Gewerkschaftstag 2023
Das war der Gewerkschaftstag 2023

Die IG Metall will den grünen, digitalen Umbau der Betriebe fair gestalten und gute Arbeit sichern. Mit mehr Mitbestimmung, Tarifverträgen und einem starken Sozialstaat. Dazu will die IG Metall ihre Arbeit in den Betrieben stärken. Das beschlossen die 421 Delegierten des 25. Gewerkschaftstags.

26. Oktober 202326. 10. 2023


Die IG Metall hat ihren neuen Vorstand gewählt und die Ziele für die kommenden vier Jahre beschlossen: Das „Team IG Metall“ geht die Zukunft in den Betrieben an. Den Umbau auf CO2-neutrale Produktion, Elektroautos und grünen Stahl – und die Digitalisierung. Die IG Metall will den Wandel fair und sozial gestalten. Dazu fordert die IG Metall mehr Mitbestimmung bei der strategischen Ausrichtung der Unternehmen, bei Investitionen und Weiterbildung.
 

FairWandel – Gute Arbeit in der Transformation sichern

„Statt die Chancen zu nutzen, machen sich zu viele Arbeitgeber einen schlanken Fuss und verlagern Arbeitsplätze“, kritisierte Christiane Benner, die neu gewählte Erste Vorsitzende der IG Metall. „Diese De-Industrialisierung Deutschlands müssen wir stoppen. Wir wollen Industrie weiterentwickeln, nicht abwickeln. Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer hat eine Perspektive verdient. Durch zukunftsfähige Arbeitsplätze – mit guter Arbeit und guten Löhnen. Durch Qualifizierung.“

Neben Christiane Benner wählten die Delegierten Jürgen Kerner als Zweiten Vorsitzenden, Nadine Boguslawski als Hauptkassiererin, sowie als weitere geschäftsführende Vorstandsmitglieder Hans-Jürgen Urban und Ralf Reinstädtler.

Als erste Frau übernimmt Christiane Benner den IG Metall-Vorsitz in Zeiten großer Umbrüche. 50 Prozent der Beschäftigten sagen, dass ihr Arbeitgeber keine Strategie hat für die grüne und digitale „Transformation“. Viele Beschäftigte sind verunsichert, fühlen sich ausgeliefert, einige laufen Rechtspopulisten zu. Die IG Metall jedoch will, dass Beschäftigte ihre Zukunft mitbestimmen – und so Demokratie positiv im Betrieb erleben.

Was unseren Delegierten wichtig ist
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Cheyenne Todaro, Mercedes-Benz Werk Mannheim

Wir müssen noch mehr Betriebe erschließen und neue Beschäftigtengruppen für die IG Metall gewinnen. Dabei wollen wir noch mehr Beteiligung wagen, Beschäftigten Mitmachangebote bieten und auch mal Konflikte zuspitzen. In den Betrieben unserer IG Metall-Geschäftsstelle haben wir so viele neue Mitglieder gewonnen und unser Team IG Metall in den Betrieben auf festere Beine gestellt.

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André Twardygrosz, Elbe Flugzeugwerke, Dresden

Wir müssen IG Metall-Strukturen in der Halbleiterindustrie aufbauen und brauchen dafür mehr Ressourcen. Bei uns in Dresden entsteht der größte Mikrochip-Cluster Europas und die Erschließung bindet viele Ressourcen. Zudem benötigen wir mehr politische Bildung für unsere Vertrauensleute, auch um Rassismus entgegenzutreten. Dazu brauchen wir endlich auch in Sachsen einen gesetzlichen Bildungsurlaub.

Christin Dröse, Hitachi Energy, Halle

Wir haben den Antrag gestellt, dass die IG Metall das Projekt Perspektive Ost weiterverfolgt. Das ist ein Netzwerk, mit dem wir Tarifverträge in mehr Betrieben durchsetzen und die Angleichung an den Westen vorantreiben. Es ärgert mich, dass wir auch als IG Metall überhaupt noch Unterschiede zwischen Ost und West machen.

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Stefan Henze, CARIAD, Wolfsburg

Unseren Antrag zur Gewinnung neuer Mitglieder habe ich ergänzt um die internationale Perspektive bei der Ansprache. Wir haben in unserem Betrieb eine große indische Community, sowie viele chinesische und ägyptische Kolleginnen und Kollegen. Und die waren auch bei unseren Warnstreiks mit draußen.

Lisa Neubert, VW Zwickau, IG Metall Jugend

Die Betriebe müssen mehr in Ausbildung investieren, damit Berufsausbildung attraktiv bleibt. Wenn junge Menschen heute eine Ausbildung beginnen, stehen sie schon mit beiden Beinen im Leben. Deshalb brauchen wir überproportionale Erhöhungen der Ausbildungsvergütungen - und Sonderzahlungen in voller Höhe. Zudem kämpfen wir für den Erhalt von Ausbildungsplätzen.

