Kampf um den Erhalt des Schienenwerks TSTG in Duisburg
Es ist jetzt höchste Eisenbahn

Betriebsräte und IG Metall versuchen die geplante Schließung des Schienenhersteller TSTG in Duisburg zu verhindern. Dabei geht es nicht nur um 400 Arbeitsplätze, sondern um den Erhalt der Wertschöpfungskette einer innovativen Branche in Deutschland, sagt IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner.

6. September 20136. 9. 2013


„TSTG dicht machen zu wollen, ist eine klare Fehlentscheidung“, sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner klar und deutlich auf der Bahnkonferenz in Frankfurt. Das Werk in Duisburg ist das einzige Unternehmen in Europa, das alle auf dem europäischen Markt benötigten Schienenprofile herstellt. Der Eigentümer, die Voestalpine aus Österreich, will das Werk jedoch stilllegen. Das Unternehmen begründet das damit, dass TSTG angeblich nicht wirtschaftlich sei.


Viele Verbündete

Die Betriebsräte Charly Mesaros und Kenan Ilhan halten dagegen: „Die Wertschöpfung jedes Kollegen hat im vergangenen Geschäftsjahr über 90 000 Euro betragen.“ Für Mesaros und Ilhan ist damit klar belegt, dass man mit dem Werk Geld verdienen kann. Die über 400 Beschäftigten sind zwar extrem verunsichert und leiden unter der Hängepartie, haben aber die Hoffnung auf den Erhalt ihrer Arbeitsplätze nicht aufgegeben.

Kenan Ilhan und Charly Mesaros kämpfen für den erhalt von TSTG in Duisburg
Die Betriebsräte Kenan Ilhan und Charlie Mesaros kämpfen für den Erhalt von TSTG in Duisburg. Foto. Frank Rumpenhorst

Mesaros und Ilhan haben in ihrem Kampf für den Erhalt von TSTG viele Verbündete ins Boot geholt. Von allen Parteien außer der FDP kommt Unterstützung. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen steht hinter TSTG. „Es geht ja nicht um ein Schuhgeschäft an der Ecke, sondern um die Zukunft der Schieneninfrastruktur in Deutschland“, heißt es in einem Schreiben von der IG Metall in Duisburg und dem Betriebsrat. „Deutschland lässt sich ein Stück industrieller Kernkompetenz wegnehmen und sieht bislang stillschweigend zu.“ Nun sei es höchste Eisenbahn für Gespräche über den Fortbestand von TSTG.

Fünf vor zwölf

Der Verzicht auf das einzige verbliebene Schienenwerk in Deutschland wäre umso unverständlicher, als der Sanierungsbedarf im deutschen Schienennetz immens ist. Bahnchef Rüdiger Grube hatte vor kurzem darauf hingewiesen, dass tausende Kilometer Schiene noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Grube forderte mehr Geld und einen eigenen Schienenfonds. Man kann also an einer Hand abzählen, dass die Auftragslage wieder besser wird für Unternehmen wie TSTG. Doch die Zeit wird knapp. Es ist fünf vor zwölf, denn Voestalpine hält an seinem Beschluss fest, das Duisburger Werk Ende 2013 zu schließen. Auch einem Verkauf an Interessenten stellt sich Voestalpine in den Weg.

Die deutsche Bahnindustrie zeichnet sich noch dadurch aus, dass die gesamte Wertschöpfungskette durch Unternehmen im Land abgedeckt werden kann. Dieses Zusammenspiel von unterschiedlichsten Unternehmen wirkt sich positiv auf Innovation aus. Durch Standortschließungen wie bei TSTG vorgesehen werde ohne Not die Innovationskraft einer ganzen Industrie gefährdet, warnt IG Metall-Vorstandsmitglied Kerner. „Aus der letzten Krise haben wir gelernt, wie wichtig für unsere industrielle Basis der Erhalt der Wertschöpfungskette ist.“ Diese Lehre aus der Vergangenheit gelte nun besonders für TSTG und ihre Belegschaft.
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