Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Rothgordt Cie. ist Deutschland in 27 Branchen Weltmarktführer. Um diese Position zu halten, müssen deutsche Firmen weiterhin innovativ sein. Wie können Unternehmen diese Herausforderung bewältigen?
Mit guten Beschäftigten, guten Geschäftsideen, einem Blick über den Tellerrand und langfristigem Denken. Die Unternehmen müssen sich anstrengen, gute Beschäftigte zu bekommen. Das heißt, Unternehmen müssen Hochschulabsolventen und Beschäftigten ein attraktives Arbeitsumfeld bieten. Gute Bezahlung, gute Entwicklungsmöglichkeiten, Vereinbarkeit von Arbeit und Leben trotz Ambitionen im Job und ein gutes Arbeitsklima. Das ist doch innovationsfördernd. Die Motivation der Beschäftigten steigt, wenn sie hinter den Produkten ihrer Firma stehen. Arbeitgeber sollten Beschäftigten mehr Freiräume für Innovationen lassen.
Innovativ sein allein reicht nicht mehr. Viele Technologien unterliegen dem ökologischen Strukturwandel. Das heißt die neuen Produkte müssen auch noch umweltverträglich sein. Die Energie- oder Automobilbranche sind nur zwei Beispiele dafür. Aber wie sieht es mit den anderen Branchen aus? Ist der ökologische Strukturwandel dort schon angekommen?
Ich würde die Autoindustrie nicht als Ökobranche bezeichnen. Beispielsweise ist die Ökobilanz bei der Batterieherstellung problematisch. Aber es gibt durch E-Mobilität, bessere Verbrennungsmotoren und Leichtbauweise weniger CO2-Emmissionen. Es sind aber ganzheitliche, nachhaltige Mobilitätskonzepte erforderlich, die unterschiedliche Mobilitätsmöglichkeiten intelligent und ressourcenschonend miteinander verknüpfen. Das Öko-Thema kommt auch über die Energie- und Rohstoffpreise in anderen Branchen an. Die Entwicklung von A -Hausgeräten und smart-grids, denkenden Stromnetzen, ist durch Einsparmöglichkeiten beim Strom- und Wasserverbrauch getrieben. Im Maschinenbau spielt der Ressourcenverbrauch im Produktionsverfahren natürlich eine große Rolle. Überall dort, wo energieintensiv gefertigt wird, muß das doch ein Thema sein. Unternehmen wie Bosch und Siemens stellen sich inzwischen breiter auf und kaufen sich bei erneuerbaren Energien ein.
Am Daimler-Standort Sindelfingen sind zum Beispiel bereits 10 000 von 36 000 Beschäftigten in Entwicklung, Forschung und Planung tätig. Beobachtet ihr diesen Trend auch an anderen Standorten und in anderen Unternehmen? Was bedeutet das für den deutschen Arbeitsmarkt?
Den Strukturwandel hin zu mehr Angestellten beobachten wir in allen Kernbranchen der IG Metall. In der heterogenen Elektroindustrie arbeiten inzwischen über 50 Prozent der Beschäftigten in F & E, IT, Vertrieb oder administrativen Bereichen. Dennoch ist Deutschland auch als Produktionsstandort stark. Genau die Mischung macht’s. Die Unternehmen sollten ihren Beschäftigten, ob Facharbeiter und Ingenieurin, gute Arbeitbedingungen bieten. Dazu gehört auch, einem Facharbeiter eine Weiterbildung zum Techniker oder Ingenieur zu ermöglichen. Mit guter Aus- und Weiterbildung kann Fachkräftemangel vorgebeugt werden. Billig-Ingenieure z. B. als Leihbeschäftige einzustellen oder lebenslange Praktika auszuloben ist nicht die Lösung. Damit nehmen die Unternehmen jungen Menschen eine planbare Zukunft und büßen Innovationsfähigkeit ein.
Es gibt bereits viele Ingenieure, die sich in der IG Metall engagieren. Was bietet ihr Ingenieure und was haben sie davon, Mitglied zu sein?
Ich will jetzt hier nicht die ganzen Vorteile, wie 19 Prozent mehr Entgelt für Ingenieure durch Tarifverträge der IG Metall, aufzählen. Spannender ist, dass bei Airbus Betriebräte, Vertrauensleute und IG Metall den Ingenieuren und Ingenieurinnen ein monatliches Engineering-Forum bieten. Die Idee ist nach der 1. Engineering-Tagung bei Airbus entstanden. Nach unserer 2. Tagung letzte Woche haben sich noch mehr entschieden, ein solches betriebliches Engineering-Forum anzubieten. Dort können sich Beschäftigte aus F & E austauschen und zu Green-Tech, aktuellen betrieblichen Problemen und ihren Arbeitsbedingungen diskutieren und Veränderungen einfordern. Die IG Metall will ein Empowerment von Ingenieuren und Ingenieurinnen. Wir wollen Innovationsfördererin sein. Das klappt nur mit mehr Dialog, mehr Mitgliedern und gelebter Mitbestimmung. Und einer 3. Engineering-Tagung in 2011.
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