Seit Ende 2014 sehen sich die Menschen im Land mit einem vollkommen neuen Phänomen konfrontiert. Pegida mobilisierte zeitweise bis zu 20 000 Menschen, die durch Dresden marschierten und das Abendland in Gefahr sahen. Zu viele Fremde bringen angeblich das Gefüge im Land durcheinander. Viele träumen von nationaler Abschottung und einem ethnisch homogenen Deutschland. Dabei herrscht bei vielen Pegida-Sympathisanten die Ansicht vor, für das Volk zu sprechen.
Über 120 000 Menschen haben gegen Pegida demonstriert
Doch ob das Volk sich von Pegida vertreten fühlt ist eine ganz andere Frage. Zwar gründeten sich in anderen deutschen Städten Pegida-Ableger ― die Resonanz blieb dort eher gering. Stattdessen formierten sich eindrucksvolle Widerstände gegen die rechten Populisten: Im Januar demonstrieren bundesweit 120 000 Menschen gegen Pegida und seine Nachahmer.
Man müsse die „Ängste und Nöte“ dieser sogenannten Patrioten ernst nehmen, lautete es zeitweise von besorgten Politikern. Die Ängste und Nöte von Flüchtlingen und Migranten spielten bei der Diskussion kaum eine Rolle. Denn seit Pegida ist vor allem in Dresden das Klima für die wenigen Migranten dort rauer geworden.
Hand in Hand für ein gutes Leben
Wer gegen Migranten, Muslime und Flüchtlinge Stimmung macht, grenzt aus und spaltet die Gesellschaft. Das ist nicht ungefährlich, weiß die IG Metall. Deshalb legt sie in den Betrieben, in denen sie vertreten ist, Wert auf Solidarität. Hand in Hand und mit Erfolg arbeiten dort Menschen aus allen Ländern für gute Arbeit und für ein gutes Leben.
In ihrer Satzung erklärt die IG Metall ausdrücklich, sich für die Interessen ihrer Mitglieder einzusetzen. Gemeint sind damit nicht nur die deutschen, blonden und blauäugigen Mitglieder, sondern alle ― egal welcher Haut- oder Augenfarbe. Außerdem fördert die IG Metall die Gleichstellung aller Menschen, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft.
Migranten sind ein Teil Deutschlands
Gerne tut Pegida so, als wäre Migration etwas Neues in Deutschland. Doch allein im Jahr 2013 sind 1,23 Millionen Menschen eingewandert. Zieht man die 800 000 Auswanderer ab, bleibt ein Plus von 430 000 Menschen. Bereits jetzt haben 20,5 Millionen Einwohner einen Migrationshintergrund ― etwa die Hälfte von ihnen sind deutsche Staatsbürger.
Migration ist also keinesfalls eine neue Entwicklung, sondern der Normalfall. Einwanderer haben tatsächlich häufig Probleme, beispielsweise weil sie nur prekäre Jobs bekommen oder sich mit komplizierten Einwanderungsregeln herumschlagen müssen. Ein transparentes und ganzheitliches Einwanderungsgesetz könnte hier Abhilfe schaffen, ebenso wie eine gelebte Willkommenskultur, die den Migranten politische Teilhabe ermöglicht. Nicht zuletzt braucht das Land Zuwanderer, die wie ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen ein Interesse an guter Arbeit und fairen Löhnen haben.
Müssen deutsche Frauen bald Kopftuch tragen?
Geradezu absurd ist die Angst vor dem Islam. So heißt es auf Pegida-Schildern: „Unsere Frauen müssen bald Kopftuch tragen“. Fakt ist, es gibt vier Millionen Muslime im Land. Das hört sich viel an, sind aber gerade mal 4,2 Prozent der Bevölkerung. Muslime sind Kollegen, Kunden, Fußballer, Nachbarn, Ärzte, Krankenpfleger, Mitschüler, Lehrer, Polizisten, Eltern, Politiker und so weiter. Muslime sind Teil dieses Landes und orientieren sich stark an den Grundwerten Deutschlands. Die Hälfte der Muslime haben zudem einen deutschen Pass. Steigt ihre Zahl weiter so wie bisher, dann leben im Jahr 2030 etwa sieben Prozent Muslime in Deutschland.
Kein Mensch verlässt ohne Not seine Heimat. Viele sind auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Folter. Doch von den 51,2 Millionen Flüchtlingen kommen gerade mal ein Prozent nach Europa und 173 000 nach Deutschland. Hier finden sie häufig Bedingungen vor, die ihnen kaum ein normales Leben ermöglichen. Tatsächlich gibt die Politik Millionen Euro für die Grenzsicherung aus, kann aber nicht für menschenwürdige Unterkünfte sorgen.
Rechtspopulismus trifft auf Abstiegsängste
Die Welt um uns herum kommt nicht zur Ruhe. In Syrien und in der Ukraine toben Kriege, IS-Terroristen massakrieren „Ungläubige“ und Mitarbeiter der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Und trotz aller Gefahren riskieren immer mehr Menschen ihr Leben und flüchten nach Europa ― in der Hoffnung, Schutz und eine Lebensperspektive zu finden.
Die Welt wird auch nicht einfacher, sie ist komplex und verändert sich ständig. Hinzu kommt, dass die Menschen soziale Abstiegsängste haben, mit Altersarmut rechnen müssen und von prekärer Arbeit bedroht sind. Kommen dann Rechtspopulisten mit einfachen Parolen, fallen solche nicht selten auf ängstlichen und fruchtbaren Boden: Als Sündenböcke müssen dann leider oft diejenigen herhalten, die für ihre Schicksale am wenigsten verantwortlich sind.