt 2257 Euro, nach zwei Jahren bis zu 2628 Euro. Die Betriebe suchen Nachwuchs, vielerorts gibt es freie Ausbildungsplätze. „Auch die Aufstiegschancen sind gut“, sagt Lars Hoffmann. „Eine Fortbildung zum Graveurmeister öffnet neue Möglichkeiten.“

Weitere Infos über den Beruf gibt es unter: berufenet.arbeitsagentur.de,
Suche: Graveur

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