Gleiche Chancen statt Billigwettbewerb

Durch die EU-Gesetzgebung besitzen Europäische Betriebsräte wie Kerstin Mai Beteiligungsmöglichkeiten über die Ländergrenzen hinweg.

1. Mai 20191. 5. 2019


Wir Arbeitnehmer in Europa sitzen in einem Boot. Dank der Europäischen Union haben wir länderübergreifende Beteiligungsrechte über Europäische Betriebsräte (EBR). Das gibt es sonst in keiner Region der Welt. Nach EU-Recht bekommen wir etwa ausführliche Zahlen zur Investitionsplanung für alle Standorte unseres Unternehmens weltweit. Nach deutschem Recht haben wir darauf kein Anrecht.

Bei Bosch werden wir im EBR frühzeitig über Planungen informiert ― bevor die Entscheidungen getroffen sind ― und können gestalten. Etwa die Transformation des Antriebsstrangs im Automobil. Wir haben dazu eine Arbeitsgruppe unter dem Dach des EBR gegründet, die mit dem Management diskutiert. Es geht um Chancengleichheit bei der Teilhabe an Innovationen, um Qualifizierung und um eine gerechte Verteilung der Arbeit auf die betroffenen Standorte. Da sind alle dabei, niemand steht allein.

Als Hauptproblem in Europa sehe ich die extremen Unterschiede bei den Entgelten. So wird der Wettbewerb meist auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen. Kein Wunder, dass sich Menschen als Verlierer der Globalisierung fühlen. Die Herstellung echter Chancengleichheit ist daher für mich die wesentliche Aufgabe für die europäische Wirtschaftspolitik.


Kerstin Mai, 50, Europäische Betriebsrätin, Bosch, Hildesheim

 

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