Alters- und alternsgerecht die Rente erreichen
Gute Arbeit – davon profitieren alle

Arbeiten bis 60, 63 oder bis 67? Ob das möglich ist, hat oft viel mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Für viele ist es unmöglich, aufgrund der körperlichen Arbeitsbelastungen das reguläre Rentenalter zu erreichen. Die IG Metall fordert Arbeitsplätze, an denen Jung und Alt gesund bleiben.

15. Februar 201615. 2. 2016


Viele Jahre schuften, dann verschlissen ausscheiden und sich mit einer mageren Rente begnügen – das ist nicht fair. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, muss es möglich sein, flexibel und sozial abgesichert aus dem Arbeitsleben aussteigen zu können. Aber nicht nur. Auch die Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet werden, dass ein gesundes Arbeiten bis zur Rente möglich wird. Dass Windanlagenbauer nicht mehr mit über 60 Jahren noch in 200 Meter Höhe Reparaturen durchführen können, leuchtet ein. Auch viele Jobs in der Stahlbranche sind zu schwer und belastend für Ältere. Die IG Metall fordert alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen. Zudem müssen die Unternehmen auch für ältere Mitarbeiter die passenden Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.

 

Der Gesetzgeber hat zwar mit der abschlagsfreien Rente ab 63 nach 45 Beitragsjahren eine Möglichkeit geschaffen, das älteren Arbeitnehmern eine vorzeitige Ausstiegsmöglichkeiten bietet, allerdings steigt das Zugangsalter ab dem Jahrgang 1953 schrittweise wieder auf 65 Jahre an. Die IG Metall fordert für langjährig Versicherte eine dauerhafte Rente mit 63, von der dann auch jüngere Generationen profitieren.


Demografischer Wandel in den Betrieben

Dass die Belegschaften immer älter werden – scheinen viele Unternehmen zu ignorieren. Sie bereiten sich nicht ausreichend auf den demografischen Wandel vor. Alters- und alternsgerechte Arbeitsplätze sind Mangelware – das ist das Ergebnis der großen Beschäftigtenbefragung der IG Metall vom Frühjahr 2013. So glauben 77 Prozent der Facharbeiter nicht, dass sie ihre Arbeit bei gleichbleibenden Anforderungen bis zum gesetzlichen Rentenalter von über 65 Jahren ausüben können. Gerade das wachsende Arbeitspensum im Job gilt dabei als besonders kritisch.

„Ob ältere Fachkräfte kürzer oder länger erwerbstätig sein werden, hängt entscheidend von der Qualität der Arbeitsbedingungen für die einzelnen Beschäftigten aber. Hier ist in den Betrieben noch viel zu tun. Unsere erfolgreiche Kampagne “Gute Arbeit – gut in Rente„ zeigt aber auch: Wenn Betriebsräte, Vertrauensleute und Beschäftigte gemeinsam anpacken, dann können wir greifbare Verbesserungen erreichen,“ sagt Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Doch gute Arbeit ist machbar. Das zeigen Beispiele von Unternehmen, in denen die Betriebsräte alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen durchgesetzt haben.

 

Gute Beispiele aus der Praxis

Bei ZF Services in Schweinfurt etwa haben Betriebsrat und Arbeitgeber die Arbeitsabläufe untersucht und sich ein umfassendes Bild von den körperlichen und psychisch-sozialen Anforderungen gemacht. Sie stellten fest, dass nicht nur das Gewicht der zwischen acht und 20 Kilo schweren Kupplungen, die bewegt werden müssen, ein Problem ist. Auch die Einseitigkeit der Arbeit belastet. Durchgesetzt wurden an die 100 ergonomischen Verbesserungen. Diese reichten von höhenverstellbaren Schwenkarmen, um Computermonitore an Kommissionierarbeitsplätzen zu befestigen, bis zu Hebehilfen. Um der Einseitigkeit zu begegnen, werden die Beschäftigten routierend eingesetzt.


Bei Miele in Oelde wurde das Produktionssystem umgestellt. Statt in Fließbandarbeit montieren die Beschäftigten die Herde und Backöfen von Anfang bis Ende komplett selbständig. Die Arbeit wurde abwechslungsreicher und die einseitigen körperlichen Belastungen reduziert.

 

Bei der Daimler AG in Düsseldorf analysieren unabhängige Experten systematisch alle Arbeitsplätze auf mögliche Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit. Und die Schmiedewerke Gröditz haben die Arbeitszeit bei Schichtarbeit abgesenkt und weitere ergonomische Verbesserungen eingeführt. Mehrarbeit kann dort nur über Freizeit ausgeglichen werden.

Die IG Metall weiß: Nicht jede Maßnahme passt auf jedes Unternehmen. Eine alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung lässt sich nicht immer als langfristig geplantes betriebliches Großprojekt umsetzen. Tatsächlich sind verbesserte Bedingungen am Arbeitsplatz das Ergebnis vieler Teilschritte, die Betriebsräte in Betrieben erstritten und ausgehandelt haben.


Gute Arbeit ist notwendig, damit die Beschäftigten nicht frühzeitig verschleißen. Das bedeutet: Altersgerechte Arbeitsplätze, die der besonderen Situation ältere Beschäftigter gerecht werden, und alternsgerechte Arbeitsplätze, die über das gesamte Erwerbsleben ein möglichst gesundes älter werden ermöglichen. Denn eines darf Entlastung für die Älteren nicht bedeuten: mehr Belastung für die Jungen.

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