Du hast dich dafür eingesetzt, dass die Beschäftigten bei Ambau einen Betriebsrat gründen können und deshalb wurde dir von der Geschäftsleitung gekündigt. Was hast du empfunden, als du von der Kündigung erfahren hast?
Es war der Abend des 30. April 2010. Ich hätte um 21.50 Uhr Nachtschicht gehabt und sollte eigentlich bis 6.00 Uhr morgens arbeiten. Anschließend wollte ich die Aktionen für den 1. Mai mit vorbereiten.
Statt dessen wurde mir „unbegründet und fristgerecht“ schriftlich gekündigt und verbal ein Hausverbot ausgesprochen. Ich habe direkt nach der Begründung gefragt, die sie vergessen hatten. Der Werksleiter hat nur gesagt „Herr Can, Sie wissen warum.“ Sie wollten nicht weiter mit mir sprechen, wollten dass ich alle Sachen die der Firma gehören, abgebe. Ich habe es getan und bin mit tausenden von Fragen in meinen Gedanken nach Hause gefahren.
Viele Arbeitnehmer, die auch einen Betriebsrat gründen möchten, haben genau davor Angst: gekündigt zu werden, weil sie sich engagieren. Was rätst du den Kollegen in dieser Situation?
Leider mussten wir eineinhalb Monate mitten in Deutschland im 21. Jahrhundert für ein uns gesetzlich zustehendes Recht der Mitbestimmung sozusagen „verdeckt“ arbeiten. Also sehr vorsichtig und mit Bedacht. Ich habe gemerkt, dass man sich dafür wirklich Leute suchen sollte, denen man vertraut. Und mit denen muss man alles langsam und mit Geduld vorbereiten. Lieber einen Monat später an den Start gehen mit dem Betriebsrat, als eine Kündigung zu risikieren.
Außerdem sollte man unbedingt von Anfang an seine Gewerkschat miteinbeziehen, denn ohne deren rechtliche Beratung und Betreung hätten wir es nicht geschafft. Trotz allem kann es passieren – wie das bei mir der Fall war – dass eine Kündigung ausgeprochen wird. In diesem Fall nichts unterschreiben, Ruhe bewahren und unverzüglich an die Gewerkschaft wenden! Ich habe mich die letzten zwei Tage offenbart damit habe ich etwas riskiert, aber das war nötig. Zwar war die Kündigung ein herber Rückschlag, aber sicher ist: Am 4. August wird unser Betriebsrat gewählt. Und vier von den fünf Betriebsräten, die gewählt werden, könnten dann Metaller sein. Noch wichtiger ist aber, dass die Kollegen auf einmal ihre eigene Kraft endecken.