Mit dem Plan, massiv Arbeitsplätze zu streichen, hat der Konzern General Electric (GE) zu Beginn des Jahres für Empörung gesorgt. Besonders hart trifft es den ehemaligen Alstom-Standort Mannheim. Eins zeigt sich seitdem allerdings deutlich: GE kann sich auf breit getragenen Widerstand einstellen.
Was das Management von General Electric (GE) bei der Betriebsversammlung in Mannheim im Januar verkündete, sorgte für Entsetzen unter den Beschäftigten:
Kaum hat der Konzern die Energiesparte von Alstom übernommen, will er in diesem Bereich europaweit insgesamt 6819 Arbeitsplätze streichen. Die meisten davon in Deutschland: Mehr als 1700 Stellen stehen hier auf der Kippe. Alleine am GE-Standort in Mannheim – ehemals Alstom/ABB/BBC – sollen bis Ende 2017 mehr als 1000 Arbeitsplätze wegfallen. Aber auch Bexbach, Wiesbaden, Mainz und Stuttgart sind betroffen.
Größtes deutsches Werk steht vor der Zerschlagung Mannheim ist mit seinen derzeit 1700 Beschäftigten das größte deutsche Werk – noch. Denn die gesamte Gasturbinen-Produktion mit rund 500 Beschäftigten soll nun geschlossen werden. Auch im Service-Bereich und der Verwaltung setzt das Unternehmen den Rotstift an.
„Werden diese Pläne in die Tat umgesetzt, bleibt in Mannheim lediglich ein Rumpfgebilde ohne wesentliche Kernkompetenzen zurück“, sagt GE-Konzernbetriebsratsvorsitzende Elisabeth Möller. Unter diesen Voraussetzungen wäre das Werk in Mannheim-Käfertal nicht mehr wettbewerbsfähig und es bestünde die große Gefahr, dass mittelfristig der gesamte Standort zur Disposition steht.
Keine Grundlage mehr für Kurzarbeit Unter diesen Voraussetzungen war die Entscheidung der Bundesagentur für Arbeit, die seit letztem Jahr laufende Kurzarbeit aufzuheben, in den Augen von Reinhold Götz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, nur konsequent und folgerichtig: „Es kann nicht sein, dass GE trotz angekündigter Massenentlassungen noch Lohnzuschüsse aus öffentlichen Mitteln kassiert.“
Zukunftskonzept mit klaren Alternativen Wegen der schwachen Auslastung – auch bedingt durch Unsicherheiten im Zuge der Übernahme von Alstom durch GE – galt in der Turbinenfabrik seit Oktober für mindestens sechs Monate Kurzarbeit. Dennoch: Ein Großteil der Probleme ist in Augen der Arbeitnehmervertreter durchaus hausgemacht: Die strategische Ausrichtung des Unternehmens lief in der Vergangenheit alles andere als optimal. Das Produktportfolio wurde stetig verringert und die schon vor Jahren vom Betriebsrat geäußerten Vorschläge, sich auf die Energiewende auszurichten und auch in das Windkraftanlagengeschäft einzusteigen, wurden vom Management beharrlich ignoriert.
Umso bedauerlicher ist es, dass auch die neuen, gemeinsam von Betriebsrat, Produktionsleitung und Beschäftigten entwickelten Eckpunkte eines Alternativkonzepts seitens der Geschäftsleitung bis heute keinerlei Beachtung finden. Denn dieses Konzept zeigt nicht nur: Die Produktion am Standort Mannheim kann durchaus wettbewerbsfähig sein – wenn die Weichen durch eine Erweiterung der Produktpalette richtig gestellt werden. Es liefert auch konkrete Vorschläge zur Umsetzung.
Nachhaltige Perspektive statt kurzfristige Rendite „Wir sehen die Schwierigkeiten auf dem europäischen Energiemarkt. Aber gerade um diese Herausforderungen gemeinsam bewältigen zu können und Industrieproduktion wie Beschäftigung in Deutschland langfristig zu sichern, zeigen wir mit dem Zukunftskonzept echte Alternativen auf. Darauf legt GE aber offensichtlich keinen Wert. Einzig und allein kurzfristige Renditeerwartungen zählen“, so Reinhold Götz.
Negative Auswirkungen für die gesamte Region Streicht GE tatsächlich Stellen in der geplanten Größenordnung, hätte das nicht nur Konsequenzen für die Beschäftigten, sondern für die gesamte Region. Sämtliche Zulieferer und Dienstleister wären indirekt ebenfalls betroffen – und somit weitere Arbeitsplätze in Gefahr.
Zumal General Electric mit seiner negativen Beschäftigungspolitik in der Rhein-Neckar Region aktuell leider keine Ausnahme darstellt. Im Gegenteil: Ob ABB, Bilfinger, Bombardier, Siemens, Wabco oder XXXLutz – die Liste der Firmen in der Region, die Arbeitsplatzabbau im großen Stil verfolgen, ist lang.
Auf Initiative der Metallerinnen und Metaller bei GE hat sich deshalb ein überbetriebliches Solidaritätskomitee gegründet, das den Informationsaustausch und die gegenseitige Hilfe bei Angriffen auf Arbeitsplätze und Standorte verbessern will. Unabhängig von Werksgrenzen soll so der Schulterschluss von Betriebsräten, Gewerkschaften und Beschäftigten in der Rhein-Neckar-Region erleichtert werden. Auch Vertreter von Kirchen, Parteien, Verbänden und Künstler sind dabei.
So geht es weiter Derzeit läuft das Konsultationsverfahren mit dem Europabetriebsrat. Das wird sich noch Monate hinziehen. Auf nationaler Ebene haben jetzt gerade die Beratungen mit dem Wirtschaftsausschuss begonnen. Jetzt gilt es, den Druck auf die Geschäftsführung weiterhin aufrecht zu erhalten. Unter anderem ist am 8. April ein Aktionstag am Konzernhauptsitz in Paris geplant. Auch die Beschäftigten von GE in Mannheim werden dort klarmachen, dass sie die Pläne der Geschäftsführung nicht kampflos hinnehmen werden.
IG Metall und Betriebsräte fordern das Management auf, in konstruktive Gespräche mit der Arbeitnehmerseite einzutreten und endlich die vorliegenden Alternativen zur Sicherung von Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit zu beraten.
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