Festakt: 125 Jahre IG Metall
Gestalterin der Arbeitswelt und des Sozialstaats

Gute Arbeit und ein gutes Leben – dafür setzt sich die IG Metall seit 125 Jahren erfolgreich ein. Diese Ideale haben über die Jahrhunderte nichts an Relevanz eingebüßt. Das wurde beim Jubiläums-Festakt in der Frankfurter Paulskirche deutlich.

4. Juni 20164. 6. 2016


Rund 650 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben am Samstag in der Frankfurter Paulskirche das 125-jährige Jubiläum der IG Metall im Rahmen eines Festakts gewürdigt. Die Redner waren sich einig: die Gewerkschaft hat das Gesicht des Landes in dieser Zeit entscheidend geprägt.


„125 Jahre IG Metall steht für eine erfolgreiche Gestaltung der Arbeitswelt auf der Grundlage unserer Werte und gewerkschaftlicher Überzeugung. Und 125 Jahre IG Metall bedeutet auch 125 Jahre sozialstaatliche Gestaltung“, sagte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, bei der Festveranstaltung in Frankfurt.


IG Metall: Treiberin des Sozialstaats

Ob Lohnfortzahlung, Urlaubsanspruch oder Arbeitszeit – viele sozialstaatlichen Errungenschaften sind zunächst auf tariflicher Basis durchgesetzt und schließlich gesetzlich geregelt worden. „Auf diese Vorreiterrolle sind wir stolz. Unsere Verantwortung war und ist, die Arbeitswelt sicher, gerecht und selbstbestimmt fortzuentwickeln. Deshalb reicht unser Anspruch über die Gestaltung von neuen Entwicklungen wie Industrie 4.0 hinaus. Es geht uns auch um Arbeit 4.0 und den Sozialstaat 4.0“, betonte Hofmann.

Die IG Metall will die Digitalisierung der Arbeitswelt im Interesse der Beschäftigten mitgestalten. Dabei spielt die Neuausrichtung der Arbeitszeitpolitik eine entscheidende Rolle „Wir müssen Lösungen finden für sichere Arbeitszeiten, die für jeden planbar sind. Dabei muss jede geleistete Arbeitszeit erfasst und vergütet werden. Und darüber hinaus brauchen wir ein Mehr an selbstbestimmter Arbeitszeit, die Platz gibt für individuelle Anforderungen wie Kindererziehung, Pflege oder berufliche Weiterbildung“, sagte Hofmann.

 

Sigmar Gabriel (Vizekanzler), Jörg Hofmann, Dr. Norbert Lammert (Bundestagspräsident), Christiane Benner, Reiner Hoffmann (DGB-Vorsitzender)



Bei der Gründung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV), der größten Vorläuferorganisation der IG Metall im Juni 1891, schlossen sich selbstbewusste Arbeiterinnen und Arbeiter in Frankfurt zusammen, um gemeinsam für eine bessere Arbeits- und Lebenswelt zu kämpfen. Und das nicht nur für einzelne Berufsgruppen, sondern für die gesamte Industrie.


Tarifbindung: Eine Frage der Gerechtigkeit

In den vergangenen Jahrzenten wäre das politische und ökonomische „Erfolgsmodell Bundesrepublik“ ohne die Mitbestimmung der Beschäftigten und einen aktiven Sozialstaat nicht möglich gewesen, so Hofmann weiter, aber: „Die sozialen Unterschiede sind längst nicht überwunden – sie wachsen sogar wieder.“

„Zum Problem wird Ungleichheit dann, wenn es keinen plausiblen Zusammen mehr gibt zwischen individueller Leistung und individuellem Einkommen und Vermögen“, sagte Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, in seiner Festrede.

Innerhalb der letzten 20 Jahre hätte sich das Verhältnis zwischen Real- und Finanzwirtschaft drastisch zugunsten der letzteren verschoben. „Die Frage, die sich stellt ist: Unter welchen Bedingungen soll in den nächsten 125 Jahren in diesem Land Wertschöpfung stattfinden?“, so Lammert. Darüber nachzudenken sei nicht nur Aufgabe des Gesetzgebers sondern auch die der Wirtschaft und der Sozialpartner.

Mitentscheidend für mehr Gerechtigkeit ist die Tarifbindung, betonte Jörg Hofmann: „Nur gut jeder zweite Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie arbeitet in einem tarifgebundenen Betrieb. Das hat massive Auswirkungen auf Einkommen, Arbeiten und Urlaubsansprüche. Deshalb ist die Erhöhung der Tarifbindung ein zentrales Ziel.“

Auch der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Dr. Rainer Dulger, würdigte die hohe Bedeutung der Tarifautonomie: „Sie ist eine tragende Säule unserer sozialen Marktwirtschaft“.


Gemeinsam für das Gute kämpfen

Christiane Benner, zweite Vorsitzende der IG Metall, begrüßte die Gäste in der Frankfurter Paulskirche und blickte angesichts der anstehenden Herausforderungen optimistisch nach vorn: „Der Blick auf 125 Jahre IG Metall zeigt: Ein besseres Morgen ist möglich. Wer sich gemeinsam mit anderen Menschen für eine Sache stark macht, der kann etwas zum Guten verändern. Und wir wollen auch in Zukunft unseren Beitrag für eine Gesellschaft leisten, in der gute Arbeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe für alle gesichert sind. Für eine Gesellschaft, in der Solidarität und Menschlichkeit weiterhin Werte sind, die unser Zusammenleben prägen.“

Ganz besonders dankte die Gewerkschafterin den knapp 2,3 Millionen Mitglieder für ihr großes Engagement: „Ihr seid das Herz, die Kraft und der Motor unserer Bewegung.“

Unter den Gästen in der Frankfurter Paulskirche begrüßte die IG Metall neben Oberbürgermeister Peter Feldmann auch Bundeswirtschaftsminister und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel. Für die musikalische Untermalung der Veranstaltung sorgte unter anderem Cassandra Steen.

 

Wolfgang Lemb, Cassandra Steen, Ralf Kutzner, Hans-Jürgen Urban, Irene Schulz, Jörg Hofmann, Jürgen Kerner, Christiane Benner, Dr. Norbert Lammert, Schumann Quartett mit Linda Zervakis

 


Die Reden anlässlich des Festaktes 125 Jahre IG Metall am 4. Juni:

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall
Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall
Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages
Dr. Rainer Dulger, Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall
Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main

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