Studieren geht auch ohne Abitur

Wer eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung und mehrere Jahre Berufserfahrung hat, kann in einem dazu passenden Fach studieren. Je nach Bundesland und Hochschule gelten für die Zulassung unterschiedliche Regeln.

1. Dezember 20181. 12. 2018
Jens Knüttel


Studieren kann man auch ohne Abitur ― und immer mehr Berufstätige schlagen genau diesen Weg ein. Etwa 8 000 der rund 19 000 Studiengänge an deutschen Hochschulen lassen sich inzwischen laut Centrum für Hochschulentwicklung auch ohne Abitur oder Fachabitur belegen.

 

Talente gezielt fördern. Studieren ohne Abitur.

Der 25-jährige Pascal Höhle nutzt das Modellprojekt „Studieren ohne Abitur“ von VW Nutzfahrzeuge in Hannover, um sich fortzubilden. (Foto: Franz Fender)

 

Eine Ausbildung und mehrjährige Berufserfahrung genügen, um ein Studium im eigenen Fachgebiet zu beginnen. Meister, Techniker und Fachwirte können unter bestimmten Voraussetzungen direkt in ein Studium einsteigen und das Fach frei wählen. Wie offen die Hochschulen für beruflich Qualifizierte und den dritten Bildungsweg im Detail sind, wird in jedem ­Bundesland durch das jeweilige Hochschulgesetz und zum Teil durch ergänzende Verordnungen geregelt.


Probestudium

Der Start ins Studium ist entweder sofort möglich oder nach einem Beratungsgespräch beziehungsweise einer Zulassungsprüfung. In einigen Bundesländern gibt es die Möglichkeit eines Probestudiums. In zwei bis vier Semes­tern können die Berufserfahrenen beweisen, ob sie ein Studium bewältigen können. Manche Hochschulen bieten für Studierende ohne Abitur auch spezielle Kurse an, um beispielsweise Wissen in Mathematik nachzuholen.


Praxiserfahrung

In der Praxis bekommen viele Berufstätige im Betrieb Unterstützung bei ihrem Wunsch, ohne Abitur an Universität oder Hochschule zu gehen. Bei Volkwagen Nutzfahrzeuge in Hannover hat sich zum Beispiel der Betriebsrat für ein entsprechendes Modell starkgemacht, mit dem nun gezielt Talente aus dem Betrieb gefördert werden. Sieben Beschäftigte, die in der Produktion gearbeitet und kein Abitur haben, studieren momentan in Hannover Mechatronik und Ingenieurinformatik.

Einer von ihnen ist Pascal Höhle. Der 25-Jährige war jahrelang im Karosseriebau von VW tätig. „Ich hatte immer den Wunsch, mich weiterzubilden ― in Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 finde ich das extrem wichtig“, sagt Höhle. „Das Studium bietet mir dafür jetzt die ideale Gelegenheit.“

In einem Bewerbungsverfahren von VW hat sich Höhle für das Studium empfohlen, anschließend absolvierte er mehrere Vorbereitungskurse. Mittlerweile ist er im dritten Semester. „Es ist zwar ein immenser Aufwand, man muss sehr viel Zeit investieren. Aber wenn man reichlich Motivation und Kenntnisse des Themas mitbringt, macht das Studium auch sehr viel Spaß“, erzählt Höhle.

Er und seine sechs Kommilitonen werden später ― wenn sie das Studium gut abschließen ― als Angestellte bei Volkswagen beschäftigt. Dazu gibt es feste Absprachen mit dem Werksleiter, der das Modellprojekt unterstützt. Der Betrieb setzt auf langjährige Beschäftigte, die Praxiserfahrung haben und vernetzt sind.

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