Fünf Prozent fordert die IG Metall für die Beschäftigten der Holz und Kunststoff-, der Stahl- und der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. In der Metall- und Elektroindustrie diskutieren die Tarifkommissionen zurzeit noch, wie viel Prozent sie verlangen wollen. Erst am 15. März beschließt der IG Metall-Vorstand die endgültige Forderung.
Verdi und die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG fordern 6,5, die IG Bau 6,6 Prozent. Die 6,5 Prozent, die Verdi für die Landesbediensteten fordert, erklären sich unter anderem daraus, dass die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes dies 2012 auch für die Mitglieder bei Bund und Kommunen gefordert hatte.
Für viele zuständig
In der Metallindustrie verhandelt die IG Metall für mehr als 3,7 Millionen Beschäftigte. Los geht es ab 19. März. Seit einiger Zeit schon laufen Tarifrunden für rund 120 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Holz- und Kunststoffindustrie, seit 22. Februar für 75 000 nordwestdeutsche Stahlwerke und demnächst für weitere rund 8000 ostdeutsche Stahlarbeitnehmer. In Niedersachsen wollen rund 102 000 westdeutsche Beschäftigte des Volkswagen-Konzerns und von VW-Tochterunternehmen im Frühjahr mehr Geld für ihre Arbeit durchsetzen. Auch für 16 000 Menschen in der ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie stehen neue Tarifverträge an, und für Zigtausende im Handwerk, zum Beispiel in Autohäusern und Kfz-Werkstätten. Für die Beschäftigten in all diesen Branchen ist die IG Metall zuständig.
Vielfalt an Forderungen
Nicht nur die Höhe, auch der Inhalt der Forderungspakete unterscheidet sich. Während sich etwa in der Metallindustrie und bei VW reine Entgeltrunden abzeichnen, geht es bei Stahl und Textil zudem um weitere Themen, wie neue Altersteilzeitregelungen und Verbesserungen für Auszubildende.
Die Erfahrungen zeigen: Forderungen und Ergebnisse sollten nicht zu weit auseinanderklaffen. Denn enttäuschte Erwartungen erzeugen Frust in den Belegschaften. Die Abschlüsse, die die IG Metall bisher erzielt hat, können sich jedoch sehen lassen. Sie lagen in den vergangenen zwölf Jahren über denen der Gesamtwirtschaft.
In den guten Ergebnissen der IG Metall vor allem für die Metallindustrie spiegelt sich die wirtschaftliche Stärke der Branchen wider, aber auch die der IG Metall. Eine hohe Mitgliederzahl in vielen Betrieben macht sie in Tarifauseinandersetzungen stark und durchsetzungsfähig.
Zuschlag für die Konjunktur
Wenn die Gewerkschaften ihre geforderte Prozentzahl aufstellen, orientieren sie sich an der erwarteten allgemeinen Preissteigerungsrate und dem „Produktivitätszuwachs“ in der Gesamtwirtschaft. Beide bilden den sogenannten verteilungsneutralen Spielraum. Dieser wurde über die zwölf Jahre betrachtet ausgeschöpft. Und dies soll so bleiben. Wirtschaftsexperten erwarten dieses Jahr eine Inflationsrate von rund zwei und einen Produktivitätsanstieg von bis zu 1,5 Prozent. Daraus errechnet sich ein verteilungsneutraler Spielraum von bis zu 3,5 Prozent.
Hinzu kommen soll ein Zuschlag, um das Wachstum zu stützen. Die Ökonomen erwarten, dass die Konjunktur 2013 spürbar anzieht. Dabei setzen sie darauf, dass dieses Jahr die Inlandsnachfrage eine größere Rolle spielt, die auch durch höhere Löhne zustande kommen soll. „Diese Erwartungen“, sagt der IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber, „will die IG Metall nicht enttäuschen.“ Und die der Beschäftigten natürlich auch nicht.