Ausbildungsstart, Semesterbeginn, Koalitionsverhandlungen – auch die IG Metall Jugend nutzt den Herbst, um ihre Forderungen an Politik und Betriebe laut und sichtbar in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Auszubildenden, dual Studierenden und jungen Beschäftigten fordern eine bessere Ausbildungsqualität, mehr Ausbildungsplätze durch eine umlagenfinanzierte Ausbildungsgarantie und die gesetzliche und tarifliche Gleichstellung von dual Studierenden. Die Aktionswochen zur Kampagne „Ausbildung! Besser und mehr!“ laufen noch bis zum 06. Dezember.
Es braucht mehr Ausbildungsplätze
Wie bitter nötig diese Forderungen sind, zeigt ein Blick nach Saarbrücken und Umgebung. Der in St. Ingberg-Rohrbach ansässige Betrieb für Automatisierungstechnik, Festo, plant im nächsten Jahr nur noch die Hälfte aller Ausbildungsplätze im Vergleich zu 2018 anzubieten. „Unser ‚heißer Herbst‘ ging unmittelbar nach der Botschaft des Vorstands los, dass die neuen Ausbildungsplätze gekürzt werden sollen“, sagt der Jugend- und Ausbildungsvertreter Elias Schmauch. „Das hat uns nur noch mehr in unseren Forderungen bestätigt. Wir wollen mehr Mitbestimmung, mehr Sicherheit für die Zukunft des Standorts und allgemein höhere Ausbildungszahlen.“
Die Jugend- und Ausbildungsvertretung (JAV) Vorort hat schnell mit einem Aktionsplan reagiert. Es wurden Unterschriften gesammelt, ein Video für die Online-Betriebsversammlung gedreht und schließlich kam es zu ersten Verhandlungen über die Ausbildungszahlen mit dem Betrieb. Am großen IG Metall Fairwandel-Aktionstag am 29. Oktober war die JAV mittendrin bei der Kundgebung im Neunkirchener Fußballstadion und hat mit ihren Bannern unter den 1300 Teilnehmenden auf ihre Ausbildungssituation aufmerksam gemacht. Immerhin: Ein Stück weit ist der Arbeitgeber bereits eingelenkt. Festo zeigt sich bereit, die Ausbildungszahlen leicht anzuheben. „Das reicht uns aber noch nicht“, sagt Elias.
Bessere Ausbildungsqualität
Neben dem dezentralen Aktionstag, betrieblichen Aktionen und einer Petition, die sich an die Politik richtet, will die IG Metall Jugend den heißen Herbst auch nutzen, um die Auszubildenden und dual Studierenden in den Betrieben und Ausbildungsstätten noch mehr einzubeziehen. So auch in Riesa: Marie Krätzschmar hat dort im Rahmen des „heißen Herbsts“ gemeinsam mit anderen Jugend- und Ausbildungsvertreterinnen und Vertretern eine Umfrage zum Qualifizierungszentrum gestartet.
„Es gab schon immer Probleme mit der Qualität in diesem Ausbildungszentrum“, sagt sie. „Die Auszubildenden sind einfach nicht zufrieden.“ Ob das mehr an den Lehr- oder Lernmitteln liegt und was verbessert werden muss – das soll die Umfrage zeigen, die in vier Betrieben von dem Ortsjugendausschuss (OJA) durchgeführt wird. „Die daraus entstehenden Forderungen werden wir dann gemeinsam mit weiteren Aktionen durchsetzen“, sagt Marie. Von der Planung, über die Umsetzung bis zur Auswertung – der OJA in Riesa ist von Anfang bis Ende an der Umfrage beteiligt.
Ausbildung und Übernahme für alle
Seit der Coronapandemie gehen nicht nur die Ausbildungsplätze zurück – auch die Übernahme muss an vielen Standorten härter erkämpft werden als noch vor der Krise. Ronja Senger ist Auszubildende und JAV-Vorsitzende bei Airbus Operations in Bremen. Sie hat nicht nur die Rede bei der Kundgebung vor dem Airbus Werkstor am Aktionstag gehalten, sie war auch maßgeblich in die Vorbereitungen eingebunden. „Für alle drei Kundgebungsorte in Bremen haben wir vom OJA gemeinsam Banner vorbereitet und ein Livestream hat uns während der Veranstaltung alle miteinander verbunden. Das hat ein tolles Gemeinschaftsgefühl geschaffen.“ Auf ein Kommando gingen an allen drei Standorten die Konfettiraketen hoch.
Und tatsächlich verbindet die Auszubildenden und dual Studierenden aus den verschiedenen Betrieben in Bremen wie die Lürssen Werft, Thyssen und Krupp, Daimler und Thermo Fisher einiges: Sowohl in der Industrie als auch im Handwerk sind massiv Ausbildungsplätze und die Übernahme nach der Ausbildung gefährdet. „Wir haben den Arbeitgebern mit den Bannern vor dem Werkstor klargemacht: ‚Keine Ausbildung bedeutet keine Zukunft für Airbus.‘“ Bei Airbus ist die Übernahme in einem Zukunftstarifvertrag gesondert geregelt, der gerade neu verhandelt wird. „Wir wollen natürlich, dass unsere Auszubildenden und dual Studierenden auch weiterhin an den Standorten, an denen sie ausgebildet werden, übernommen werden und dafür kämpfen wir weiter mit unseren Aktionen.“
Auch du planst Aktionen zum heißen Herbst und suchst noch nach Anregungen? Dann schau doch mal in unseren Aktiven-Leitfaden, hier zum Download im Extranet rein. Bitte meldet eure Aktionen an jugend@igmetall.de, damit wir sie auf unserer digitalen Aktionslandkarte vermerken können.