UN-Klimagipfel in Paris
Wie wir Klima UND Beschäftigte schützen

Beim UN-Klimagipfel ringen die Regierungschefs um ein neues Abkommen zum Schutz der Erde. Auch die IG Metall ist vor Ort. Im Interview erklärt Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, worauf es beim Klimaschutz ankommt.

4. Dezember 20154. 12. 2015


Warum macht die IG Metall beim Klimagipfel in Paris mit?

Wolfgang Lemb: Weil viele Mitglieder den Klimawandel ernst nehmen und erwarten, dass wir uns einmischen, auch wenn wir keine Umweltorganisation sind.

 

Welche Rolle muss die IG Metall aus Sicht der Beschäftigten spielen?

Als IG Metall müssen wir klimapolitische Ziele strukturpolitisch bewerten. Wir müssen schauen, was es für unsere Kolleginnen und Kollegen bedeutet, wenn wir das Zwei-Grad-Ziel erreichen wollen. Viele Beschäftigte sind bereit, etwas für den Klimaschutz zu tun. Aber sie erwarten, dass sie unterstützt werden, wenn es um ihre Arbeitsplätze geht.

 

Was heißt Unterstützung?

Nehmen wir das Beispiel Kohlestrom. Perspektivisch wird die Kohleverstromung keine Zukunft haben. Aber wir brauchen einen Fahrplan, wie wir die Energieversorgung sicherstellen, und wie es für die betroffenen Beschäftigten weitergeht.

 

Gewerkschaften fordern verbindliche und ambitionierte Ziele, um das Klima zu schützen. Was heißt verbindlich und ambitioniert?

Wenn wir das Zwei-Grad-Ziel erreichen wollen, müssen wir die Ziele in internationalen Abkommen so beschreiben, dass sie auch umgesetzt werden. Etwa festlegen, wie wir in Energieeffizienz und emissionsarme Produktion investieren. Wir müssen über unsere Verantwortung als Industrieländer gegenüber Schwellen- und Entwicklungsländern nicht nur reden, wir müssen auch bereit sein, dafür Geld in die Hand zu nehmen.

 

2010 vereinbarte die Weltgemeinschaft, bis 2020 einen Fonds mit 100 Milliarden Euro für die ärmeren Länder anzulegen. Was ist daraus geworden?

Er wurde vereinbart, aber nie etwas eingezahlt. Die Staaten müssen in Paris einen Weg festlegen, damit am Ende tatsächlich 100 Milliarden Euro im Topf sind. Der CO2-Ausstoß steigt vor allem in Schwellenländern wie China.

 

Ist weniger CO2-Ausstoß überhaupt möglich, wenn diese Ländern sich indus ― triell entwickeln wollen?

Wachstum muss nicht automatisch mehr CO2-Ausstoß heißen. Natürlich gibt es in vielen Regionen der Welt einen Nachholbedarf bei der industriellen Entwicklung. Aber sie müssen dabei ja nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen.

 

Muss nicht irgendwer verzichten, wenn wir weniger CO2 ausstoßen wollen?

Nicht unbedingt. Ich sehe auch eine Menge Chancen im Klimaschutz. Schon heute arbeiten rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland nur im Bereich der Energieeffizienz. Das sind Kolleginnen und Kollegen, die dafür arbeiten, bei Produkten oder in der Herstellung Energie einzusparen. Wir brauchen aber noch mehr Ideen, etwa für einen emissionsfreien Verkehr oder alternative Energien und wie wir sie speichern.

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