Betriebsrätepreis 2015: Stressprävention bei Gedia Automotive
Der Stresstunnel: Auge in Auge mit dem Gegner

Stress visualisieren und körperlich erlebbar machen – diese Idee steckt hinter dem Stresstunnel des Betriebsrats der Gedia Automotive Group. Denn hier ist man überzeugt: Erst wenn die Beschäftigten erkennen, welche Stressfaktoren täglich auf sie einwirken, können sie dagegen kämpfen. Das ...

19. August 201519. 8. 2015


... Konzept geht auf.

Wie lässt sich Stress visualisieren? Und warum sollte man das überhaupt tun, was, bitteschön, soll das bringen? „Eine ganze Menge“, sagt Thorsten Wottrich, Betriebsratsvorsitzender der Gedia Automotive Group: „Erst, wenn man sieht, was einen belastet, erst, wenn man erkennt, welche Stressfaktoren auf einen tagtäglich einwirken, kann man dagegen kämpfen.“ Bei dem mittelständischen Automobilzulieferer in Attendorn im Sauerland ist es dem Betriebsrat gelungen, zusammen mit den rund 800 Beschäftigten den Kampf gegen Stress aufzunehmen.

Ausgangs- und Startpunkt dafür war der „Stresstunnel“, den Thorsten Wottrich und seine Mitstreiter im Betriebsrat erfunden und aufgebaut haben: mit Hilfe von zweifarbiger Silofolie wurde ein Dachlattengerüst bezogen, acht auf sieben Meter. Anfangs ist der Weg durch den Tunnel breit und hell, plötzlich aber wird er dunkler und dunkler, immer enger und enger. Der Weg endet abrupt in einer sehr dunklen Sackgasse mit verstecktem Ausgang. „Die Kollegen, die durch den Tunnel gehen, erleben Stress körperlich hautnah, das hat eine starke Wirkung“, sagt Thorsten Wottrich. „Zugleich aber ging es uns darum, so viele Informationen wie möglich von den Kollegen und Kolleginnen zu bekommen.“

Stressgründe aufspüren

Auf einem Gesundheitstag zum Thema Stress hat der Betriebsrat die Beschäftigten deshalb darum gebeten, durch den Tunnel zu gehen. Dabei sollten die Kolleginnen und Kollegen auf Karteikarten die eigenen stressverursachenden Faktoren aufschreiben und an die Tunnelwand hängen. Es zeigte sich, dass zu einem Großteil mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Leben sowie eine unzureichende Kommunikation und unklare Arbeitsaufträge für wachsenden Stress bei der Arbeit verantwortlich sind. Konkrete Probleme, konkrete Anliegen, die der Betriebsrat aufnehmen und anpacken konnte.

Das haben sie getan – und mittlerweile eine Menge erreicht. „Wir haben dafür gesorgt, dass das Führungsschulungsprogramm an das Ergebnis aus dem Stresstunnel angepasst wird und dort jetzt intensiv offene und klare Kommunikation trainiert wird“, sagt Thorsten Wottrich. „Das war ein erster Schritt, weitere werden folgen.“

Der Betriebsrat des Automobilzulieferers Gedia Automotive Group aus dem Sauerland ist einer der sieben Nominierten für den diesjährigen Betriebsrätepreis im Oktober.

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