Vier-Punkte-Plan der IG Metall zur Fachkräftesicherung
Strategie für die Zukunft der Facharbeit

Momentan stehen der Wirtschaft noch genügend Fachkräfte zur Verfügung. Doch die Arbeitswelt befindet sich vor Veränderungen, technologisch und demografisch. Um den Bedarf auch weiterhin zu sichern, müssen Politik und Arbeitgeber jetzt handeln. Die IG Metall hat einen Vier-Punkte-Plan entwickelt.

27. Oktober 201527. 10. 2015


Die Konzepte der Bundesregierung zur Fachkräftesicherung verlieren sich im Klein-Klein. Und viele Arbeitgeber können sich dazu nicht von ewig gleichen Denkweisen loseisen: Länger arbeiten, schneller arbeiten, härter arbeiten. Die IG Metall begreift die Fachkräftedebatte vor allem als Chance. Als Chance, bisher brachliegende Potenziale zu aktivieren. Gute Arbeitsleistungen lassen sich nur mit guten Arbeitsbedingungen und gezielter Qualifizierung erreichen. Der Vier-Punkte-Plan zur Fachkräftesicherung nützt den Menschen und der Wirtschaft. Es hat sich gezeigt: Immer dann, wenn diese Verbindung funktioniert, ist die Wirtschaft erfolgreich.


Der Vier Punkte-Plan der IG Metall zur Fachkräftesicherung:

  1. Fachkräftesicherung braucht gute Bildung und bessere Qualifizierung
    Nicht nur vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung ist Bildung mehr denn je der Schlüssel für Fortschritt, Wachstum und Innovationen. Ebenso für Emanzipations- und Entwicklungschancen jedes Einzelnen. Die Wirtschaft entwickelt sich immer weiter hin zu wissensintensiven Industrien und Dienstleistungen.
    Gute Bildung beginnt bei den Jüngsten. Dazu gehören vorschulische Betreuung und ein flächendeckendes Ganztagsangebot an Schulen. Weiter braucht es für die Fachkräftesicherung auch mehr und bessere Ausbildungsplätze. Die duale Ausbildung ist das Alleinstellungsmerkmal des deutschen Bildungssystems. Die Arbeitgeber müssen wieder mehr Ausbildungsplätze schaffen.
    Ferner müssen sich Personal- und Weiterbildungspolitik in den Unternehmen verbessern. Die bestehenden Tarifverträge zur Qualifizierung müssen dabei als Grundlage für eine systematische Qualifizierungspolitik genutzt werden. Beschäftigte brauchen auch persönliche, tariflich festgelegte Ansprüche auf Qualifizierung.
  2. Fachkräftesicherung braucht gute Arbeit und eine Neuordnung des Arbeitsmarktes
    Der Fachkräftebedarf lässt sich nur mit besseren Arbeitsbedingungen sichern. Mit guten und sicheren Arbeitsplätzen, statt aktuell viel zu vielen prekären Jobs. Die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Beschäftigten muss langfristig gesichert werden. Zu viele Beschäftigte müssen weit vor dem eigentlichen Rentenalter aus dem Erwerbsleben ausscheiden.
    Es gilt, mehr Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das größte Potenzial nicht genutzter Arbeitskraft liegt bei den in der Regel sehr gut qualifizierten Frauen. Um sie zu gewinnen, muss die Kinderbetreuung ausgebaut und flexiblere Arbeitszeitmodelle geschaffen werden.
  3. Fachkräftesicherung braucht eine bessere Verzahnung der Arbeits- mit der Lebenswelt
    Ein Arbeitszeitmodell für alle – das passt schon lange nicht mehr. Und schon gar nicht, dass sich Flexibilität nur an den Interessen des Unternehmens orientiert. Mit dem kranken Kind zum Arzt gehen, ein Elterngespräch in der Schule wahrnehmen: Unternehmen müssen den Beschäftigten ermöglichen, auf die Unwägbarkeiten des Alltags zu reagieren. Arbeitszeitkonten, verkürzte Vollzeitbeschäftigung und Home Office-Modelle: Um Fachkräfte zu sichern, müssen Arbeitgeber den Beschäftigten neue Arbeitszeitmodelle eröffnen. Da Frauen und ältere Beschäftigte häufig in Teilzeit arbeiten, würden ihnen flexiblere Arbeitszeiten mehr Erwerbsstunden ermöglichen.
  4. Fachkräftesicherung braucht Gute Arbeitsbeziehungen
    Die Basis des bundesdeutschen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells war und ist die Sozialpartnerschaft. Gute Arbeitsbeziehungen auf Grundlage von Tarifverträgen müssen wieder der Standard werden. Wer schlechte Arbeitsbedingungen anbietet, wird spätestens übermorgen keine geeigneten Fachkräfte mehr finden.
    In einer schrumpfenden Gesellschaft sind gute Arbeitsbeziehungen die Basis dafür, Teilhabechancen für alle zu verbessern. Nur so kann man gute Arbeit fördern und passgenaue betriebliche Lösungen finden – zum Beispiel für altersgerechte Arbeitsplätze oder eine Arbeitszeitpolitik, die die unterschiedlichen Lebensphasen der Menschen berücksichtigt.

 

Das Konzept der IG Metall stellt die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt. Die Beschäftigten schaffen die Werte, niemand anderes. Wer sie motiviert und fördert, ist erfolgreich.

Schon vor etwa einem Jahr hat sich die „Partnerschaft für Fachkräfte in Deutschland“ gegründet. Ihr gehören Vertreter von Industrie und Handwerk, Arbeitgebern und Gewerkschaften, der Bundesregierung sowie der Bundesagentur für Arbeit an. Die Ziele der Partnerschaft sind in einer gemeinsamen Erklärung dokumentiert.

Um die Fachkräftebasis zu stärken, gibt es zurzeit bundesweit im Rahmen der „Fachkräftewoche“ zahlreiche Veranstaltungen. Im Mittelpunkt steht dabei, welche Potenziale für die Fachkräftesicherung bestehen und wie diese noch besser genutzt werden können. Ein Thema dabei ist auch, wie Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt möglichst schnell integriert werden können.

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