Francotyp-Postalia: Nach neun Monaten Tarifvertrag durchgesetzt
Endlich wieder ein Tarifvertrag

Ausdauer und Einsatz haben sich gelohnt: Nach neun Monaten Verhandlungen zwischen der IG Metall und dem Management gibt es bei Francotyp-Postalia in Berlin wieder einen Tarifvertrag.

17. Juni 201617. 6. 2016


Der Abschluss beschert den etwa 200 Beschäftigten stufenweise ein ordentliches Plus sowie sichere Arbeitsplätze bis 2020. Für Claus-Peter Schuster ist das Tarifergebnis „ein Signal für einen Kulturwandel in unserem Unternehmen ― weg von der Konfrontation der Vergangenheit, hin zu einem neuen Miteinander“, sagt der Betriebsratsvorsitzende bei Francotyp-Postalia (FP) in Berlin-Pankow.

Seit Spätsommer 2015 hatten IG Metall und Management über eine Rückkehr in die Tarifbindung verhandelt. Nach neun Monaten ist es nun endlich geschafft und die Beschäftigten halten stolz ihren Tarifvertrag in der Hand. Genauer gesagt: Drei Firmentarifverträge. Denn der Frankiergerätehersteller in der Prenzlauer Promenade in Berlin-Heinersdorf besteht aus drei Betrieben: FP Direkt GmbH, FP GmbH und FP Vertrieb und Service GmbH.

 
FP-Beschäftigte demonstrierten für einen Tarifvertrag. Foto: Christian von Polentz/transitfoto

FP-Beschäftigte demonstrierten für einen Tarifvertrag. Foto: Christian von Polentz/transitfoto

Die drei Tarifverträge regeln rückwirkend zum 1. Januar 2016 die Entgelte und bescheren den insgesamt 200 Mitarbeitern bis 2019 stufenweise ein Lohnplus von 6,3 bis 7,8 Prozent. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten zweimal 150 Euro: Die erste Einmalzahlung gibt es jetzt im Juni, die zweite im Juni 2017. Die Tarifverträge regeln weiterhin, dass alle Mitarbeiter regelmäßig ihre Gehaltserhöhungen bekommen, die sich an den Tarifabschlüssen für die Metall- und Elektroindustrie orientieren.

Zudem einigten sich IG Metall und die Geschäftsleitung auf einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung. Er garantiert eine Mindestbeschäftigtenzahl bis Ende 2020. Über einen Sozialplan erhalten Mitarbeiter Abfindungen, falls sie betriebsbedingt ausscheiden.

Mit dem Ende der „Konfrontation“ und dem „neuen Miteinander“ fällt Betriebsrat Claus-Peter Schuster ein Stein vom Herzen. Als das Unternehmen Ende 2014 aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten war und sich damit aus dem Flächentarifvertrag verabschiedete, hatten die Eskalationen mit den Mitarbeitern einen neuen Höhepunkt erreicht. Mit Tarifflucht und Billigstrategie glaubte der Marktführer für Frankiermaschinen dem „schrumpfenden Markt“ begegnen zu müssen – und das bei fast zeitgleich steigenden Dividenden, Umsätzen und Erträgen. Jahrelang hatten die Beschäftigten zuvor schmerzhafte Einschnitte hinnehmen müssen, indem die Geschäftsleitung Betriebsteile in tariffreie Zonen auslagerte und Arbeitsplätze abbaute. Seitdem prägten Ungerechtigkeiten und ein schlechtes Betriebsklima den Arbeitsalltag.

Die Tarifflucht des Unternehmens hatte bei den FP-Beschäftigten Wut, Kampfgeist und viele Eintritte in die IG Metall ausgelöst. Sie wollten unbedingt wieder einen Tarifvertrag, wendeten sich an die Berliner IG Metall und blieben gemeinsam hartnäckig dran. „Als Francotyp-Postalia aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten ist, sind zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sofort bei uns eingetreten“, erinnert sich IG Metall-Verhandlungsführer Rüdiger Lötzer. Heute ist die Mehrheit der Belegschaft in der IG Metall.

Gewerkschafter Lötzer freut sich, dass „FP diesen falschen Schritt nun korrigiert hat und die Beschäftigten wieder an der Tarifentwicklung beteiligt“. Lötzer: „Die jetzt vereinbarten Tarifverträge geben beiden Seiten eine höhere Planungssicherheit bis Ende 2020.“ Das garantiere Jobsicherheit für die nächsten Jahre und schaffe für alle Beschäftigten und für die Unternehmen ein Stück „Zukunftssicherung“.

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