Betriebsrätepreis 2014: Siemens Leipzig
Gemeinsam den Standort gerettet

Drei von vier Arbeitsplätzen sollten nach den Plänen der Siemens-Zentrale verlagert werden. Dass es so nicht gekommen ist, liegt vor allem am kreativen Engagegment des Betriebsrats. Gemeinsam mit der Belegschaft entwickelte er ein Zukunftskonzept. Für seinen Einsatz wurde der Betriebsrat für ...


... den Betriebsrätepreis 2014 nominiert.

Der Tag, an dem die Siemens-Zentrale ihre Sparpläne bekanntgibt, ist der 19. März 2013. Michael Hellriegel, Betriebsratsvorsitzender des Leipziger-Siemens-Werkes, wird dieses Datum niemals vergessen: Insgesamt 325 von 415 Arbeitsplätzen sollen nach Portugal verlagert werden, die komplette Fertigung. Für den Standort, an dem Schaltanlagen hergestellt werden, würde dieser personelle Kahlschlag den Tod auf Raten bedeutet, die absehbare Schließung. „Das durfte nicht geschehen“, sagt Michael Hellrigel heute.

Es ist nicht geschehen. Aber es war kein leichter Weg bis dahin, ganz im Gegenteil, es war viel Arbeit. „Aber es war Arbeit, die sich gelohnt hat“, sagt Michael Hellriegel.

Eigenes Zukunftskonzept entwickelt

Sie beginnt damit, dass der Betriebsrat zusammen mit den Beschäftigten von sich aus eine Menge Einsparmöglichkeiten aufzeigt, etwa bei der Materialbeschaffung oder in der Logistik. „Es war uns wichtig, erst einmal zu zeigen, was getan und wo gespart werden kann, ohne gleich an eine komplette Verlagerung zu denken.“ Das Aufzeigen von Einsparmöglichkeiten alleine reicht allerdings nicht, das wissen Hellriegel und seine Kollegen. Sie machen weiter Druck. Mit kreativen Aktionen, auch mit Protesten, die sie alle dokumentieren.

„Auf unserer Facebook-Seite haben wir unsere Aktionen dokumentiert. Dort ist sichtbar, wie intensiv und gut vorbereitet wir waren“, sagt Michael Hellriegel. Ausgestattet mit bunten Transparenten laufen Betriebsrat und Beschäftigte in Leipzig bei der Kundgebung zum 1. Mai mit, sie verteilen dort Flyer, sammeln Unterschriften. Regelmäßig sind sie bei örtlichen Veranstaltungen dabei, melden sich dort lautstark zu Wort – auf diese Weise gelingt es ihnen, Öffentlichkeit zu gewinnen, Aufmerksamkeit zu generieren, Solidarität herzustellen.

Ausschlaggebend aber ist letztlich, dass der Betriebsrat gemeinsam mit einer Unternehmensberatung und den Beschäftigten ein eigenes Zukunftskonzept für den Standort erarbeitet, das die Münchner Siemens-Zentrale überzeugt – und die schon beschlossene Verlagerung dann doch noch abwendet.

Standort bis 2016 gesichert

Mittlerweile wird im Leipziger Werk zusätzlich die Steuerung für eine Anlage hergestellt, mit der überschüssige Energie, die aus erneuerbaren Energiequellen stammt, gespeichert werden kann, es ist die Rettung für den Standort. Es ist ein weiterer Baustein, der zur Rettung des Standorts beigetragen hat.

Das Engagement des Betriebsrats und der Beschäftigten hat den Siemens-Standort Leipzig sowie rund 500 Arbeitsplätze bei Zulieferern gerettet. Statt 325 fielen am Ende 147 Arbeitsplätze bei Siemens Leipzig weg. Dank eines Ergänzungstarifvertrags ist der Standort bis 2016 gesichert.

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