Rund 5000 Beschäftige der deutschen ALSTOM-Werke haben gestern mit Betriebsversammlungen und Demonstrationen gegen die Entlassungspläne der Pariser Konzernleitung protestiert. Um die Auftragsflaute zu überwinden, fordern Betriebsräte und IG Metall den ALSTOM-Konzern auf, die Flexibilität der ...
... deutschen Tarifverträge und Gesetze zu nutzen.
Bammental, Berlin, Bexbach, Düsseldorf, Kassel, Mainz-Kastel, Mannheim, Mönchengladbach, Neumark, Salzgitter, Stendal und Stuttgart: An allen deutschen ALSTOM-Standorten reagierten am 2. November die Belegschaften mit Arbeitsniederlegungen, Betriebsversammlungen und Demonstrationen gegen die Entlassungspläne der Pariser Konzernleitung.
Strategielose Pläne Die Betriebsräte der ALSTOM-Standorte und die IG Metall sind überzeugt, dass die geplanten Sparmaßnahmen die angespannte Konzernsituation nicht lösen werden. Sie befürchten, dass ein weiterer Personalabbau den Konzern schwächt und seine Wettbewerbsfähigkeit verrringert. Der Konzern will wegen der schwachen Auftragslage weltweit rund 4000 Arbeitsplätze streichen.
In Deutschland sind einem internen Papier zufolge 589 Stellen bedroht, 474 davon im größten Werk Mannheim. Daneben stehen noch 75 Jobs am Standort Düsseldorf und 40 in Bammental bei Heidelberg auf der Kippe. Betriebsrat und IG Metall bezeichneten die Entlassungspläne als „strategielos“ und fordern, die Flexibilität der deutschen Tarifverträge und Gesetze zu nutzen, um die Auftragsflaute zu überwinden. Hier bieten sich vor allem an: Kurzarbeit, Altersteilzeit, Qualifizierungsmaßnahmen oder tariflich reduzierte Arbeitszeiten.
Zentralistische Führungsstrukturen durch lokale Einheiten ersetzen Weiterhin plädiert der Betriebsrat dafür, die derzeit im Konzern vorhandenen zentralistischen und unflexiblen Führungsstrukturen durch handlungsfähige lokale Einheiten zu ersetzen. Diese müssen in der Lage sein, selbstständig und kreativ entscheiden zu dürfen, wie sie länderspezifische Kundenbedürfnisse befriedigen.
Unternehmenssprecher Immo von Fallois sprach von einer „sehr emotionalen und bewegenden Debatte“ während der gestrigen Betriebsversammlung im Mannheimer Werk. Es gehe nun darum, gemeinsam eine tragfähige Lösung für den Standort zu finden: „In welchem Umfang das einen Personalabbau zufolge hat, muss man dann sehen“, so von Fallois. Es sei jedenfalls „noch nichts entschieden“, betonte er. Man bemühe sich weiterhin um „sozialverträgliche Lösungen“.
„Die Leute haben einfach Angst um ihren Arbeitsplatz“ Betriebsratschef Udo Belz wertete die hohe Beteiligung an den Protesten als „guten Ausdruck der Stimmung“ am Standort. „Die Leute haben einfach Angst um ihren Arbeitsplatz“, meinte Belz. Er fühle sich durch die vielen Teilnehmer in seiner Position gegenüber dem Management zudem gestärkt: „Zu einer solchen Protestkundgebung gehen schließlich Mitarbeiter nur dann, wenn sie hinter dem Betriebsrat stehen“. Man werde in den kommenden Wochen auf europäischer Ebene auf eine Rahmenvereinbarung drängen, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, so der Betriebsratschef.
Der ALSTOM-Betriebsrat und die IG Metall fordern Maßnahmen für sichere und faire Arbeit, unter anderem:
den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen
auf deutscher Ebene eine Standort- und Beschäftigungsgarantie bis 2015
verbindliche Zuweisungen der Produktplattformen und Aufträge zu den Standorten.
Im Gegenzug sind die Beschäftigten bereit, den Umbau des Konzerns zu unterstützen. Sollte die Konzernleitung an den Entlassungsplänen festhalten, werden Arbeitnehmervertreter, Beschäftigte und IG Metall die Widerstandsaktionen massiv ausdehen.
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