„Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine der ganz großen Herausforderungen in den Betrieben“, erklärte Detlef Wetzel am Dienstag in Berlin. Der Zweite Vorsitzende der IG Metall präsentierte zwei Befragungen, deren Ergebnisse die Brisanz des Themas verdeutlichen.
Im Juli und August hatte die IG Metall unter mehr als 4000 Betriebsräten in ihrem Organisationsbereich eine Befragung zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ durchgeführt. Zusätzlich führte das Meinungsforschungsinstitut Infratest eine repräsentative Erhebung im Auftrag der IG Metall zum Thema „Jugend und Politik“ durch. Die Erkenntnisse der Erhebung zeigen, wie sehr beide Themen zusammenhängen: Gerade die unsicheren Arbeitsverhältnisse wirken sich negativ auf den sozialen Frieden aus. Dieser Meinung sind 83 Prozent der Befragten der Infratest-Studie.
Arbeitgeber ziehen nicht mit
Von 100 Unternehmen bieten 99 familienfreundliche Maßnahmen. So die offiziellen Behauptungen des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Die Befragung der IG Metall unter Betriebsräten ergab da ein ganz anderes Bild. Tatsächlich erhalten die Betriebsräte zu 39 Prozent eine weniger gute und zu 17 Prozent gar keine Unterstützung durch die Unternehmen. Meist werden sie im Alltag sogar allein gelassen. Ein Betriebsrat bringt es auf den Punkt: „Der Arbeitgeber zieht nicht mit“.
Nicht nur wolkige Behauptungen
Dagegen nehmen die IG Metall und die Betriebsräte die Herausforderungen an. Wenn das Thema auf die Tagesordnung gesetzt wurde, geschah dies in 93 Prozent der Fälle auf Initiative der betrieblichen Interessenvertreter oder der Belegschaften. In den meisten großen Unternehmen wurden daraufhin Betriebsvereinbarungen abgeschlossen. Dabei geht es häufig um mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten statt um flexible Arbeitszeitregelungen zugunsten von Maschinenlaufzeiten.
Junge Menschen nicht alleine lassen
Für berufstätige Mütter und Väter geht es fast immer darum, wie die Kinderbetreuung zu organisieren ist. Auch die Pflege von Angehörigen ist manchmal ein Thema. Dass diese Fagen immer häufiger in die Betriebe verlagert werden, zeigt: Die Politik hat ihre Hausaufgaben in Sachen Kinderbetreuungseinrichtungen und Regelungen zur Pflege nach wie vor nicht gemacht.
Die IG Metall erwartet von den Arbeitgebern und von der Politik, endlich den Dialog mit den Jungen und den Organisationen der Jugend zu führen. Wer eine gut funktionierende Gesellschaft will, muss jungen Menschen gute berufliche und private Perspektiven bieten. Dazu gehören eine gute Bildung, qualifizierte Ausbildung, sichere Arbeitsplätze, soziale Absicherung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
„Die IG Metall setzt die Interessen der Jungen Generation auf vielfältige Weise durch“, unterstrich Wetzel. Mit dem Tarifvertrag „Zukunft in Bildung“ wurden Weiterbildungsmöglichkeiten geregelt. Mit dem jüngsten Stahltarifabschluss gelang erstmals die Gleichstellung der Leiharbeiter mit den Festangestellten in einer Branche. Und darüber hinaus wurden mit Betriebsvereinbarungen in etwa 1200 Unternehmen Besservereinbarungen für die in Leiharbeit Beschäftigten erreicht.
In fast allen Branchen hat die IG Metall zudem durchgesetzt, dass junge Menschen nach ihrer Ausbildung für mindestens ein Jahr übernommen werden müssen.