Studie: Mehr Jobs durch das Elektroauto
Mit Strom im grünen Bereich

Das Elektroauto wird kein Jobkiller. Die neue Antriebstechnik schafft vielmehr neue Arbeitsplätze. Eine Studie, die der Daimler-Betriebsrat initiiert hat, sagt voraus, dass die Beschäftigung in der Automobilbranche hierzulande im grünen Bereich bleibt und sogar weiter wachsen dürfte.

3. Juli 20123. 7. 2012


Auch wenn derzeit noch nicht so viele Elektroautos über Deutschlands Straßen rollen: Auf längere Sicht werden sich alternative Antriebskonzepte durchsetzen und einen Strukturwandel in der deutschen Automobilindustrie bewirken. Produktion und Beschäftigung verändern sich. Was auf die Branche zukommt, die über 700 000 Frauen und Männer unmittelbar beschäftigt und von der rund 1,8 Millionen Arbeitsplätze abhängen, hat jetzt die Studie „Elektromobilität und Beschäftigung“ untersucht:
 

Kein Kahlschlag zu erwarten


Der Vormarsch strombetriebener Fahrzeuge, so das Ergebnis der Studie, führt nicht zum Kahlschlag in Teilen der Automobilindustrie. Im Gegenteil: Es ist mit einem weiteren Aufbau an Beschäftigung zu rechnen. Mehr Jobs sollen nicht nur in Forschung und Entwicklung, sondern auch in der Produktion entstehen.

Eigentlich sind Elektroautos einfacher gebaut als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Kolben, Getriebe, Zündkerzen sind nur einige Beispiele dafür, welche Teile im Stromauto wegfallen. Aber die Befürchtung, dass Elektroautos auch weniger Beschäftigung erfordern, ist durch die Studie widerlegt, die der Gesamtbetriebsrat des Daimler-Konzerns zusammen mit der IG Metall Baden-Württemberg und der Hans-Böckler-Stiftung 2010 gestartet hatte.
 

Neue Kompetenzen gefordert

Untersucht wurde, welche Auswirkungen die Elektrifizierung von Motor und Getriebe auf die Beschäftigung hat. Wenn man annimmt, dass 2030 der Anteil reiner Elektrofahrzeuge in Deutschland 15 Prozent ausmacht, dann könnte die Zahl der Mitarbeiter, die unmittelbar in der Produktion von Motor und Getriebe beschäftigt sind, um 20 Prozent steigen. Insgesamt ist durch den Wandel zur Elektromobilität in den nächsten zwei Jahrzehnten unternehmensübergreifend eine stabile Beschäftigung in der Antriebsstrangproduktion zu erwarten. Gleichwohl kann es innerhalb der Wertschöpfungskette zu massiven Verschiebungen und Umbrüchen kommen.

Die Studie verdeutlicht, dass Elektroautos neue Kompetenzen und Qualifikationen der Beschäftigten erfordern. Kenntnisse in Elektrik und Elektronik werden immer wichtiger, denn der Anteil der elektrischen und elektronischen Teile im Stromauto liegt bei 75 Prozent. Zum Vergleich: Bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor liegt er bei 40 Prozent. Klassische Qualifikationen in Metall und Mechanik sind künftig weniger gefragt. Spanende Metallverarbeitung, also das Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen, verliert an Bedeutung. Dafür wird die Montage in vielen Bereichen komplexer und anspruchsvoller.
 

Arbeiten im Hochvolt-Bereich


Von besonderer Bedeutung ist der Umgang mit Hochvolt-Systemen. Darunter versteht man Wechselspannung ab 25 Volt und Gleichspannung ab 60 Volt. Während Beschäftigte bei Autos mit Verbrennungsmotor mit niedrigen elektrischen Spannungen zu tun haben, sind sie bei Elektroautos mit bis zu 1000 Volt konfrontiert und müssen Gefahren entsprechend einschätzen können. Die Hersteller qualifizieren inzwischen Beschäftigte in der Produktion zur Elektrofachkraft weiter, damit sie diesen Aufgaben gewachsen sind.

Die neuen Anforderungen in der Produktion führen auch dazu, dass die Lehrinhalte in der beruflichen Aus- und Weiterbildung angepasst werden müssen. Die technische Entwicklung des Elektroautos wird jedenfalls zu einer „neuen Arbeitswelt“ in der Automobilindustrie führen. Die Arbeit wird komplexer, anspruchsvoller und mit Sicherheit noch interessanter. Gerade für junge Menschen ist die neue Technologie ein Argument, um einen Beruf im Automobilbereich zu erlernen.

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