Werkverträge: IG Metall geht gegen Dumpingmethoden vor
Offensiv gegen eine neue Dynamik von Lohndumping

„Schaut, wer durchs Werkstor geht und fragt die Geschäftsleitung: Wer arbeitet hier? Lohnt sich die Vergabe von Werkverträgen?“ Der Zweite IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel ruft alle Metallerinnen und Metaller auf, offensiv mitzumachen gegen den Versuch, Werkverträge als als neues ...

2. Oktober 20122. 10. 2012


... Billiglohn-Modell zu missbrauchen.

Die Industriebetriebe entdecken Werkverträge zunehmend als neues Lohndumpingmodell. Zwar bedeutet nicht gleich jeder Werkvertrag niedrigere Löhne. Für bestimmte spezialisierte Aufgaben kann er von Nutzen sein.

Doch die Vergabe von Werkverträgen hat eine neue Dynamik. Sie umfasst auch Teile der Produktion und betriebsnahe Dienstleistungen. Aus vormals unbedeutenden Unternehmen entstehen neue Betriebe und Branchen. Und neuerdings ersetzen Firmen zunehmend auch Stammbeschäftigte durch Werkvertragspersonal. Insbesondere in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern scheint das gängige Praxis zu sein.

Ein Drittel aller Beschäftigten gehört nicht zur Stammbelegschaft

„Es gibt inzwischen Extrembeispiele, bei denen die Zahl der Fremdbeschäftigten drastisch zunimmt“, sagt Detlef Wetzel, zweiter IG Metall-Vorsitzender. Das bestätigt eine Betriebsräteumfrage, auf die sich Wetzel bezieht: „In der Stahlindustrie sind bis zu 35 Prozent der Leute, die morgens durch das Werkstor gehen, Beschäftigte von Fremdfirmen. Leiharbeitnehmer sind da noch nicht erfasst. Das heißt, mehr als ein Drittel aller Beschäftigten im Betrieb gehört nicht zur Stammbelegschaft.“

Die Bundesregierung und das Arbeitsministerium wollen von Lohndumpingmethoden nichts wissen und sehen keinen „Handlungsbedarf“. Doch solange die Politik nichts unternimmt, nutzen Unternehmer die bestehenden Lücken. Die will sich die IG Metall jetzt genauer anschauen und schließen. Mit einer Offensivstrategie in den Betrieben will sie Lohndumping durch Werkverträge verhindern.

Betriebsräte und Vertrauensleute sind gefordert

Dabei setzt die IG Metall vor allem auf die Betriebsräte und Vertrauensleute. Sie will die IG Metall für das Thema Werkverträge sensibilisieren: „Schaut, wer bei euch durchs Werkstor geht! Stellt der Geschäftsleitung Fragen: Wer arbeitet hier? Lohnt sich die Vergabe von Werkverträgen überhaupt?“ – erklärt Detlef Wetzel die Offensivstrategie. Alle IG Metall-Aktiven sind aufgefordert mitzumachen. „Vor allem die Vertrauensleute sind der Dreh- und Angelpunkt in den Betrieben“, betont der zweite Vorsitzende. Sie müssen auf die Kolleginnen und Kollegen in den Werkvertragsunternehmen zugehen, sie informieren, organisieren und sie beim Aufbau von gewerkschaftlichen Strukturen unterstützen.

Für ihre Kontakt- und Bestandsaufnahmen bekommen Betriebsräte und Vertrauensleute von der IG Metall umfangreiche Arbeitshilfen und Materialien an die Hand. Die Schulungen für Betriebsräte zur Problematik von Werkverträgen werden ausgebaut. Als Standards in den Werkvertrags- oder Fremdfirmen strebt die IG Metall die Arbeitsbedingungen der Stammbetriebe an. Sie sind der Maßstab. Nur so kann der Grundsatz „Arbeit: sicher und fair für Alle“ erreicht werden.

Politik muss handeln

Aber auch öffentlich und politisch wird die IG Metall mehr Druck machen, erklärt Detlef Wetzel. „Wir streiten auch auf der politischen Ebene für mehr Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Werkverträgen. Ziel ist es, hier einen Zugewinn an Rechten zu erreichen, sowohl bei der Bezahlung als auch bei der Gleichbehandlung. Ähnlich wie bei der Leiharbeitskampagne.“

Wenn alle Metallerinnen und Metaller offensiv mitmachen, kann die Regierung sich irgendwann nicht mehr wegducken und Augen und Ohren verschließen. Dann muss sie endlich handeln und die verschärften Leiharbeitsgesetze auf die Werkverträge ausweiten.

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