Vestas ist der Weltmarktführer für Windenergieanlagen. Das dänische Unternehmen baut eine neue Generation von Generatoren. Dafür wurde in Travemünde eine neue Halle errichtet. „Die Produktion ist sehr gut angelaufen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende von Vestas Nacelles, Donald Magdanz. Für das alte Werk in Lübeck entstand im Betriebsrat die Idee eines Repair-Shops, wo einzelne Komponenten und ganze Generatoren überholt und aufgearbeitet werden.
Dadurch haben die Beschäftigten großes Wissen für die Wartung und Reparatur der verschiedenen Generatoren-Typen erworben. Sie wissen Bescheid über die Materialeigenschaften, die Schwachstellen und die Störanfälligkeit. Qualitativ sind die überholten Generatoren genauso hochwertig wie neue – aber eben viel günstiger. „Wir können uns jetzt daran machen, Reparaturarbeiten für Generatoren zu standardisieren, dass es sich lohnt, sämtliche Generatoren im Lübecker Werk zu reparieren und warten zu lassen“, sagt Magdanz.
Seit der Umsetzung der Idee wandern Komponenten nicht mehr zum Schrotthändler, sondern werden verstärkt recycelt. Ein Großteil der Komponenten wird aufgearbeitet und erneut verwendet. Das ist kostengünstiger, sichert Arbeitsplätze und schont die Umwelt. Denn die Magnete enthalten wertvolle seltene Erden, bei deren Gewinnung giftige Schlämme entstehen, was durch wiederholten Einsatz vermieden werden kann.
Intelligent Ressourcen schonen
Wichtig war, die Beschäftigten für dieses neue Konzept zu begeistern. Auf jeder Betriebsversammlung versuchte Magdanz, seine Kollegen mitzureißen und davon zu überzeugen, dass Umweltschutz im Betrieb mehr ist als Stromsparen und Mülltrennung. Wer durch eine intelligente Konstruktion langfristig Ressourcen spart, der senkt nicht nur die Materialkosten, sondern hilft auch, Löhne und Standort zu sichern, so sein bestechendes Argument. Der Betriebsrat konnte so nach und nach Geschäftsleitung, Produktionsleitung und seine Kollegen für die Idee einer Magnet-Rückgewinnung und -Wiederverwendung bei Vestas begeistern.
Entscheidend dafür, dass seine Idee zum Zuge kam, waren zwei wichtige Erfahrungen von Magdanz: Einmal ein Lehrgang zu dem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Konzept „cradle to cradle“. Andererseits die Ausbildung zum Innovationspromoter im Rahmen des ARIBERA-Projekts der IG Metall. ARIBERA steht als Abkürzung für arbeitsorientierte Innovationen fördern, Beratungsstrukturen stärken, Innovationspromitoren ausbilden. Das ARIBERA-Projekt unterstützt Betriebsräte dabei, wie sie innovative Ideen für ihr Unternehmen generieren und umsetzen können. Ziel dieser Beteiligungsstrategie an der Unternehmensentwicklung ist es, Arbeitsplätze zu sichern, die Zufriedenheit der Beschäftigten zu erhöhen und Umweltbelastungen zu reduzieren.
Das Konzept „cradle to cradle“ ist maßgeschneidert für Vestas Nacelles und den Erhalt des Standorts Lübeck. Bei „cradle to cradle“ geht es darum, hochwertige Materialien in Produkten zu verwenden, damit sie möglichst lange durch sortenreines Trennen, Aufbereiten und Wiederverwerten in Gebrauch bleiben. Der Chemiker Michael Braungart hat das Konzept „Cradle to cradle“ entwickelt. Die Produkte sollen schon bei der Entwicklung so konzipiert werden, das sie sich gut auseinandernehmen lassen.
Konkret bedeutet das für Vestas Nacelles, verschiedenste Wertstoffe, die in den früheren Generationen verbaut waren, so aufzuarbeiten, dass sie weiter ihren Dienst tun können. Für die Umsetzung im Betrieb konnte der ansässige Betriebsrat die Geschäftsleitung gewinnen. Forschung und Entwicklung wurden weiterhin in Lübeck gelassen. „Die Entwicklungsingenieure und Facharbeiter konnten uns direkt unterstützen“, erinnert sich Magdanz.