Bei Hawker gilt wieder Tarif

Bericht aus Bezirk Nordrhein-WestfalenFür die Beschäftigten des Hagener Batterieherstellers Hawker gilt wieder ein Tarifvertrag ― nach mehr als zehn Jahren.

1. Oktober 20181. 10. 2018
Norbert Hüsson


Die Firma war damals aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten, die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie galten für sie nicht mehr. Zum Bruch war es gekommen, weil die Geschäftsführung die Beschäftigten aufforderte, einen neuen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, mit dem ihre Wochenarbeitszeit von 35 auf 40 Wochenstunden erhöht wurde. Das wollte die IG Metall nicht mitmachen.

Länger als ein Jahr haben sich die IG Metall Hagen und ihre Mitglieder bei Hawker für den neuen Haustarifvertrag stark gemacht. Immer wieder fanden vor und im Werk Info-Veranstaltungen und Mitgliederversammlungen statt, Nichtmitglieder mussten überzeugt, neue Mitglieder gewonnen werden. Eine Tarif- und eine Verhandlungskommission wurden gewählt. Alles lief beteiligungsorientiert; alle Schritte wurden abgestimmt, die Belegschaft war informiert. Wer wollte, konnte sich einbringen, mitreden und mitbestimmen. Betriebsräte und die Vertrauensleute der IG Metall investierten viel Zeit in die Tarifbewegung.

Nun melden sie Erfolg: „Dieser Haustarifvertrag bildet den Querschnitt der Interessen im Unternehmen ab“, sagt Jens Mütze, Geschäftsführer der IG Metall Hagen und Verhandlungsführer. Der Vertrag lasse die Beschäftigten am Erfolg des Unternehmens teilhaben und besitze Vorteile für alle Alters- und Beschäftigtengruppen. „Der Vertrag ermöglicht älteren Kolleginnen und Kollegen einen flexiblen Übergang in die Rente und sichert jungen eine Perspektive im Unternehmen zu.“

Der Tarifvertrag verpflichtet die Tarifvertragsparteien ― IG Metall und Arbeitgeber ―, regelmäßig über die Entwicklung der Entgelte in der Metall- und Elektroindustrie zu reden und über eine Tariferhöhung zu verhandeln. Außerdem garantiert er den Auszubildenden und dual Studierenden im Unternehmen die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. Ältere Beschäftigte können 2018 und 2019 vorzeitig in Rente gehen. Sie verzichten im Endspurt ihrer Erwerbstätigkeit auf Teile ihres Entgelts und erhalten einen Zuschuss, um bis zu eineinhalb Jahre vor Beginn der gesetzlichen Altersrente von der Arbeit freigestellt zu werden und in Altersteilzeit zu gehen.

Darüber hinaus erhalten die Beschäftigten rückwirkend zum Monat Mai 2018 eine Entgelterhöhung von 3,75 Prozent. Die Zahl der Urlaubstage wird schrittweise dem Niveau der Metall- und Elektroindustrie (30 Tage) angepasst. Neueingestellte erhalten anfangs 26 Urlaubstage und pro Jahr ihrer Betriebszugehörigkeit einen weiteren Tag, maximal 30 Urlaubstage.

Die neue tarifliche Arbeitszeit beträgt jetzt wieder 35 Wochenstunden. Das heißt, für Neueingestellte gilt die 35-Stunden-Woche sofort. Alle anderen Beschäftigten sind aufgefordert, ihre Wochenarbeitszeit wieder auf 35 Stunden zu reduzieren ― zwar mit entsprechender Reduzierung ihrer Entgelte, aber mit einer Sprinterprämie von 3000 Euro.

Zusätzlich wurde in einer Betriebsvereinbarung geregelt, dass Duschzeiten bezahlt werden, was den Einkommensverlust etwas reduziert. Die Batteriemengen, die auf die einzelnen Standorte verteilt werden, schwanken hin und wieder, sodass es in der Vergangenheit immer mal wieder zu Kurzarbeit gekommen ist. Die Betriebsparteien ― Betriebsrat und Geschäftsführung ― erhoffen sich von ihrer Vereinbarung, das Risiko der Kurzarbeit zu verringern. Noch etwas hat sich geändert: Mehr als 50 Prozent der 400 Beschäftigen sind jetzt Mitglied der IG Metall.

| Das könnte Dich auch interessieren
Kontakt zur IG Metall

Newsletter bestellen