Die EU ist in der Krise. Es geht um Milliarden. Riesensummen werden bereitgestellt, um Banken und Finanzmärkte zu retten. Die Menschen, ihre Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse werden nachrangig behandelt.
Mit rigiden Sparmaßnahmen versuchen die Regierungen in Europa ihre Haushalte wieder auf Kurs zu bringen. Doch die bisherigen Rettungsversuche haben den Menschen in den Krisenländern vor allem Armut, Ungleichheit, Rezession und Arbeitslosigkeit gebracht. Gerade die jungen Menschen in den Krisenländern sind hart betroffen. In der EU sind inzwischen mehr als 5,5 Millionen Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. In Italien, Irland und Portugal ist jeder Dritte ohne Job. In Spanien und Griechenland sind sogar mehr als 50 Prozent arbeitslos.
Die Arbeitswelt ist gespalten
In Deutschland sinkt die Zahl der Arbeitslosen. Dank Export boomt die deutsche Wirtschaft. Doch die Arbeitswelt ist gespalten Zwar entstehen viele neue Jobs, doch ein großer Teil der neuen Beschäftigung ist atypisch. Leiharbeit, Werkverträge, Kurzzeitverträge, Teilzeitarbeit und Minijobs machen rund 25 Prozent der Beschäftigung aus. Die Entgelte in diesen Beschäftigungsverhältnissen sind im Durchschnitt um ein Drittel niedriger als in den Normalarbeitsverhältnissen. Auch hierzulande sind von dieser Situation die Jungen überproportional betroffen.
Junge Menschen sehen einer Zukunft entgegen, in der nichts mehr so ist, wie es vor einigen Jahrzehnten noch normal war. Auszubildende müssen darum kämpfen, nach der Prüfung in ein Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Jungfacharbeiter haben Angst, bei der nächste Krise wieder auf der Straße zu stehen, denn meist werden diejenigen entlassen, die erst kurz dabei sind. Junge Eltern müssen verkürzt arbeiten oder ganz aus dem Job ausscheiden, weil sie niemanden für die Betreuung ihrer Kinder finden und es nicht genügend Kitaplätze gibt. Die Lebensqualität sinkt. In dieser Situation scheuen sich viele Junge davor, langfristige Bindungen einzugehen, eine Familie zu gründen oder in anderen Lebensbereichen langfristig zu planen. Denn sie machen die Erfahrung, dass nichts auf Dauer sicher ist.
Raus aus dieser Misere, rein in sichere und faire Arbeit – das ist das Gebot der Stunde. Nur schwer oder spät einen Ausbildungsplatz zu bekommen, prekär beschäftigt oder ständig in Angst vor Arbeitslosigkeit zu sein – das belastet die Betroffenen nicht nur finanziell, sondern auch psychisch. Die Zukunftsplanung und Entwicklungschancen der Betroffenen sind stark beeinträchtigt. Vor dem Hintergrund, dass die junge Generation dem Arbeitsmarkt noch einige Jahrzehnte zur Verfügung stehen muss, muss diese Entwicklung gestoppt werden.
Davon profitieren nicht nur die Menschen, sondern auch die Wirtschaft. Denn Mitarbeiter, die keine Angst haben müssen, bei der nächsten Konjunkturdelle auf der Straße zu stehen, sind motivierter und stehen dem Unternehmen loyal gegenüber. Sie warten nicht darauf, bei der nächstbesten Gelegenheit einen besseren Job zu finden.
Mindeststandards für sichere und faire Arbeit
Mit ihrem Tarifabschluss hat die IG Metall in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie die Hürden in Sachen Leiharbeit ein Stück angehoben. Zumindest bei dieser Art der prekären Beschäftigung werden den Unternehmen engere Grenzen gesetzt. Denn nach dem neuen Metall-Tarifvertrag haben Leihbeschäftigte spätestens nach 24 Monaten das Recht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Doch auch für alle anderen Formen prekärer Arbeit müssen Lösung gefunden werden.
Die Politik muss endlich handeln. Die IG Metall fordert, dass die Regel „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ festgeschrieben wird – über alle Branchen hinweg. Zudem soll das Synchronisationsverbot wieder eingeführt werden. Das untersagt Verleihern, Leihbeschäftigte nur für die Dauer eines Einsatzes einzustellen. Zumindest hierzulande würden sich damit die Zukunftschancen junger Menschen verbessern.
Zudem fordert die IG Metall einen entschiedenen und sofortigen Kurswechsel in der Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der EU-Kommission mit dem Ziel
- einheitliche Mindeststandards für sichere und faire Arbeit zu schaffen,
- den Niedriglohnsektor einzudämmen und die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu begrenzen,
- mit besseren Bildungschancen und Übergängen in den Arbeitsmarkt mehr Zukunftsperspektiven für die Junge Generation zu schaffen.