Angesichts älter werdender Belegschaften einerseits und der künftigen technologischen Herausforderungen andererseits kommt der persönlichen beruflichen Weiterbildung eine besondere Rolle zu. Zwar erkennen viele Firmen, dass Bildung eine notwendige Zukunftsinvestition ist. Doch nur jeder zweite Betrieb handelt danach. Tatsächlich ist eine strategische Personal-. Kompetenz- und Weiterbildungsplanung in den Betrieben eher die Ausnahme als die Regel. Und auf transparente Verfahren und verbriefte Rechte können sich die wenigsten Beschäftigten berufen. Dass so der Eindruck entsteht, Weiterbildung ist Glücksache, verwundert nicht.
Nichts bleibt wie es ist. Alles ist im Wandel – vor allem in der Arbeitswelt. Daher gilt Bildung als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Doch in der betrieblichen Realität herrscht bis auf wenige Ausnahmen akuter Bildungsmangel. Weiterbildung und Qualifizierung sind oft nur Theorie und in der betrieblichen Praxis eher selten. Von einer Billion Umsatz der Metall- und Elektrobranche machen die Betriebe gerade mal acht Milliarden Euro locker für die Aus- und Weiterbildung. Das sind 0,8 Prozent. Und davon geben sie lediglich 0,4 Prozent für Weiterbildung aus. Bei 1000 Euro Umsatz sind das vier Euro für Bildung.
Geld ist einer der Knackpunkte ...
Die mangelnde finanzielle Unterstützung und der eingeschränkte Zeitanspruch auf Freistellung halten viele Beschäftigte davon ab, sich weiterzubilden. Daher fordert die IG Metall für die Metall- und Elektroindustrie mehr Zeit und Geld für Qualifizierung – und zwar in Form einer geförderten Bildungsteilzeit.
Es geht um Chancen für Junge ebenso wie für Ältere. Und die Arbeitgeber können mit der Bildungsteilzeit aktiv etwas für ihre Fachkräftesicherung im eigenen Unternehmen tun. Durch den technologischen Wandel werden viele Arbeitsplätze mit niedrigen Qualifikationsanforderungen wegfallen und der Bedarf an qualifizierten Fachkräften steigen. Weiterbildung ist dann das Gebot der Stunde und könnte vorbeugend gegen Engpässe bei den qualifizierten Fachleuten wirken. Gerade hochqualifizierte Mitarbeiter, die Erfahrungen aus der betrieblichen Praxis mitbringen, können ein großer Gewinn für das Unternehmen sein.
... bei der Qualifizierung
Die Bildungsteilzeit ist aber nur eine der Antworten, die die IG Metall auf die Fragen der Zukunft gibt. Die Anforderungen einer sich ständig verändernden Arbeitswelt treffen auf immer ältere Belegschaften. Deshalb fordert die IG Metall eine neue Altersteilzeit, die es den älteren Beschäftigten möglich machen soll, flexibel und früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu können. Die Zahl der Beschäftigten in der Altersklasse 60Plus hat sich in den letzten Jahren erhöht, doch die betriebliche Realität hat sich dieser Situation nicht angepasst. Die Belastungen des Arbeitslebens nehmen zu und tatsächlich gibt es zu wenig alters- und alternsgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten in den Unternehmen.
Zudem soll die Altersteilzeit auch mehr Wahlfreiheit bringen. Neben dem viel genutzten Blockmodell, bei dem zunächst voll gearbeitet wird und anschließend eine Freistellungsphase folgt, soll es Möglichkeiten geben, schrittweise die Arbeitszeit auf vier, drei oder Tage in der Woche zu reduzieren.
Die Altersteilzeit bietet die Möglichkeit, den Übergang von Älteren zu Jüngeren bruchlos zu gestalten. Auch die Weitergabe von betrieblichem Wissen und Erfahrungen kann mit einer schrittweisen Freistellung der Älteren fließender organisiert werden. Auch rechnet es sich für das Unternehmen, wenn Ältere früher ausscheiden können, denn wenn Ältere aus dem Beruf aussteigen, können mehr Jüngere ein- und aufsteigen. Das kann auch dazu genutzt werden, die Alterstruktur im Unternehmen zu gestalten. Die IG Metall fordert eine Regelung zur Altersteilzeit, die Bedingungen garantiert, die sich jede und jeder leisten kann.
... und bei der Altersteilzeit
Der bestehende Tarifvertrag FlexÜ läuft zum 31.März 2015 aus, wenn nicht eine Folgeregelung abgeschlossen wird. Diese soll nach dem Willen der IG Metall attraktiver werden. Einer der Knackpunkte bei der alten Regelung ist das Geld. Bislang nutzten vor allem Beschäftigte mit gutem Verdienst den FlexÜ. Auch die Arbeitnehmer mit niedrigeren Einkommen wollen Altersteilzeit nutzen, die meisten können es sich finanziell jedoch nicht leisten. Das will die IG Metall anpacken.
Für beide Forderungen – Alters- und Bildungsteilzeit – gibt es bei den Beschäftigten eine große Zustimmung. Schon bei der Beschäftigtenbefragung im Frühjahr 2013 votierten über 90 Prozent der Befragten für flexible Übergänge in die Rente statt starrer Einheitsrenten. Auch für die Forderung nach einer Bildungsteilzeit gab es viele Befürworter. 70 Prozent der Jungen erklärten damals, dass sie sich für ihre Arbeit weiterbilden müssen. Dass das in der Praxis jedoch nicht immer funktioniert, dafür gibt es Hürden und die gilt es in der anstehenden Tarifrunde zu überwinden.