Robert Gaudl, IG Metall Region Hamburg

Auch im Handwerk müssen wir stärker werden. Wir gestalten die Mobilitäts- und Wärmewende mit. Auf neue Firmenkonstrukte wie Handwerkskonzerne mit zig Standorten müssen wir gemeinsam antworten. Tarifabschlüsse mit 11,2 Prozent im Metallhandwerk und Heizungsbau in Hamburg zeigen, dass tarifpolitisch mit dem Handwerk zu rechnen ist.

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Sanaa Boukayeo, Opel Rüsselsheim

Wir brauchen klarere Regelungen zur Übernahme von Leihbeschäftigten. Gerade internationale Konzerne wie unserer sperren sich dagegen. Wir haben dennoch gerade 150 übernommen - und über 70 Prozent der Leihbeschäftigten als IG Metall-Mitglieder organisiert. Das geht nur, weil unsere IG Metall-Betriebsräte und über 500 Vertrauensleute in allen Werkshallen und Büros täglich dafür arbeiten.

 

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Athanasios Kokotos, Continental, Gifhorn

Transformation hin zu neuen Produkten und neuer Arbeit – das geht: Continental schließt unsere Produktion von Autokomponenten – aber Stiebel Eltron übernimmt unser Werk mit 330 Beschäftigten. Wir bauen dann Wärmepumpen. Wir danken Christiane Benner, dass sie sich dafür im Aufsichtsrat stark gemacht hat.

IG Metall fordert mehr Mitbestimmung

Die IG Metall will den Wandel fair und sozial gestalten. Doch nach derzeitiger Rechtslage können Betriebsräte und IG Metall erst eingreifen, wenn der Arbeitgeber bereits Abbau, Verlagerung und Schließung verkündet. Zwar gelingt es der IG Metall immer häufiger, in Verhandlungen über Sozialpläne und Sozialtarife auch Zukunftstarifverträge durchzusetzen, mit mehr Mitbestimmung und konkreten Investitionszusagen. Aber noch zu spät.

Deshalb fordert die IG Metall bessere Gesetze, um Beschäftigten mehr Sicherheit im Wandel zu geben: mehr Mitbestimmung, mehr Tarifverträge – und ein starker Sozialstaat: höheres Bürgergeld – ohne Sanktionen, Verlängerung des Arbeitslosengelds 1 auf bis zu 36 Monate, Bürgerversicherung für Gesundheit und Pflege, Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung, klares Nein zur Rente mit 67.
 

Aktiver Sozialstaat muss fairen Umbau fördern

Zudem fordert die IG Metall eine aktivere Industriepolitik: mehr Investitionen in Infrastruktur, schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien – und ein Brückenstrompreis für energieintensive Betriebe, etwa in der Stahlindustrie, bis wir genug günstigen Solar- und Windstrom haben.

Während Wirtschaftsminister Robert Habeck die Forderung in seiner Rede auf dem Gewerkschaftstag unterstützte, wollte Bundeskanzler Olaf Scholz keinen Brückenstrompreis zusagen. Delegierte aus der Stahlindustrie demonstrierten in der Halle und überreichten Scholz symbolisch eine Brücke.
 

Für mehr und bessere Tarifverträge

In den Betrieben will die IG Metall mehr und bessere Tarifverträge durchsetzen, mit mehr Geld, sowie kürzeren Arbeitszeiten, die Arbeitsplätze in der „Transformation“ sichern, die Beschäftigten mehr Selbstbestimmung und mehr Zeit zum Leben geben, etwa in Form einer 4-Tage-Woche, wodurch Betriebe auch attraktiver für Fachkräfte werden.

Zudem will die IG Metall Mobil- und Montagearbeit sowie neue digitale Arbeitsformen und Künstliche Intelligenz fair gestalten.
 

Team IG Metall in den Betrieben stärken

Um ihre Ziele durchzusetzen, will die IG Metall stärker in den Betrieben werden, mit mehr IG Metall-Mitgliedern und mehr IG Metall-Vertrauensleuten, unterstützt durch Beratung, Betreuung und Bildung. Dazu fordert die IG Metall auch bessere Schutzrechte. Immer öfter werden Betriebsräte von Arbeitgebern und ihren Anwälten angegriffen. Hierzu kündigte Arbeitsminister Hubertus Heil auf dem Gewerkschaftstag einen Gesetzentwurf an: Staatsanwälte sollen die Behinderung von Betriebsräten aktiv als Straftat verfolgen.

Um den Wandel fair und sozial zu gestalten, will die IG Metall zudem neue Betriebe und neue Beschäftigtengruppen erschließen. Durch die „Transformation“ entstehen ja auch neue Arbeitsplätze – etwa im Handwerk, in den neuen Chipfabriken oder beim Autobauer Tesla.

„Das dürfen keine gewerkschaftsfreien Zonen werden“, fordert die neue Erste Vorsitzende Christiane Benner. Es gelte nun die Chancen der „Transformation“ zu nutzen. „Wir setzen uns dafür ein, dass alle Menschen gut leben können. Macht mit beim klimaneutralen Umbau der Gesellschaft. Unser „Team IG Metall“ ist offen für alle – außer für Rassisten, Faschisten und andere Reaktionäre. Macht mit bei unserem Team IG Metall.“

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