Ludwig Trapp ist Jugend- und Auszubildendenvertreter und Resp...
Ehrenamt ist, schon als Jugendlicher mitzuentscheiden

Ludwig Trapp engagiert sich ehrenamtlich als Jugend- und Auszubildendenvertreter (JAV) bei den Elbe Flugzeugwerken in Dresden. 2012 wurde er von einem Kollegen angesprochen, ob er sich zur Wahl stellen möchte.

29. April 201529. 4. 2015


Im Jugendbereich der IG Metall hat Ludwig Trapp sein Ehrenamt gefunden. „Ich bin ehrlich, ich suche auch gerne mal den Konflikt, und da fand ich die Rolle als Gegenspieler zum Arbeitgeber sehr interessant“, sagt er von sich selbst. Mittlerweile ist Ludwig in der zweiten Amtsperiode und bereits zum JAV-Vorsitzenden gewählt. Er organisiert Berufsschul-Touren, leitet Seminare zu gewerkschaftlichen Themen und klärt die Auszubildenden auf, über ihre Rechte, über ihre Möglichkeiten.

Wissen, was Mitbestimmung bedeutet

Dabei geht es auch oft um das Thema Mitbestimmung, also die Bedeutung und Möglichkeit demokratischer Teilhabe im Berufsleben und der Gesellschaft. „Wenn man Azubis fragt, selbst wenn sie im dritten, im vierten Ausbildungsjahr sind, gibt es welche, die nicht wissen, was eine Gewerkschaft ist“, sagt er. Für ihn ist die Gewerkschaft eine Gemeinschaft, in der man schon als Jugendlicher mitbestimmen und etwas bewegen kann. „Wenn man auf Demos oder Streiks in einer großen Gruppe auftritt, kann man wirklich was erreichen“, sagt er.

Zusammen ist man weniger allein

Wenn sich Ludwig Trapp mit anderen JAVen auf Tagungen oder Konferenzen trifft, ist das ein großes Wiedersehen. „Das sind eigentlich alles ziemlich coole Typen“, findet er. Man tauscht sich aus: Wie läuft’s bei dir im Betrieb? Was sind eure Aktionen? Und stets sei man auf einem gemeinsamen Nenner: Sich gemeinsam stark machen und für die Interessen der Arbeitnehmer einsetzen. Wenn man im Ehrenamt aktiv sein will, müsse man zwar mit seinen Hobbys zurücktreten, aber gerade im Jugendbereich kann man sein Ehrenamt mit Freundschaften kombinieren. „Wir treffen uns, haben Spaß und engagieren uns für die gleiche Sache. Gemeinsam kann man einfach mehr erreichen,“ sagt er.


Nicht über- sondern miteinander sprechen

Im Osten Deutschlands hat Ludwig Trapp viel antirassistische Arbeit zu leisten. „Wir haben ein Problem mit Fremdenfeindlichkeit und einen typischen Alltagsrassismus“, erzählt er. Der IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen versucht, dem mit Initiativen entgegenzutreten. Beispielsweise wird dieses Jahr wieder eine Asylkonferenz geplant, wo Vereine, die sich intensiv mit der Thematik befassen, ihre Arbeit vorstellen. Diese Inhalte und Materialien dienen als Grundlage für Workshops mit jungen Metallern.

Ludwig Trapp beobachtet die europäische Flüchtlingspolitik und den Umgang mit Geflüchteten mit wachsender Besorgnis. Wenn er sich umhört, stellt er fest, dass es viele nicht interessiert, aus welchen Gründen Menschen fliehen. „Da versuchen wir rein zu grätschen und sagen: Versucht statt über die Leute zu reden, mit den Leuten zu reden“, sagt er. Daher laden die Jugendvertreter auch Asylbewerber ein, die von ihren Erfahrungen berichten. Oder bieten Kulturveranstaltungen an, wie das „Theater der Unterdrückten“, wo Situationen von Asylbewerber oder Geflüchteten nachgestellt werden.

Ein Lichtblick am Horizont

Vor den Küsten Europas ertrinken hunderte Menschen und die Politik reagiert nicht. Dabei werden diese Menschen aber nicht als Personen wahrgenommen, sondern als anonyme Gruppe. „Und wir in Europa sind privilegiert und versuchen erst mal unsere eigenen Interessen durchzusetzen. Das macht mich sehr traurig. Darin sehe ich aber gleichzeitig auch den Anreiz etwas zu unternehmen“, sagt er. Also leistet Ludwig Trapp im Betrieb und in seinem Umfeld Aufklärungsarbeit zu dem Thema. Er möchte niemanden bekehren, aber vielleicht jemandes Horizont erweitern. Das ist sein Lichtblick.

Text: Hendrikje Borschke
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