Ausbildungsreport 2018 des DGB
Auszubildende klagen über große Belastungen

Hunderttausende Auszubildende müssen sich mit Überstunden, ständiger Erreichbarkeit und regelmäßiger Schichtarbeit auseinandersetzen, wie der Ausbildungsreport 2018 des DGB zeigt. Bei der Qualität der Ausbildung gibt es also weiter große Probleme.

3. September 20183. 9. 2018


Insgesamt sind 29,8 Prozent der Befragten mit ihrer Ausbildung nicht zufrieden ― dabei handelt es sich um den höchsten Wert seit Beginn der jährlichen Erhebungen vor 13 Jahren. Überdurchschnittlich schlecht sind laut DGB-Ausbildungsreport 2018 etwa die Bewertungen angehender Hotelfachleute, Einzelhändler oder zahnmedizinischer Fachangestellter. Die Ausbildungen zu Mechatronikern, Industriemechanikern, Elektronikern für Betriebstechnik und Zerspanungsmechanikern schneiden dagegen besonders gut ab.

Ständige Erreichbarkeit und Überstunden

Die Gründe, warum die Qualität der Ausbildung oft nicht stimmt, sind vielfältig. Aus der DGB-Erhebung geht unter anderem hervor, dass über die Hälfte der Auszubildenden auch nach der Arbeit für den Betreib erreichbar sein muss. Diese Erreichbarkeit wird bei 60 Prozent der Betroffenen nicht auf die Ausbildungszeit angerechnet. Auf der anderen Seite erwartet ein Großteil der Ausbildungsbetriebe, dass die Auszubildenden angefallene „Minusstunden“ zu anderen Zeiten nachholen, obwohl das im Berufsbildungsgesetz (BBIG) nicht vorgesehen ist.


Schichtarbeit macht jeder Vierte, Überstunden leistet ein Drittel der Befragten regelmäßig. Durchschnittlich 4,1 Stunden arbeiten die Auszubildenden, die regelmäßig Überstunden machen müssen, pro Woche mehr. 13 Prozent der Auszubildenden bekommen für ihre Überstunden weder einen Freizeitausgleich noch eine Bezahlung, obwohl das gesetzlich vorgeschrieben ist. Die DGB-Ergebnisse zeigen zudem: Zehn Prozent der Auszubildenden unter 18 Jahren müssen mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, obwohl das verboten ist.


Bei jedem Dritten fehlt der gesetzlich vorgeschriebene betriebliche Ausbildungsplan, der die Gliederung der Ausbildung regeln soll und die Inhalte so überprüfbar macht. Somit gehören ausbildungsfremde Tätigkeiten wie Kaffee kochen oder Halle fegen für einige immer noch zum Alltag.


An der repräsentativen Befragung des DGB haben sich 14.959 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.

Gute Ausbildung für alle

Doch der Widerstand gegen schlechte Bedingungen ist groß: Die IG Metall will im Berufsbildungsgesetz (BBIG) ein Recht für alle auf eine Berufsbildung mit hoher Qualität durchsetzen. Das BBIG regelt die Bedingungen für die Aus- und Fortbildung in den Betrieben. Es soll, so hat es die große Koalition angekündigt, in dieser Legislaturperiode überarbeitet werden. Die IG Metall fordert, dass zukünftig alle Auszubildenden im Betrieb nach verbindlichen Ausbildungsplänen ausgebildet werden ― kontrolliert von den Kammern und den Berufsbildungsausschüssen vor Ort, in denen auch Experten der IG Metall aus den Betrieben mitarbeiten.


Maßgeblich für eine qualitativ hochwertige duale Berufsausbildung sind ausreichend engagiertes und gut ausgebildetes Lehr- und Ausbildungspersonal. Die IG Metall macht sich dafür stark, dass die Lernorte Betrieb und Berufsschule beziehungsweise Hochschule besser aufeinander abgestimmt werden. Sinnvoll sind, regelmäßige Treffen zwischen Ausbildern und Lehrern. Zu den Voraussetzungen für eine gute Ausbildung gehören zudem Lehr- und Lernmittelfreiheit sowie moderne Maschinen und IT-Ausstattung.


Erstmals sollen bei der BBIG-Novellierung auch dual Studierende, die parallel an der Hochschule und im Betrieb lernen, berücksichtigt werden. Bislang sind sie während ihrer Praxisphasen im Betrieb von vielen Arbeitnehmerrechten ausgeschlossen. Die gesetzlichen und tariflichen Regelungen für Auszubildende gelten nicht für dual Studierende ― und damit auch keine Qualitätsstandards und Vergütungen. Das will die IG Metall ändern.

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