In der Automobilindustrie arbeiten direkt mehr als 800 000 Beschäftigte. Die Branche steht für zukunftsweisende Innovationen. Damit ist sie eine der wichtigsten Leitbranchen in Deutschland. Und das soll auch so bleiben: Deshalb haben IG Metall, BMWi und VDA bei dem Spitzengespräch eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Darin sind die Ziele festgelegt, die sicherstellen sollen, dass die deutsche Automobilindustrie auch weiterhin hierzulande Beschäftigung sichert, also produziert, investiert und forscht.
„Die deutsche Automobilindustrie ist international erfolgreich wegen ihrer hohen Innovationsfähigkeit. Grundlage hierfür sind – neben einem hohen Investitionsniveau – qualifizierte und engagierte Belegschaften und die Mitbestimmung“, erklärt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Hofmann fordert, diese Erfolgsfaktoren zu stärken, „damit wir auch bei umweltgerechter und digitalisierter Mobilität in Zukunft führend bleiben. Industrie 4.0 bietet für den Fahrzeugbau Chancen, gute Arbeit mit Produktivität und Innovation zu verbinden. Dies gilt für die Produktion bis hin zur Entwicklung. Voraussetzung hierfür ist ein Mehr an qualifizierten Fachkräften. Dazu gehört, die Ausbildung in den MINT-Fächern zu stärken und das Angebot für Dual-Studierende zu verbessern. Und auch, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu fördern.“
Konkret geht es um folgende Themen:
Elektromobilität
Gemeinsam mit den anderen Akteuren der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) hat sich die deutsche Automobilindustrie zum Ziel gesetzt, Deutschland zum weltweiten Leitanbieter und Leitmarkt für Elektrofahrzeuge zu machen. Damit das gelingt, müssen Anreize geboten werden: Beispielsweise eine Sonderabschreibung für gewerbliche Nutzer, sowie eine Steuerbefreiung des geldwerten Vorteils aus dem Aufladen privater Elektroautos beim Arbeitgeber. Notwendig ist zudem, die Batteriezellfertigung auszubauen und eine öffentlich zugängliche und sichtbare Ladeinfrastruktur zu entwickeln.
Klimaschutz
Die deutsche Automobilindustrie unterstützt das ambitionierte europäische Ziel, die CO2-Emissionen im Durchschnitt der Pkw-Neuwagenflotte bis zum Jahr 2021 auf 95 g/km zu senken. Bei den künftigen Einsparvorgaben müssen die technisch-wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten berücksichtigt werden. IG Metall, BMWi und VDA stimmen darin überein, dass bei der CO2-Regulierung für die Zeit nach 2020 folgende Eckpunkte berücksichtigt werden müssen:
- Die künftige Regulierung muss kosteneffizient sowie wettbewerbs- und technikneutral angelegt sein und langfristige Planungssicherheit bieten.
- Die Festlegung künftiger Minderungsziele sollte erst dann erfolgen, wenn Klarheit über die Marktakzeptanz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben besteht, frühestens ab dem Jahr 2017/18. Eine künftige Regulierung sollte den Marktunsicherheiten sowie den Rahmenbedingungen für alternative Antriebstechnologien stärker Rechnung tragen.
- Eine effektive Politik zur CO2-Minderung im Straßenverkehr muss künftig alle Einflussfaktoren auf die Emissionsentwicklung berücksichtigen, wie beispielsweise den Fahrzeugbestand, das individuelle Fahrverhalten oder den CO2-Gehalt der Energieträger.
Digitalisierung und Vernetzung
Die neuen Wachstums- und Innovationstreiber sind Digitalisierung und Vernetzung. Sie sind die zentralen Megatrends der Mobilität und ermöglichen selbstfahrende Autos. Noch ist das Zukunftsmusik. Doch schon wissen Experten: Automatisiertes und vernetztes Fahren kann den Verkehr sicherer machen und ist umweltverträglicher, indem es den Verkehr flüssiger macht, Staus abbaut und Fahrleistungen einspart. Voraussetzung sind Daten. Sie werden in der automobilen Wertschöpfungskette immer wichtiger.
Beschäftigung
Aber nicht nur auf die Daten kommt es an. Eine weitere wichtige Stütze für den Erfolg der Branche sind die Beschäftigten. Den Wettbewerb mit anderen Produktionsstandorten kann Deutschland auch zukünftig nur für sich entscheiden, wenn qualifizierten Belegschaften Fahrzeuge mit innovativsten Technologien entwickeln und in hoher Produktivität herstellen. Einen Kostenwettbewerb mit Niedriglöhnen und billigsten Produkten kann Deutschland nicht gewinnen.
Für die IG Metall steht die Qualifizierung von Beschäftigten im Fokus. Um den Strukturwandel zu organisieren, müssen Belegschaften besser qualifiziert werden. Vereinbarungen zu Ausbildung und Qualifizierung sind in allen Unternehmen grundsätzlich notwendig, nicht nur in Großbetrieben. Die Dualstudierenden brauchen bessere und geregelte Bedingungen, die tarifvertraglich abgesichert sind. Zudem muss nicht nur die akademische Bildung ausgebaut, sondern auch die Ausbildung im MINT-Bereich verstärkt werden.
Um die Anforderungen der Zukunft gut bewältigen zu können, fordert Hofmann auch Regelungen für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie Erleichterungen für die Zuwanderung und Integration auf den deutschen Arbeitsmarkt.