Power vom Start weg

Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. Das verändert auch die Berufs­ausbildung. Viele junge Menschen zieht es in diesen Zukunftsbereich. Zum Beispiel bei Audi in Neckarsulm.

1. Juni 20211. 6. 2021
Martina Helmerich


Wenn Timo Wilk über E-Autos spricht, merkt man ihm echte Begeisterung an. „Beim Losfahren ist sofort volle Power da, gleich vom Start weg. Dazu kommen die futuristischen Fahrgeräusche. E-Autos hören sich einfach anders an, sie bieten ein anderes Fahrgefühl.“

Wie viele seiner Generation ist Timo Feuer und Flamme für Elektromobilität. Kein Wunder, auf den Straßen gibt es immer mehr Fahrzeuge mit E-Antrieb: nicht nur modern designte Autos, auch Zweiräder und Nutzfahrzeuge. Mit der wachsenden Zahl von Elektrofahrzeugen auf den Straßen und dem zunehmenden Auf- und Ausbau der erforderlichen Infrastruktur stehen auch Facharbeiterinnen und Facharbeiter vor neuen beruflichen Herausforderungen.

Wer in den Bereich einsteigt, ist am Puls der Zeit. Auf dem Wachstumsmarkt E-Mobilität gibt es gute Berufsaussichten. Die Eintrittskarte dafür ist die duale Ausbildung im Betrieb. Vielfältige Möglichkeiten stecken in den Bereichen Fahrzeugtechnik, Infrastruktur und Systemdienstleistung.


Breite Einsatzmöglichkeiten

Kein Wunder, dass Timo Wilk nach der Schule einen Beruf gewählt hat, der unmittelbar mit E-Mobilität zu tun hat. Der 17-Jährige macht bei Audi in Neckarsulm seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Timo ist im zweiten  Ausbildungsjahr. Schwerpunkt seiner Ausbildung ist die System- und Hochvolttechnik. Hinter dem Begriff steckt alles, was angehende Fachleute wie Timo zum Funktionieren eines Elektroautos wissen müssen. Parallel zur Schulung am E-Auto lernt er aber auch alle Details der Verbrennertechnologie und des Hybridantriebs. Timo findet es gut, dass er so umfassend ausgebildet wird, auch wenn dadurch die Lehrpläne deutlich umfangreicher geworden sind. Eine Verkürzung der Ausbildung von dreieinhalb auf drei Jahre ist bei guter Leistung aber weiterhin möglich.

Immer mehr junge Menschen, die ins Berufsleben starten, entscheiden sich für eine Richtung, die mit E-Mobilität zu tun hat. „Die jungen Leute sind sehr offen und wissbegierig“, sagt Ausbilder Daniel Vogt, der Auszubildende wie Timo bei Audi begleitet. Audi hat die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker umgestellt und bildet alle Nachwuchskräfte mit dem Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik in Neckarsulm aus.


Digitale Vernetzung

Viele Berufe – nicht nur der Kfz-Mechatroniker und die Kfz-Mechatronikerin – haben direkt oder indirekt mit Elektromobilität zu tun. Auch die Auszubildenden in der Werksfeuerwehr müssen wissen, was sie bei einem Elektroauto beachten und wie sie reagieren müssen, etwa wenn ein Fahrzeug brennt. „Die E-Mobilität reicht in immer mehr Berufe hinein und beeinflusst dementsprechend auch die Ausbildungsinhalte“, erläutert Audi-Betriebsrat Ari Zartmann. So hat Audi letztes Jahr die Ausbildung zum Fachinformatiker für digitale Vernetzung gestartet. Das Berufsbild wurde eingeführt, um den steigenden IT-Bedarf der Industrie 4.0 an vernetzter Automatisierung abzudecken. „Wir sehen durch die E-Mobilität auch ein wachsendes Interesse von Frauen an gewerblichen Berufen. Das Interesse und der Bedarf steigen“, sagt Zartmann.


Erst abklemmen, dann montieren

Der Umgang mit Elektroautos erfordert neue Kompetenzen. Rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge brauchen weder Kupplung noch Getriebe, weder Einspritzsysteme noch Auspuff. Dafür kommen neue Komponenten hinzu wie der Elektromotor, die Batterie und die Leistungselektronik, die Gleichspannung in Wechselspannung umwandelt. Mit seiner 400-Volt-Batterie ist das Elektroauto ein Hochvoltfahrzeug.

„Wir dürfen erst dann an einem E-Auto arbeiten, wenn das Fahrzeug spannungsfrei geschaltet ist und das Fahrzeug gegen das Wiedereinschalten der Spannung gesichert ist“, weiß Timo.

Nicht nur im Servicebereich ändert sich viel. Der Verkauf von Elektrofahrzeugen erfordert auch anderes Fachwissen bei den Automobilverkäufern. Denn die Arbeit am Elektroauto ist ganz anders als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor – und birgt durch die hohen Spannungen andere Risiken. Dazu brauchen Beschäftigte neue berufliche Qualifikationen. Das gilt für die berufliche Erstausbildung, aber auch für die Weiterbildung, die auf bereits bestehenden Ausbildungsberufen wie Elektroniker, Mechatroniker oder Systeminformatiker aufbaut.

Timo Wilk ist mit seiner Ausbildung in Neckarsulm sehr zufrieden. „E-Mobilität ist voll zukunftsorientiert. Von uns wird in der Ausbildung zwar viel verlangt, aber das wusste ich schon vorher. Wer Experte ist für Elektromobilität, gestaltet automobile Zukunft.“

 

Weitergehende Infos zu den Ausbildungs­berufen gibt es beim Netzwerk Qualifizierung Elektromobilität (NQuE), an dem die IG Metall beteiligt ist.

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