Pressemitteilung Nr. 11/2017
Griechenland: IG Metall und Wissenschaftler fordern Wiederherstellung des Tarifsystems

16. März 201716. 3. 2017


Die soziale Spaltung in Griechenland lässt sich nach Überzeugung der IG Metall nur überwinden, wenn der Arbeitsmarkt wieder stabilisiert wird. „Dazu muss die Tariflandschaft in Griechenland wieder aufgebaut werden“, erklärte Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, auf der Tagung ,Wiederaufbau statt Deregulierung in Griechenland’ am Donnerstag in Frankfurt. „Wir wollen, dass Tarifverträge in Griechenland wieder allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zugutekommen und die Gewerkschaften eine faire Verhandlungsposition erhalten“, sagte der Gewerkschafter.

In Griechenland gab es bis 2010 in fast allen Branchen Tarifverträge, die für allgemeinverbindlich erklärt wurden. Durch die Auflagen der so genannten Institutionen (EZB, EU-Kommission und IWF) wurde die Allgemeinverbindlichkeit aufgehoben. Das hatte zur Folge, dass es „auf breiter Front zu einem Lohnverfall und zum Anstieg unsicherer Jobs auf ein vorher nicht gekanntes Niveau“ kam, wie die griechische Arbeitsministerin Eftychia Achtsioglou auf der Veranstaltung erläuterte. Die Wiederherstellung eines funktionierenden Tarifsystems ist für die Ministerin deshalb ein wirtschaftliches Gebot und ein fundamentales Recht der abhängig Beschäftigten.

Die IG Metall und die Ministerin sehen sich in ihrer Forderung durch eine Expertengruppe bestätigt, die von den Institutionen und der griechischen Regierung eingesetzt wurde. Die Expertengruppe empfiehlt umfassende Re-Regulierungen wie z.B. die Rückkehr zur Tarifautonomie. Ein Mitglied der Expertengruppe, der Bremer Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Däubler, forderte auf der Veranstaltung, dass in einem ersten Schritt der Mindestlohn nicht mehr vom Staat, sondern von den Sozialpartnern festgelegt wird.

In Griechenland ist seit der Wirtschafts- und Finanzkrise die Arbeitslosigkeit im Schnitt auf gut 25 Prozent, bei Jugendlichen sogar auf 50 Prozent gestiegen. Die Löhne sind im gleichen Zeitraum um ein Viertel gefallen.

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