Automobilindustrie
Für eine faire und solidarische Zusammenarbeit

Die IG Metall begrüßt die Einigung zwischen Volkswagen und den zum Finanzinvestor Prevent gehörenden Lieferanten ES Automobilguss und Car Trim.

24. August 201624. 8. 2016


Die IG Metall sieht in Lieferstopps und Vertragsverletzungen keine Antworten auf notwendige Korrekturen in den Zuliefererbeziehungen der OEMs. Nach Auffassung der Gewerkschaft ist dies auch nur vordergründig das Ziel der Prevent-Gruppe im Konflikt mit Volkswagen gewesen. Im Mittelpunkt stand der kurzfristige Profit des Finanzinvestors, kühl einrechnend, dass dies im hohen Maße die Beschäftigung und die nachhaltige Unternehmensentwicklung gefährdet. Mit der nun getroffenen Vereinbarung ist es aber gelungen, verlässliche Perspektiven für die Beschäftigten bei den Zulieferunternehmen zu vereinbaren.

ES Automobilguss und Car Trim sind in den vergangenen Monaten von der Prevent-Gruppe erworben worden, einer Holding von Private-Equity-Beteiligungen. Bevor sie ihre Lieferungen an Volkswagen einstellten, waren beide Unternehmen teils jahrzehntelang verlässliche Zulieferer des Autoherstellers.

Die Stärke der deutschen Automobilbranche besteht neben ihrer hohen Innovationsdynamik und den gut ausgebildeten Belegschaften in der engen Kooperation zwischen Zulieferern und Herstellern. „Dieses Plus darf nicht verspielt werden“, mahnt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Mit der zunehmenden Komplexität der Wertschöpfungsprozesse und angesichts der anstehenden Umbrüche in der Branche brauche die Kooperation auf beiden Seiten eine verlässliche Grundlage. „Künftige Herausforderungen wie E-Mobilität, Digitalisierung und Klimaschutz sind nur durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Zulieferunternehmen und den Endherstellern zu bewältigen“, so Hofmann.

Innovationen brauchen verlässliche Perspektiven und transparente Entscheidungen. Hierzu gehören aus Sicht der IG Metall vor allem faire Preisverhandlungen und die Vertragstreue beider Seiten bei bestehenden Aufträgen. Sie bilden die Grundlage einer fairen Zusammenarbeit. Gerade hier setzt zu Recht die Kritik vieler Zulieferer an der Einkaufspraxis der OEMs an.

Denn ein zu hoher Anspannungsgrad bei der Vergabepraxis der Hersteller behindere aus Sicht der IG Metall Innovationen der Zulieferer, statt sie zu fördern. Die Entwicklungsperspektiven der Zulieferunternehmen entscheiden zugleich über die Zukunftsperspektiven der deutschen Automobilindustrie insgesamt. Schnürt man den Zulieferern über die Kostenschraube die Luft ab, fehlen ihnen die notwendigen Ressourcen für die aktive Gestaltung notwendiger Veränderungsprozesse und die Innovationskraft geht verloren.

Solche Konflikte dürfen aber nicht auf dem Rücken der Belegschaften ausgetragen werden. Führt das Aussetzen der Lieferungen zu Produktionsausfällen und Kurzarbeit, sind tausende Beschäftigte die Leidtragenden, die nichts dafür können. Deshalb ist die Absicherung der Beschäftigten durch Kurzarbeitergeld aus Sicht der IG Metall notwendig, wenn der Arbeitsausfall nicht abwendbar ist.

Die IG Metall fordert verbindliche Grundsätze, die langfristig ausgerichtete partnerschaftlichen Beziehungen zwischen OEMs und Zulieferern garantieren und Vergabe wie auch Preisbildung für beide Seiten transparent und fair regeln. Nur so lässt sich die Innovationsführerschaft der deutschen Automobilindustrie und damit Beschäftigung langfristig sichern.

Im Juni 2015 haben IG Metall und Betriebsräte der Automobilbranche dazu ein Kommuniqué mit Grundsätzen einer fairen und solidarischen Zusammenarbeit beschlossen.

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